Die Hansestadt braucht weitere Business-Hotels 

Dr. Ralf Strittmatter

Große Nachfrage, zu kleines Angebot – Wie die Hamburgische Gesellschaft für Wirtschafts­förderung HWF reagiert,  sagt Dr. Ralf Strittmatter.

Hamburg ist ein attraktives Reiseziel mit Wachstumspotenzial und steigender Nachfrage – sowohl für den Städtetourismus als auch Geschäftsreisende. Der Aufbau von Hotelkapazitäten konnte mit dieser Entwicklung allerdings nicht Schritt halten. Ein Grund mehr für die HWF Hamburgische Gesellschaft für Wirtschaftsförderung, das Thema forciert anzugehen – zum Beispiel auf der Expo Real in München. Mit HWF-Geschäftsführer Dr. Ralf Strittmatter sprach B&P-Redakteur Wolfgang Becker

Die Hansestadt Hamburg ist ein wachsender Hotelmarkt – wie regiert die Hamburger Wirtschaftsförderung auf diese Entwicklung?

Jährlich werden derzeit rund zusätzliche 1500 Zimmer aus dem Markt generiert, aber es werden 1800 gebraucht. Insbesondere im Businessbereich. Diese Lücke wollen wir schließen und werden auf der Expo Real proaktiv auf Hotelinvestoren zugehen.

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Wie ist das Verhältnis zwischen Touristen und Geschäftsreisenden?

Wir brauchen künftig eher 70 Prozent Hotelkapazitäten im Businessbereich, also 30 Prozent im Tourismusbereich.

Wie kommt es, dass in einer Stadt wie Hamburg plötzlich zu wenig Hotels da sind – ist der Markt in der Vergangenheit unterschätzt worden?

Die Stadt hat nur wenige Steuerungsmöglichkeiten. In einem Bebauungsplan lässt sich zwar festlegen, ob Hotelnutzungen grundsätzlich zulässig sind. Ob dann aber welche gebaut werden, entscheiden Unternehmer und die legen auch fest, für welche Zielgruppe. In der Vergangenheit lag deren Schwerpunkt beim Aufbau von Bettenkapazitäten überwiegend im Bereich Freizeit. Den aktuellen Bedarf sehen wir jetzt im Bereich Tagungen und Kongresse – da ist das Angebot ausbaufähig. Und dafür werben wir.

Ist das eher eine überraschende Erkenntnis? Eigentlich wäre ja zu erwarten, dass der Markt das allein regelt. Die Investoren wissen doch, wo Bedarfe sind und wo es lohnt zu investieren.

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Gerade wenn wir an Tagungen und Kongresse denken: Da schafft das Angebot auch eine Nachfrage. Wenn wir in Hamburg keine Tagungs- und Business-Hotels haben, dann finden auch keine Tagungen und Kongresse statt. Dabei haben wir durchaus Anfragen, die allerdings in der Vergangenheit teilweise nicht bedient werden konnten. Und das CCH ist im Einzelfall auch mal zu groß oder ausgebucht. Wir können gerade in der Größenordnung ab 500 Zimmern durchaus ein paar Hotels zusätzlich in Hamburg gebrauchen. Das Hamburg Convention Bureau, Hamburg Tourismus und wir haben den Markt da ziemlich präzise analysiert.

500 Zimmer – das ist aber auch eine richtige Hausnummer – und sicherlich nur geeignet für die Citylage . . .

. . . ja, sicherlich, aber es muss nicht an der Binnenalster sein. Die Hafen-City zähle ich auch zur Citylage.

Die Lorenz-Gruppe plant den Bau eines Kongress-Hotels im Harburger Binnenhafen, was nun aus Hamburger City-Sicht durchaus eher Peripherie ist. Gibt es weitere Pläne, Hotelansiedlungen in den Randbereichen der Hansestadt vorzunehmen?

Ganz Hamburg hat viel zu bieten. Deshalb gibt es auch Bedarfe für Hotels, die nicht in der Hamburger Innenstadt liegen. Wir haben aber auch Marken im Blick, die Geschäft mitbringen. Es gibt doch noch einige namhafte internationale Hotelketten, die in der Hansestadt noch nicht vertreten sind.

Gibt es da bereits konkrete Pläne?

Noch keine, die spruchreif sind, aber ich sage mal: Wir sind in der Spur . . .

Bettenkapazitäten für Geschäftskunden finden wir auch in den angrenzenden Landkreisen. Mancher Betreiber sieht Hamburger Geschäftskunden durchaus als Zielgruppe – funktioniert das?

Das funktioniert nur eingeschränkt, da es meist um kleinere Einheiten geht. Dort finden oft Tagungen von Hamburger Unternehmen statt, die mal raus aus der City wollen. Wir haben wir eher mit den großen Hotelprojekten zu tun und sind hier insbesondere hilfreich bei der Standortsuche.