Kleine Kügelchen statt großer OP

Umfrage zur 
Frauengesundheit

Wenn sich mit der medikamentösen Behandlung keine dauerhafte Besserung erzielen lässt, ist die operative Entfernung der Myome einzeln oder samt Gebärmutter die am häufigsten praktizierte Methode, die Frauen ohne Kinderwunsch oder nach abgeschlossener Familienplanung empfohlen wird. Das Robert-Koch-Institut stellte bei einer großen Umfrage zur Frauengesundheit 2014 fest, dass allein im Jahr 2012 in Deutschland 133 000 Gebärmutterentfernungen durchgeführt wurden, etwa die Hälfte der Patientinnen war bei der Operation zwischen 40 und 49 Jahre alt. In Deutschland wird etwa 17,5 Prozent der Frauen im Alter von 18 bis 79 Jahren im Laufe ihres Lebens die Gebärmutter entfernt – davon rund 85 Prozent aufgrund von gutartigen Erkrankungen. In Dänemark beispielsweise wird nur bei zehn Prozent der Frauen eine Hysterektomie durchgeführt. Auch Frau S. hatte sich längst mit einer großen Operation abgefunden, als sie ihre Frauenärztin wieder aufsuchte. Die vorangegangene medikamentöse Therapie hatte nicht das erwartete Ergebnis gebracht, die Myome reagierten zu langsam auf die Hormontherapie, die Patientin litt aber sehr unter den Nebenwirkungen.
Doch dann kam alles anders. Die Gynäkologin schlug ihr einen minimalinvasiven Eingriff vor: eine Myom-Embolisation. Nach weiteren ausführlichen Gesprächen mit 
Dr. Thorsten Kokott, dem Chefarzt der Frauenklinik des Elbe Klinikums Stade, stimmte Helga S. zu. Anschließend wurde sie an 
Dr. Kersten Mückner, den Chefarzt des MVZ Radiologie und Nuklearmedizin Klinik 
Dr. Hancken und Spezialisten für interventionelle Radiologie im Elbe Klinikum Stade, weitergeleitet. Er führt diese Eingriffe in enger Kooperation mit Dr. Thorsten Kokott durch.

So funktioniert das Verfahren

Anzeige

„Als Alternative zur großen OP können wir Frauen vor der Menopause mit Beschwerden durch die Myome die Embolisation als minimalinvasiven Eingriff anbieten, sofern kein Kinderwunsch besteht“, sagt Dr. Kersten Mückner. „Im Prinzip drosseln wir mit einer Myom-Embolisation die Blutzufuhr der gutartigen Geschwülste. Dadurch schrumpft das Gewebe, die Myome werden weich und bereiten keine Beschwerden mehr“, erklärt Dr. Mückner das Verfahren. In beide Leistenarterien werden Katheter eingebracht und bis in die Uterusarterie vorgeschoben. Mithilfe eines Kontrastmittels wird dann die Gefäßversorgung der Gebärmutter dargestellt, um die Blutgefäße, die das Myom versorgen, präzise erkennen zu können. Danach wird der Katheter gezielt in die kleineren Gefäße, die das Myom versorgen, gelenkt. „Wenn wir am Ziel angekommen sind, werden kleine Kunststoffkügelchen, sogenannte Polyvenylalkohol-Partikel, langsam in das Gefäß injiziert. Diese fließen dann mit dem Blut in die Endarterien und blockieren sie.“ Der Vorgang wird auf der Gegenseite wiederholt. Wenn der Blutfluss durch die Embolisation um 
30 bis 60 Prozent reduziert wird, beginnen die Myome zu schrumpfen, ohne dass dabei die Gebärmutter selbst Schaden nimmt.

In den ersten Tagen nach dem minimalinvasiven Eingriff erhielt Helga S. noch eine Schmerztherapie, konnte aber nach zwei Tagen die Klinik verlassen, nach weniger als zwei Wochen ihr normales Leben aufnehmen und bald auch wieder ihr tägliches Laufpensum absolvieren. Ein Kontroll-MRT nach drei Monaten zeigte, dass sich die Myome deutlich verringert hatten. Auch die Beschwerden, die sie so lange ertragen hatte, waren weg. Sie hat ihre Lebensqualität zurückgewonnen. co

Kontakt: MVZ Radiologie 
und Nuklearmedizin
Klinik Dr. Hancken im 
Elbe Klinikum Stade
04141-97 1551 
www.hancken.de

Stichwort: Myom-
Embolisation

Das Verfahren wurde bereits 1998 von dem amerikanischen Radiologen Scott Goodwin an der Universität von Kalifornien in Los Angeles entwickelt und erprobt. Im Jahr 2006 veröffentlichte Goodwin zusammen mit Kollegen die Ergebnisse einer Studie, die an 16 medizinischen Zentren in den USA mit 
149 Patientinnen mit Myomen, die sich für eine Gebärmutterarterien-Embolisation (Uterine-Artery-Embolisation, UAE) entschieden hatten, und 60 Patientinnen, die einer Entfernung der Gebärmutter zugestimmt hatten, durchgeführt worden war.

Hier konnte gezeigt werden, dass die UAE-Patientinnen das Krankenhaus im Schnitt am zweiten Tag nach dem minimalinvasiven Eingriff verlassen konnten – die Frauen, denen der Uterus operativ entfernt wurde, erst nach zweieinhalb Tagen. UAE-Patientinnen konnten nach 15 Tagen wieder ihr normales Leben aufnehmen und im Prinzip schon nach zehn Tagen wieder an ihren Arbeitsplatz zurückkehren. Bei den Frauen mit Hysterektomie dauerte es 44 Tages bis sie wieder fit waren, sie konnten auch erst nach 37 Tagen wieder arbeiten. Bei 40,1 Prozent der Patientinnen, die sich für die operative Entfernung des Uterus entschlossen hatten, kam es zu wenigstens einer Komplikation, bei den UAE-Frauen waren es nur 22,1 Prozent. co

Anzeige