Schade, dass Harburg kein Bergdorf ist . . .

Foto: L/B oder Robert HoferKunst verbindet: Im schweizer Bergdorf Vercorin (Wallis) findet jedes Jahr eine andere Aktion statt – ein Vorbild auch für Fußgängerzonen? Das Foto zeigt die Arbeit „street painting #5“ von L/B aus dem Jahr 2010. Foto: L/B oder Robert Hofer

Letzter Auftritt von konsalt – Warum es so schwierig ist, die Fußgängerzone Lüneburger Straße wieder flott zu machen.

Das war der letzte offizielle Auftritt von konsalt-Geschäftsführerin Margit Bonacker als Verantwortliche für die inhaltliche Ausgestaltung des Business Improvement District (BID) Lüneburger Straße in Harburg. Beim sechsten „Runden Tisch Immostandort Lüneburger Straße“ ließ sie die Jahre seit 2007 Revue passieren, in denen verschiedene konsalt-Projektleiter damit beschäftigt waren, die Fußgängerstraße in der Harburger Innenstadt zu reanimieren. Thema der Veranstaltung: „Shopping, Wohnen, Freizeit – Die Zukunft der Lüneburger Straße als lebendiger und urbaner Standort?!“ Die Bilanz, nachzulesen in der September-Ausgabe von Business & People, fiel gemischt aus. Längst ist die Straße noch nicht wieder zu blühendem Leben erwacht, aber der Verfall ist durchaus gestoppt. Immerhin gehörte die „Lü“ – ein Begriff, der erstmals bereits in dem 2000 erschienenen Buch „Harburg von 1970 bis heute“ fiel – zu den BID-Pionieren in Hamburg.

Zwischen Dönertüte und „Vierjahreszeiten“

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Mittlerweile gibt es in der Hansestadt 24 BID-Zonen, die durchweg das Ziel haben, die Standorte attraktiver zu machen und den dort vorhandenen Einzelhandel zu stärken. So war es auch in der von Leerständen geplagten Lüneburger Straße, als konsalt 2008 endlich offiziell zum BID-Aufgabenträger benannt wurde – ein Platz zwischen den Stühlen, auf denen die Grundeigentümer, die Politiker und die Verwaltungsleute sitzen. Mit dem Geld der Anlieger, die per Gesetz zur Mitfinanzierung verpflichtet werden, konnte denn auch einiges erreicht werden. Außerdem flossen Kompensationsmittel als Ausgleich für die Erweiterung der Verkaufsfläche im Phoenix-Center. Unter anderem wurde der sogenannte „Schmuddeltunnel“, eine Wortschöpfung der „Harburger Anzeigen und Nachrichten“, zwischen der Lüneburger Straße und der Seevepassage verschönert. Aus einem inoffiziellen öffentlichen Noturinal wurde ein Ort der Kunst.

Wie ein öffentlicher Raum einzigartig gestaltet werden kann, führte Sofia Petersson vom Büro ANNABAU Architektur und Landschaft anhand einiger eindrucksvoller Fotos vor, die zeigten, dass Kunst nicht selten der Schlüssel zum Alleinstellungsmerkmal und zur Schaffung von Identität ist. So macht der Kunstverein R&Art in dem malerischen schweizer Bergdorf Vercorin (Wallis) jedes Jahr eine verbindende Aktion, in deren Rahmen ein zeitlich limitiertes Gesamtkunstwerk entsteht, das den ganzen Ort umfasst. Nun hat Harburg mit einem Bergdorf ungefähr so viel gemeinsam wie eine Dönertüte mit dem Hotel „Vierjahreszeiten“, aber die Grundidee ist spannend. ANNABAU hatte, wie in B&P berichtet, den Wettbewerb zur Neugestaltung der Seevepassage gewonnen und dabei schon einmal mutig den wohl größten Schwachpunkt der Innenstadt weggeplant: die Lindbergsche „Harburg-Center-Ruine“ am Harburger Ring.