Und plötzlich bist du E-Mobilist . . .

Wolfgang BeckeTestfall Ladesäule: B&P-Redakteur Wolfgang Becker holt sich eine Ladung Strom ab . . . Foto: Gabriele Münchow-Becker

Ein Wochenende mit einem smart forfour electric drive von Mercedes Tesmer – Die Geschichte einer ungewöhnlichen „Jungfernfahrt“ .

Diesel hin, Skandal her – die derzeitige Megadebatte um Stickoxide, Software-Tricks, Kartelle und Fahrverbote in Städten hat auch eine positive Seite: Sie schärft den Blick für alternative Antriebe, insbesondere den Elektromotor. Das zögerliche Vorankommen der E-Mobilität in Deutschland steht plötzlich einem dieselbedingten Nachfrage-Boom gegenüber. Nachfrage wohlgem erkt, noch nicht zwangsläufig Kauf. Doch wie ist es, mit einem E-Car unterwegs zu sein? Wie fährt sich so ein Auto? Was passiert, wenn ein Autofahrer aus der Generation Verbrennungsmotor plötzlich keinen Doppelauspuff mehr hat? Und viel wichtiger: Wie steht es um die Stromversorgung auf der Strecke, wenn die Reichweite plötzlich ins Schlingern gerät? Antworten erhielt B&P-Redakteur Wolfgang Becker an einem smarten Wochenende im Juli – er fuhr einen smart forfour electric drive von Mercedes Tesmer.

Das Fahrzeug
Schon allein der smart ist ein Thema für sich. Das wendige Miniauto ist längst Legende und bietet in der forfour-Version doch tatsächlich vier Türen und vier Sitze. Spaß beiseite: Wer noch nie einen smart gefahren hat, sollte das einmal ausprobieren. Es gäbe jede Menge Details, über die an dieser Stelle berichtet werden könnte, doch hier geht es nicht um ein kleines Auto aus dem Hause Daimler, sondern um ein kleines Auto aus dem Hause Daimler mit Elektroantrieb.

Das erste, was bei der E-Premiere ins Auge fällt, ist ein Instrument, das es in normalen Autos so nicht gibt: die Batterieladezustands- und Leistungsanzeige. Vorn links auf dem Armaturenbrett thront sie und teilt dem Fahrer mit einem scharfen Ausschlag nach ganz rechts mit: „Du sollst nicht ständig Kick-down machen – das geht auf die Batterie!“ Lehre Nummer eins: Wer es weit bringen will, der gehe mit der Energie sparsam um.

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Fotos: Wolfgang Becker

Testfall smart forfour electric drive : Der kleine City-Flitzer ist ideal für zwei Personen, bietet aber auch Platz für vier. Fotos: Wolfgang Becker

Der „rote Bereich“
Die Verbrauchsanzeige, die bei Bremsvorgängen übrigens auch Energiezufuhr anzeigt, ist beim Start noch ständig im Fokus des E-Neulings am Lenkrad. Doch schnell wird klar: Die wirklich wichtige Anzeige ist unten rechts auf dem zentralen Display zu finden. Sie zeigt die noch verbleibende Reichweite an. Reine Nervensache für den Dieselfahrer, der nach dem Volltanken mehr als 800 Kilometer weit fahren könnte, aber nach 700 Kilometern natürlich ebenfalls unruhig wird. Beim smart electric drive ist das anders: Selbst bei voller Batterie starten wir hier im „roten Bereich“ und haben bei gemäßigter Fahrweise nur Energie für gut 130 Kilometer. Auch wenn die Hersteller von Elektroautos mit Hochdruck an der Reichweitenthematik arbeiten – daran muss sich der E-Mobilist erst einmal gewöhnen.