Landluft lernen in Echem

Unser Rundgang über das Gelände des Ausbildungszentrums führt uns vorbei an den alten Ställen und an den im Umbau befindlichen Unterkünften für Kursteilnehmer. Echem, bis in die 1920er-Jahre Standort der „Wintermelkerschule“, ist seit Jahrzehnten das Ausbildungszentrum für die Rinderhaltung, während in Wehner, im  sogenannten „Schweinekreis“ Oldenburg, das Ausbildungszentrum für die Schweinemäster und Sauenhalter war. Martina Wojahn hat übrigens einen anderen Begriff für den Landkreis Oldenburg, und der klingt wirklich besser: Veredelungsregion. Künftig werden die Seminare mit Schwerpunkt Schweinehaltung auch in Echem stattfinden – deshalb die nagelneue Stallanlage mit angeschlossener Biogasproduktion im Außenbereich von Echem.

Wer meint, in Echem werde nur die Schulbank gedrückt, der irrt. Hier wird am lebenden Objekt gelernt und studiert. Lehrräume sind direkt in den Ställen eingerichtet. Martina Wojahn: „Unser Ziel ist der Erkenntnisgewinn. Deshalb machen wir auch Erprobungen und Demonstrationen im Bereich Tierhaltung und Fütterung.“ 5000 Kursteilnehmer kommen im Jahr nach Echem. Spezielle Kurse, beispielsweise zur Klauenpflege, ziehen Teilnehmer aus ganz Europa an. Martina Wojahn: „Im Bereich Klauen sind wir das Kompetenzzentrum.“

Die Angebote lassen sich in drei Bereiche aufteilen: die überbetriebliche Ausbildung sowie Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen für Landwirte, den „Praxiscampus nachhaltige Nutztierhaltung“ mit Kursen für Schulklassen und Kindergärten sowie der Erlebnisbauernhof – geeignet für Betriebsausflüge, Geburtstagsfeiern und Ähnliches. Das Ausbildungszentrum öffnet sich ganz bewusst interessierten Laien. Der neue Slogan lautet nicht umsonst „Landluft lernen – Bildung, Wissen, Innovation“.

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Von Wolfgang Becker

Foto: Wolfgang Becker

In dem Stall sind zu Demonstrationszwecken
verschiedene Ruheboxen gebaut worden –
was den Kühen besser gefällt, ist unschwer zu erkennen.

STICHWORT TIERHALTUNG

In Echem werden landwirtschaftliche und wissenschaftliche Fragestellung in Echtzeit beantwortet. Dazu leben in der hochmodernen, teils computergesteuerten Rinderanlage
145 Milchkühe, darunter 85 in der konventionellen Melkung, 60 in einem Hightech-Stall mit Melkroboter (die Kuh lässt sich vollautomatisch melken, und bestimmt den Zeitpunkt selbst), Futteranschieberoboter und Spaltenschieberoboter (reinigt den Boden). Pro Jahr und Kuh erzeugt der Lehrbetrieb mehr als 10 000 Liter Milch. In den Ställen sind verschiedene Arten von Boxen und Böden eingebaut, damit Seminarteilnehmer alles kennenlernen. In einem eigenen Kälberstall wird der Nachwuchs großgezogen. In einem weiteren Stall warten die Kühe, die „trocken gestellt“ (nicht mehr gemolken) werden und deren Kälber demnächst zu erwarten sind. Nebenan ruhen die Kühe aus, die gerade abgekalbt haben. Die Herde ist noch im Aufbau begriffen, denn die neuen Ställe sind erst zwischen März und Mai in Betrieb gegangen.

Ab Januar 2016 wird es ein Pendant zur Rinderanlage für die Schweinehaltung geben. Auch hier werden zwei Haltungssysteme demonstriert – ein Novum, wie Martina Wojahn sagt. 252 Sauen werden in konventioneller Haltung (28 Tage Säugezeit, bevor die Ferkel in die Mast gehen), 32 Sauen in ökologischer Haltung (42 Tage Säugezeit) gehalten. In der konventionellen Ferkelaufzucht stehen 1190 Plätze (Ferkelverkauf alle zwei Wochen) und 1070 Mastplätze zur Verfügung. Im Öko-Bereich wird anders gearbeitet: Hier stehen 80 Ferkelaufzuchtplätze in vier Gruppen à 20 Tiere und 260 Mastplätze zur Verfügung. Eine möglichst regionale Schlachtung ist geplant, wie Martina Wojahn sagt. Außerdem werden in Echem Hühner, Schafe und Ziegen zu Lehrzwecken gehalten. wb

Web: www.lbz-echem.de

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