Elbeklinikum Buxtehude – Medizin, die unter die Haut geht

Fots: Urte MichaelsenDr. Peter Mohr, Chefarzt der Dermatologie und Leiter des Hautkrebszentrums, bereitet eine Infusion vor.

Elbeklinikum Buxtehude deutschlandweit Vorreiter bei der Behandlung von Hautkrebs.

Nach wie vor ist Hautkrebs die häufigste Krebs-Diagnose in Deutschland – und hat die höchste Zuwachsrate. Die Wissenschaft läuft auf Hochtouren, um die drei Grundsäulen zu stützen und zu optimieren: Prävention, also Vorbeugung, Diagnostik und Therapie.

In der Therapie wurde just ein neuer Meilenstein gelegt, der die Behandlung quasi revolutioniert. Waren bisher Augenmerk und Therapien primär auf die Krebszelle an sich ausgerichtet, liegt nun der Fokus auf dem Signalweg, auf dem der Befehl zur unkalkulierbaren Zellteilung weitergebeben wird. Diese Signalkaskade, hervorgerufen durch die sogenannte BRAF-Mutation, konnte nun geknackt und eine Therapie, eine Kombination aus BRAF und MEK-Inhibitor, entwickelt werden, die diese Informationskette blockiert.

Im Forschungs- und Studienzentrum FSE des Elbe Klinikums Buxtehude wird die neue Therapie im Rahmen der Studie bereits angewendet, die Zulassung des Medikaments steht kurz bevor. „Siebzig Prozent der Patienten mit der BRAF-Mutation erleben eine deutliche Besserung“, weiß Dr. Peter Mohr, Chefarzt der Dermatologie und Leiter des Hautkrebszentrums Buxtehude. „Der Tumor verschwindet komplett oder es kommt zumindest zu einer deutlichen Schrumpfung.“ Bei 25 Prozent der Patienten kommt es zu einem Stillstand des Tumors, so dass etwa 95% der Patienten von der neuen Behandlung profitieren.

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Dabei tritt die Wirkung sehr schnell innerhalb von ein oder zwei Wochen ohne Chemotherapie, sondern zu Hause unter Einnahme von Tabletten ein. Die Nebenwirkungen sind im Vergleich zur bisher üblichen Chemotherapie gering, Hauptproblem ist die Entwicklung von Resistenzen. Darum gilt auch hier, was sowieso in Sachen Hautkrebs gilt: je schneller man handelt, desto besser.

Eine zweite Sensation – einer der bedeutendsten Schritte in der Krebstherapie in den letzten dreißig Jahren – liegt in der Entwicklung einer neuen Immuntherapie. Hier wird wieder nicht der Krebs an sich behandelt, sondern erstmals das Immunsystem des Patienten. Was beim Hautkrebs schon erfolgreich in Studien erprobt wird, wird demnächst für andere Krebsformen folgen: Das Immunsystem wird umprogrammiert, erkennt den Tumor als Fremdkörper und bekämpft ihn mit eigenen Mitteln. „Es wird quasi die Bremse aus dem Immunsystem genommen“, verdeutlicht Dr. Mohr.  „Der Krebs hat bisher das Immunsystem ausgetrickst, konnte sich ungehindert ausbreiten, weil er sich quasi verkleidet hat und nicht als Fremdkörper erkannt werden konnte. Wenn man nun spezielle Antikörper gibt, wird der Tumor erkannt und vernichtet.“ Auch hier ist Buxtehude mit einem der führenden klinischen Forschungszentren ganz vorn mit dabei. „Der Gewinn für den Patienten ist enorm hoch“, so Dr. Mohr. „Zwar kommt es während der Behandlung verstärkt zum Auftreten von Autoimmunerkrankungen, wägt man die aber mit dem Therapieerfolg ab, dann ist das etwas, was jeder Patient billigend in Kauf nehmen sollte. Zumal wir daran arbeiten, die Nebenwirkungen weitestgehend zu reduzieren.“

Bei aller Freude über die Fortschritte in der Therapie weisen auch Dr. Mohr und sein Kollege Dr. Kleinheinz immer und immer wieder darauf hin: Vorbeugen ist besser als Heilen! Prävention, Vorsorge, regelmäßiges Hautkrebs-Screening, das mittlerweile als Standard alle zwei Jahre von den Krankenkassen empfohlen und bezahlt wird.

Denn Hautkrebs nimmt trotz aller Warnungen weiter zu. Nach heutigen Berechnungen wird es in zehn Jahren 50 Prozent mehr Hautkrebs-Diagnosen geben als heute. Lernen die Deutschen nicht dazu? Schaut man sich im Sommer mal um oder wirft man im Winter einen Blick ins Sonnenstudio, wird man daran zweifeln. Ungeachtet aller Warnungen wird gebrutzelt und gesonnt, als gäbe es kein Morgen. Ein Morgen mit Sonnenbrand könnte ein Übermorgen mit Hautkrebs sein. um

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