Neue Äpfel braucht das Alte Land

Fotos: Björn VaselHightech im Obstbau: Jacob-Hinrich Feindt von der Züchtungsinitiative bei der Arbeit. Jeder Baum der „geheimen“ Plantage hat einen Funk-Chip, Infos über Frucht oder Schädlingsanfälligkeit werden in einer Datenbank gespeichert – und bewertet. Fotos: Björn Vasel

 Die großen Hoffnungen der Züchtungsinitiative Niederelbe ruhen unter anderem auf P45 und P17 – In diesem Jahr vorgestellt:  „105”, eine Mischung aus Braeburn und Pinova

Die Obstbauern und -händler an der Niederelbe sind auf der Suche nach dem Super-Apfel. Gesucht wird eine neue Hauptsorte – exklusiv für die Betriebe im Alten Land, in Kehdingen und im Land Hadeln. Dabei kooperieren die Erzeuger mit der Baumschule Carolus in Belgien und der Fachhochschule Osnabrück. Ihr Ziel: Leistungsfähige, angepasste und erfolgreiche Apfelsorten für Nordeuropa zu schaffen. Mehr als 25 000 potenzielle Sorten (Klone) hat die Züchtungsinitiative Niederelbe (ZIN) bereits geprüft, in diesem Jahr wurde „105“ (aus den Elternsorten Braeburn und Pinova) bei den Norddeutschen Obstbautagen vorgestellt.

Seit 2002 arbeitet die ZIN am Zukunftsapfel. „In drei bis vier Jahren haben wir eine Hauptsorte – wenn es optimal läuft“, sagt Matthias Schmoldt von der Züchtungsinitiative. 180 Mitglieder zählt die ZIN mittlerweile. „Wir sind auf der Zielgeraden“, ergänzt Ulrich Buchterkirch. Bislang lief die Forschungsarbeit vor allem auf dem Selektionsfeld in Kehdingen, mittlerweile werden die ersten vielversprechenden Sorten in einigen Praxisbetrieben angebaut, bis zu 100 Bäume eines Klons wurden aufgepflanzt.

Im Fokus stehen Sorten, die auch für Öko-Betriebe interessant sein könnten. „Sie sind schorfresistent“, sagt Buchterkirch. Übrigens: Jedes Jahr werden auf dem Selektionsfeld bis zu 2500 bis 3000 neue Sorten/ Bäume gepflanzt, nur 30 „überleben“ die Selektionsstufe I. Was heißt das? Früchte, die einem Mindest-Standard entsprechen, kommen eine Runde weiter (Selektionsstufe II). Voraussetzung für die „Qualifikation“ ist ein Durchmesser von mindestens 65 Millimetern oder ein ansprechendes Aussehen. Die Eigenschaften (von der Fruchtqualität über Erntetermin, Haltbarkeit, Schädlingsanfälligkeit, Geschmack, Ausfärbung bis zum Behang) wurden akribisch geprüft – jeder Apfelbaum ist über einen Funk-Chip identifizierbar. Kurzum: In die Selektionsstufe III schaffen es allenfalls drei Sorten. Rausfinden müssen die Züchter auch, ob es sich bei den neuen Apfelsorten um diploide oder triploide handelt, die letzteren eignen sich nicht als Befruchter. Schwerpunkt der ZIN-Arbeit ist es jedoch, den Geschmacksnerv der Verbraucher zu treffen.

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