Gründer leiden unter Geldmangel – das soll sich jetzt ändern

Professor Dr. Hoc Khiem TrieuProfessor Dr. Hoc Khiem Trieu hält ein mMS-Implantat in die Kamera. Diese Größe wäre für den Einsatz beim Menschen gedacht. Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Trieu studierte an der RWTH Aachen Physik und arbeitete schließlich 17 Jahre am Fraunhofer-Institut in Duisburg, bevor ihn der Ruf an die TUHH ereilte. Fotos: Wolfgang Becker

Im Hamburger Süden formiert sich eine Initiative zur Beschaffung von Venture Capital – Top-Thema, aber zu wenig Geld: TUHH-Professor arbeitet an Heilungsmethode für Querschnittgelähmte.

ie Bilder haben sich eingebrannt: Am 4. Dezember 2010 verunglückt der damals 23-jährige Samuel Koch in der Fernsehshow „Wetten, dass..?“ in Düsseldorf, als er im Rahmen einer Wette mit speziell gefederten Sprungstiefeln über ein fahrendes Auto springt und stürzt. Seither ist er vom Hals abwärts querschnittgelähmt. Der SuperGau. Die Chance auf Heilung? Gleich null, so die offenkundig alternativlose Antwort. Dr.-Ing. Hoc Khiem Trieu, Professor an der Technischen Universität Hamburg (TUHH) in Harburg, würde der knappen Antwort vermutlich ein „Zurzeit“ voranstellen, denn er treibt seit Jahren eine Entwicklung voran, die dazu führen könnte, dass Querschnittgelähmte tatsächlich geheilt werden. An Ratten ist das Verfahren bereits erfolgreich getestet worden. Allein: Es mangelt immer wieder an Geld. Die Industrie zeigt kein Interesse. Jetzt hat das Bundesforschungsministerium 1,4 Millionen Euro bewilligt – Geld genug für die nächste Entwicklungsstufe.

Der Leiter des Instituts für Mikrosystemtechnik treibt eine Forschungsarbeit seines Vorgängers, Professor Jörg Müller, voran. Er ist also weder der Erfinder noch ein Gründer mit einer unglaublichen Geschäftsidee, sondern ein beharrlich arbeitender Wissenschaftler, der das Zeug dazu hat, gemeinsam mit Medizinern die Welt ein kleines Stück zu verbessern. Trotz dieser Konstellation steht der Fall exemplarisch für all jene, die zwar eine gute, vielleicht sogar sensationelle Idee, aber kein Geld für die Umsetzung haben. Insbesondere im Bereich wissensbasierter Gründungen aus dem Hochschulumfeld kommt jetzt jedoch Bewegung in die Szene: Im Hamburger Süden hat sich eine Initiative formiert, die das Ziel verfolgt, Venture Capital zu beschaffen. Grund: Gründer haben alles – Räume, Know-how, Ideen, aber in der Regel zu wenig oder gar kein Geld. Das soll sich ändern.

Auch an anderer Stelle steht das Thema Gründer ganz oben auf der Agenda: beispielsweise im Umfeld der TUHH und in den benachbarten Landkreisen Harburg, Stade und Lüneburg. Das „Zeitfenster für Gründer steht derzeit noch offen“, sagt Dr. Christian Salzmann, neuer Leiter des Startup Docks der TUHH und deutet damit an, dass sich die Verhältnisse verschlechtern könnten. Andere Akteure lassen sich davon nicht beeindrucken: Der Hamburger Bauunternehmer Arne Weber (HC Hagemann) geht bereits in die Detailplanung für den ersten Bauabschnitt des Hamburg Innovation Port, der im Harburger Binnenhafen gebaut werden soll.

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