„Da kann man noch ganz viel machen“

Es ist ein gut eingespieltes Team. Wenn ein Patient für die ambulante Palliativversorgung angemeldet wird, organisiert die Koordinierungsstelle in der Hanckenklinik die Aufnahme des Patienten und informiert die Palliativpartner vor Ort. Berücksichtigt wird dabei der Wunsch des Kranken bei der Wahl der Ärztin oder des Arztes und des Pflegedienstes. In den meisten Fällen übernehmen die vier Mitarbeiterinnen des SAPV-Büros die Aufnahme, sie sprechen mit dem Patienten und seinen Angehörigen, stellen die Dokumentation des bisherigen Krankheitsverlaufs zusammen und bereiten die Anträge für die Krankenkasse sowie Anordnungen für Medikamente und den Pflegebedarf vor. „Danach besuchen wir Ärzte den Kranken und beginnen mit der Beratung von Patient und Angehörigen“, erklärt Dr. Jan Sulzer. Der Allgemeinmediziner gehört zum Netzwerk und betreut neben seiner Praxis in Estebrügge im Schnitt fünf Palliativpatienten. „Wir verständigen uns mit dem Pflegedienst und sprechen die Besuche und Behandlungen ab.“ Jeder Pflegedienst, der zum Palliativnetzwerk gehört, muss mindestens drei in dieser palliativmedizinischen Versorgung ausgebildete Pflegekräfte haben. „Wenn wir Patienten betreuen, sind unsere Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen meist mehrmals täglich bei dem Patienten“, erklärt Silke Grösser, die den Pflegedienst Vital in Apensen zusammen mit ihrer Kollegin Bettina Will leitet. Wie intensiv die Betreuung ist, zeigen die Zahlen. Von Januar bis August 2017 wurden im Landkreis Stade 147 Palliativpatienten und -patientinnen – pro Monat im Schnitt 30 Patienten – von den SAPV-Partnern ambulant versorgt, sie erhielten 890 ärztliche Hausbesuche und 4700 Einsätze der Pflegekräfte.

Gruppenbild von SAPV

Gruppenbild von SAPV-Kooperationspartnern vor der wöchentlichen
Fallbesprechung in der Klinik Dr. Hancken.

Linderung der Symptome

Im Vordergrund dieser speziellen Versorgung steht die notwendige medikamentöse und sprachliche Behandlungsintensität bei Schmerzen, Durchbruchschmerzen, Luftnot, Übelkeit und Angst vor dem Hintergrund des absehbaren Lebensendes. Diese kann nur durch die engagierte Zusammenarbeit verschiedener Berufsgruppen erreicht werden. Die häufigsten Krankheiten sind Krebserkrankungen, aber auch Herz oder- Lungenkrankheiten gehören dazu. In den meisten Fällen geht es darum, die richtige Kombination von Medikamenten und Unterstützungsangeboten zu finden und sie so anzuwenden, dass die Patienten noch am Leben mit ihrer Familie und ihren Angehörigen teilnehmen können. Entscheidend für die Behandlung ist das subjektive Empfinden der Kranken: „Den Satz, der kann ja gar keine Schmerzen mehr haben, der hat ja schon so viele Schmerzmittel bekommen, gibt es bei uns nicht,“ sagt Martina Sens. Wer Schmerz empfindet, bekommt auch Linderung. Wichtig ist dabei auch die Bereitstellung von Medikamenten für Notfälle: „Wir haben alle Möglichkeiten der modernen Schmerztherapie und können alle hochwirksamen Medikamente einsetzen“, sagt Dr. Sulzer. Jede Therapie wird ganz individuell auf den jeweiligen Krankheitsfall und den Zustand des Patienten abgestimmt – gemäß dem Leitmotiv der Palliativmedizin: „Dem Leben nicht mehr Tage, sondern den Tagen mehr Leben geben.“

Anzeige