Leuchtturmprojekt im Hamburger Hafen: Das „Lighthouse Zero“

copyright_bloomimagesSo soll es werden: Diese Visualisierung zeigt das „Lighthouse Zero“ vor der Kulisse des Hamburger Hafens.

Hier entsteht ein herausragendes Leuchtturmprojekt mit aussichtsreicher Rolle im olympischen Bewerbungs-Marathon.

Fots: Wolfgang Becker

Links: Das offizielle Lighthouse-Startfoto mit Wirtschaftssenator Frank Horch (von links), Bauherr Arne Weber und HafenCity-Geschäftsführer Jürgen Bruns-Berentelg: Das dritte Röhrensegment schwebt am Kranhaken.

Der Weg an die Baakenhöft-Spitze im Hamburger Hafen ist noch etwas ungewohnt, aber er lohnt und hat künftig das Zeug zum Pilgerpfad für Architekten und Architekturbegeisterte: Hier entsteht an drei Seiten von Wasser umgeben derzeit das weltweit erste Lighthouse, eine kreisrunde Wohnplattform, platziert auf einem 20 Meter hohen Betonschaft. Der Hamburger Bauunternehmer Arne Weber (HC Hagemann) realisiert das von ihm selbst erdachte futuristische Projekt „Lighthouse Zero“ an einem der markantesten Punkte, die der Hafen zu bieten hat. Der Prototyp, der an dieser Stelle aus baurechtlichen Gründen nicht bewohnt werden darf, soll weltweit vermarktet werden. Zugleich bereichert er die Hamburger HafenCity um ein bautechnisches Highlight und dürfte eine im wahrsten Sinne des Wortes aussichtsreiche Rolle bei der Bewerbung der Hansestadt um die Ausrichtung der olympischen Spiele 2024 spielen.

„Für den ersten Spatenstich ist es schon zu spät, für das Richtfest noch zu früh“, sagte Arne Weber in seiner Begrüßung und erklärte, warum er sich dafür entschieden habe, zur Montage des dritten Röhrenelements zu laden. Tatsächlich ist so ein Haus noch nie gebaut worden – also sind auch die traditionellen Bautermine anders gelagert als bei normalen Gebäuden. Zum offiziellen Termin mit Wirtschaftssenator Frank Horch und Professor Jürgen Bruns-Berentelg, Vorsitzender der Geschäftsführung der HafenCity Hamburg GmbH, standen also bereits zwei Röhrenelemente auf einem 100 Quadratmeter großen mächtigen Beton-Fundament, das wiederum auf einem Dutzend Bohrpfählen ruht.

„Das erzeugt Glücksgefühle“

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Eine Frage, die manchen Gast bewegt haben mochte, beantwortete Weber gleich zu Anfang: „Nein, der Turm schwankt nicht. Aber wenn man am Geländer der Kanzel steht, wird der Schaft nicht zu sehen sein. Man wird den Eindruck haben, als ob man schwebt. Das erzeugt Glücksgefühle.“ Weber dankte der Hansestadt für die Möglichkeit, sein Projekt an der herausragenden Stelle bauen zu dürfen – allerdings funktioniere dies auch nur an einem Punkt mit Aussicht.

Und genau das will sich die Hansestedt zunutze machen. Das „Lighthouse Zero“ steht genau dort, wo das Olympia-Konzept den Hauptzugang auf den Kleinen Grasbrook vorsieht. Bestandteil des Vertrages ist deshalb, dass die Stadt an 30 Tagen im Jahr ein Nutzungsrecht hat und mit maximal 49 Personen das Lighthouse besuchen darf. Grund: Von dort oben eröffnet sich nicht nur ein grandioser Blick auf den Hafen, sondern vor allem auch auf das potenzielle Olympia-Gelände. Sobald der Bau fertig ist, dürfte demnach auch ein Besuch des Nationalen und des Internationalen Olympischen Komitees anstehen.

Ob das Lighthouse allerdings noch steht, wenn Hamburg tatsächlich olympische Spiele ausrichten sollte, ist nicht ganz sicher: Der Vertrag sieht eine Standzeit von fünf Jahren vor. Bruns-Berentelg ließ in seiner Rede allerdings durchblicken, dass die Chance auf Verlängerung durchaus realistisch sei.

Foto: Wolfgang Becker

Bauherr Arne Weber
(von rechts), Haspa-Regionalbereichsleiter Arent Bolte und Haspa-Vorstand Frank Brockmann trotzen dem Hamburger Schmuddelwetter.

Nur fünf Jahre Standzeit?

Wirtschaftssenator Frank Horch ist begeistert von dem innovativen Charakter des Projekts. Zwar habe er auch schon gehört, dass dieses Haus ja eher in einen Science-Fiction-Film passe, aber: „Science Fiction ist eine Art Archäologie der Zukunft“, zitierte er den amerikanischen Schriftstelle Clifton Fadiman. Horch: „Das Light-house ist ein spektakulärer Bau – nachhaltig, architektonisch durchdacht und innovativ. Pate stand ein Leuchtturm. Das passt zu Hamburg. Ein echtes Leuchtturm-Projekt! Ich bin gespannt, wie das Schule machen wird.“

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Dreieinhalb Jahre hatte die Suche nach dem richtigen Standort gedauert. Ein „relativ langer Anlauf“, wie Jürgen Bruns-Berentelg einräumte. Das Lighthouse sei ein herausragendes Projekt, das sich in die Liste der ungewöhnlichen Architektur der Hafen-City bestens einreihe. Möglicher Kritik baute er vor: „Wir haben nicht die Haltung, dass überall mit rotem Backstein gebaut werden muss. Das gilt vielleicht für das direkte Umfeld der Speicherstand, aber hier ist auch ein anderer architektonischer Ausdruck möglich. Mehr noch: Er ist ausdrücklich erwünscht.“

Der HafenCity-Geschäftsführer weiter: „Die HafenCity ist mittlerweile ein weltweit beachtetes Vorzeigeobjekt. Wir unterstützen als Stadt die Vermarktung des Produkts. Gleichzeitig unterstützt das Lighthouse die HafenCity – eine klassische Win-win-Situation. Die HafenCity hat nun einen Ort für besondere kleine Veranstaltungen.“

Eine klassische Win-win-Situation

Das „Lighthouse Zero“ soll bereits im Dezember eingeweiht werden. Die Plattform, die in Ortbeton erstellt wird (härtet an dem Ort aus, an dem er gegossen wird), ruht auf viereinhalb Röhrenelementen, die per Telekran aufeinandergestellt wurden. Ein Element wiegt etwa 27 Tonnen und hat einen Durchmesser von 3,20 Metern. Der Prototyp für eine bisher nie dagewesene Wohnform mit 360 Grad Panorama-Aussicht bietet 230 Quadratmetern Wohnfläche in 20 Metern Höhe. Der Garten befindet sich auf dem Dach und ist 150 Quadratmeter groß. Die Idee ent-wickelte HC Hagemann-Inhaber Arne Weber auf dem ausrangierten Leuchtturm Großer Vogelsand in der Deutschen Bucht. In den vergangenen zwei Jahren wurde das Lighthouse zusammen mit dem Hamburger Architekturbüro BIWERMAU Architekten bis ins Detail durchgeplant. Parallel zum Bau werden bereits weitere Standorte in besonderer Lage geprüft.

Web: www.lighthouse-living.de
www.hchagemann.de