Niedersachsens Regierung steht – Das sind die wichtigen Punkte der Süderelbe-Region

Dr. Olaf Krüger ist Vorstandsvorsitzender der Süderelbe AG und als solcher gleichermaßen in Hamburg und Niedersachsen aktiv. Foto: Wolfgang Becker

Dr. Olaf Krüger (Süderelbe AG) plädiert für eine wesentlich engere Zusammenarbeit zwischen Hamburg und Hannover.

Was sich auf Bundesebene als schwere Geburt darstellt, ist in Niedersachsen ohne großes Getöse über die Bühne gegangen: SPD und CDU haben sich zu einer großen Koalition zusammengeschlossen, um die Geschicke des Landes gemeinsam zu lenken. Mit dem CDU-Landesvorsitzenden Bernd Althusmann hat Ministerpräsident Stefan Weil nicht nur einen Stellvertreter im Amt des Wirtschaftsministers an seiner Seite, sondern auch einen Seevetaler, der sich in der Süderelberegion auskennt. Ein Vorteil, wie Dr. Olaf Krüger, Vorstand der Süderelbe AG, betont, denn da müsse man nichts erklären. Er nimmt die neue Konstellation im niedersächsischen Landtag zum Anlass, noch einmal die aus seiner Sicht für die Entwicklung der südlichen Metropolregion Hamburg wichtigsten Punkte zusammenzufassen.

Krüger: „Die Metropolregion Hamburg gehört zu den großen Wirtschaftsräumen Nordeuropas und ist der bedeutendste Wirtschaftsraum Norddeutschlands. Sie ist gekennzeichnet durch eine Mischung aus verdichteten Zentren und ländlichen Räumen. Innerhalb der Metropolregion bildet die Süderelbe-Region mit rund 771 000 Einwohnern und 211 000 Beschäftigten eine bedeutende Teilregion, die sich aus den drei niedersächsischen Landkreisen Harburg, Lüneburg und Stade sowie dem Bezirk Harburg der Freien und Hansestadt Hamburg zusammensetzt. Was mich besonders freut: Im Gegensatz zum Koalitionsvertrag von 2013, den SPD und Grüne vereinbart hatten, steht jetzt explizit das Thema Luftfahrt im Vertrag. Das ist für uns ein wesentlicher Wirtschaftszweig.“

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Krüger hat sieben wesentliche Handlungsfelder für die grenzüberschreitende Zusammenarbeit zwischen Hamburg und Niedersachsen aufgeführt, die im Zuge der weiteren Diskussion durch einen entsprechenden Maßnahmenkatalog konkretisiert werden sollten:

Innovation und Wachstum: Für die Metropolregion Hamburg existiert bis heute keine gemeinsame Innovations- und Wachstumsstrategie. Das sollte sich ändern. Für die Süderelbe-Region sollte eine gemeinsame Strategie entwickelt werden, die regional verankert ist und seitens der Landesregierungen in Hamburg und Hannover mitgetragen und unterstützt wird.

Infrastruktur: Eine leistungsfähige Verkehrsinfrastruktur und Breitbandversorgung ist Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Wirtschaftsentwicklung und Standortpolitik. Neben der Abstimmung über Planung, Bau und Umsetzung großer Infrastrukturprojekte wie der A26 und der A39 ist für die Süderelbe-Region eine bessere Koordination und Abstimmung über sämtliche größere Instandsetzungs- und Erhaltungsmaßnahmen zwischen den Bundesländern Niedersachsen und Hamburg anzustreben. Ein Verkehrskoordinator sollte zeitnah eingesetzt werden. Eine Übereinkunft dazu gibt ja.

Standortmarketing: Eine aktive Positionierung und Vermarktung der Metropolregion Hamburg findet national und international derzeit nicht oder nur in Einzelfällen statt. Aufgrund der bestehenden Vermarktungsstrategien auf Ebene der vier Bundesländer wird es hier kurz- bis mittelfristig wohl keine Veränderung geben.  Die Süderelbe-Region sollte daher stärker als bisher als Teilregion der Metropolregion Hamburg positioniert und vermarktet werden.

Öffentliche Förderprogramme: Die Förderprogramme der Bundesländer Hamburg und Niedersachsen enden heute jeweils an den Landesgrenzen. Die Begleitung bundeslandübergreifender Projekte mit Fördermitteln aus einem Bundesland ist daher im Regelfall nicht oder nur in Ausnahmefällen möglich. Hier bestehe dringender Handlungsbedarf, was auch von der neuen Landesregierung als Ziel erkannt sei. Die Entwicklung gemeinsamer Förderprogramme könnte zudem ein Alleinstellungsmerkmal der Süderelbe-Region bilden.

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Regionalplanung: Eine abgestimmte Regionalplanung zur Sicherung von Flächen für Wohnen und Gewerbe könnte die weitere Entwicklung der Süderelbe-Region befördern und die Zukunftschancen steigern. Um die Chancen der Siedlungsentwicklung vor allem entlang der Verkehrsachsen gemeinsam zu heben, ist eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit gefordert. So sollte eine Abstimmung über eine bundeslandübergreifende Gewerbeflächenpolitik erfolgen, welche die Idee grenzüberschreitender Gewerbegebiete aufgreift und eine angebotsorientierte Gewerbeflächenpolitik sicherstellt.

Gründungen: Ebenso ist im Bereich der Unterstützung und Begleitung von Gründungen eine weitere grenzüberschreitende Zusammenarbeit wünschenswert. Zur Begleitung dieses Themas hat sich bereits ein entsprechender Arbeitskreis unter Koordination der Süderelbe AG gebildet, welcher die zahlreichen Angebote in der Region bündeln und transparenter machen soll. Ziel ist ein bundesland- und branchenübergreifender Ausbau des Gründernetzwerks. Die Einrichtung eines Risikokapitalfonds für die Süderelbe-Region könnte ein weiteres Alleinstellungsmerkmal bilden. Hier sind eventuell auch die regionalen Kreditinstitute als Unterstützer gefordert.

Fachkräfte: Nach aktuellen Schätzun­gen werden allein im IHK-Bezirk Lüneburg-Wolfsburg bis 2030 rund 50 000 Fachkräfte fehlen. Ein überregionales Fachkräfte- und Regionalmarketing wäre ein sinnvoller  Baustein für Unternehmen bei der Suche nach den „besten Köpfen“. Um Unternehmen dabei zu unterstützen, ihren individuellen Bedarf an qualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern langfristig zu decken, sollte daher ein Fachkräfteportal für die (südliche) Metropolregion Hamburg etabliert werden. Die Süderelbe AG wird daher in Kürze ein Projekt zur Ausweitung des bereits in Hamburg installierten Fachkräfteportals „YoJo“ starten und somit eine Brücke zu den in der Süderelbe-Region vorhandenen Fachkräftebündnissen schlagen. Krüger: „Es geht nicht darum, sich innerhalb der Region die Fachkräfte abzuwerben – wir stehen im nationalen und internationalen Wettbewerb. Deshalb müssen wir uns gut aufstellen.“

Web: www.suederelbe.de