Das Auto ist die perfekte mobile Litfaßsäule

Foto: Wolfgang BeckerAuftrag ausgeführt - Barbara Hemping, Leiterin der Folienverklebung, vor der Zugmaschine. Foto: Wolfgang Becker

Vom Mini bis zum Sattelauflieger: Folierungen sorgen für Aufmerksamkeit und Werbeeffekt

Ein Plakat an der Litfaßsäule, ein Banner an der Hauswand, ein Schriftzug auf dem Kugelschreiber, eine Anzeige in der Zeitung – Werbung braucht Platz, und der kostet Geld. Da trifft es sich gut, dass es Möglichkeiten gibt, zusätzlich kostenlose Werbefläche zu aktivieren und zugleich den Radius durch einen hohen Anteil an Mobilität zu erweitern. Kein Wunder also, dass es auf den Straßen von Werbung nur so wimmelt: Das Auto ist die perfekte mobile Litfaßsäule.

Wie sich Unternehmen auf dem rollenden Werbeträger perfekt in Szene setzen lassen, weiß Barbara Hemping, Mitarbeiterin der Buchholzer Firma Der Beschrifter. Als Produktionsleiterin für die Folienverklebung ist sie mit ihrem Team tagtäglich damit befasst, Werbung auf Fahrzeuge zu bringen. Bevor sie in Aktion tritt, sind allerdings die Kollegen von der Grafik am Zug, denn viele Kunden haben zwar eine Idee, aber keine Vorstellung davon, was technisch machbar ist.

Ein Arbeitsgang für Fachleute: Entgittern, tapen, rakeln . . .

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Auf die Idee folgt die Datei – sie enthält alle grafischen Daten und steuert den Plotter, auf dem die Folien für die Verklebung produziert werden. Vereinfacht gesagt: Aus der eigentlichen Folie, die auf einer Trägerschicht (Liner) klebt, werden beispielsweise Buchstaben für einen Schriftzug ausgeschnitten. Anschließend wird „entgittert“ – also das überflüssige Material entfernt. Es bleiben die Buchstaben stehen. Die wiederum werden mit einem transparenten „Übertragungs-Tape“ (eine weitere Folie) fixiert – nun kann der Schriftzug an der Autotür positioniert und korrekt eingemessen werden. Ist die Justierung abgeschlossen, kann die Trägerschicht entfernt werden. Die Klebeschicht liegt nun frei. Im selben Arbeitsgang werden die Buchstaben „gerakelt“ – mit einem Werkzeug („Rakel“) unter Druck auf die Fläche gepresst, sodass sich keine Luftblasen bilden. Der Druck bricht Moleküle im Kleber auf – der Schriftzug verklebt mit der Autotür. Im letzten Schritt wird das Tape entfernt, das die Einzelbuchstaben in der richtigen Position gehalten hat. Fertig. wb

Ist der Entwurf genehmigt, beginnt die Produktion der Folien. Mehrere Verfahren stehen zur Auswahl. Barbara Hemping: „Entscheidend ist der Untergrund. Eine feste Autotür lässt sich anders bearbeiten als eine vergleichsweise weiche Lkw-Plane. Gerade Flächen anders als runde. Wir unterscheiden deshalb die 2-D-Folie, die für zweidimensionale Flächen geeignet ist, von der 3-D-Folie, die sich an runde oder gebogene Objekte anpasst.“ Letztere ist in der Herstellung deutlich aufwendiger und entsprechend teurer, liefert aber ein perfektes Ergebnis. Die Fachfrau spricht hier von der gegossenen Folie.

Die Fahrzeuggröße spielt keine Rolle

Der Folien-Plot ist eine Methode, aus einem schlichten Dienstfahrzeug einen rollenden Edeka-Appetitmacher werden zu lassen (siehe nebenstehenden Text). Digitaldruck ist eine weitere. Und: Es darf sogar „gemalt“ werden. Der Dimension sind dabei keine Grenzen gesetzt, wie Marketing-Frau Anja Hoffmann sagt: „Wir hatten hier auch schon zehn Sattelauflieger von Beiersdorf, die komplett foliert wurden.“ Im Februar ließ die Paletten-Service Hamburg AG in Buchholz zwei Zugmaschinen und drei Auflieger in Buchholz beschriften. Die Seiten-Planen wurden dabei mit Negativen beklebt und mit Planenfarbe gerollt. Folie abziehen, der Schriftzug bleibt – wieder ein anderes Verfahren, um Fahrzeuge zu beschriften und zu Werbeträgern zu machen.

Dekoration ist jedoch nur ein Aspekt, wenn auch ein wichtiger. Sonnenschutzfolien verhindern Überhitzung im Auto, bieten UV- und Splitterschutz und machen den Innenraum gegebenenfalls sogar uneinsehbar. Steinschlagschutzfolien verhindern Lackschäden und steigern den Wiederverkaufswert. Barbara Hemping: „Das wird gern genutzt bei hochwertigen Fahrzeugen – ein Ferrari mit makelloser Originallackierung steigert seinen Wert um ein Vielfaches. Ferrari-Fahrer wissen das.“ Damit wird auch klar: Alle Folien lassen sich auch nach Jahren rückstandslos entfernen. Die Haltbarkeit die Folierung wird mit fünf bis sieben Jahren angegeben. wb

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Web: www.der-beschrifter.de