Was die agnatische Erbfolge mit dem Ölpreis zu tun hat

Gut 100 Mitglieder und Gäste des Wirtschaftsvereins für den Hamburger Süden in der Alten Schlosserei bei Aurubis – Thema: die Entwicklung der Rohstoffmärkte.Gut 100 Mitglieder und Gäste des Wirtschaftsvereins für den Hamburger Süden in der Alten Schlosserei bei Aurubis – Thema: die Entwicklung der Rohstoffmärkte.

Wirtschaftsverein für den Hamburger Süden zu Gast bei Aurubis

Die Alte Schlosserei der Hamburger Kupferhütte Aurubis ist ein Ort mit Charme. Hier über die Entwicklung der Rohstoffmärkte zu sprechen, macht Sinn. Während nebenan das Kupferkonzentrat verhüttet wurde, stimmte jetzt Franziska Wedemann, stellvertretende Vorsitzende des Wirtschaftsvereins für den Hamburger Süden, rund 100 Gäste auf einen entsprechenden Vortrag von Eugen Weinberg, Leiter der Rohstoffanalyse bei der Commerzbank, ein. Zuvor hielt Ulf Gehrckens, Senior Vice President Corporate Energy Affairs Aurubis AG, einen spannenden Vortrag über die Rahmenbedingungen und die Herausforderungen für das weltweit tätige Hamburger Unternehmen auf der Peute. Dass eine Kupferhütte Kupfer produziert, dürfte kaum überraschen, aber dass Aurubis auch für 90 Prozent der deutschen Goldproduktion verantwortlich ist, schon eher. Tatsächlich wird pro Jahr Gold im Wert von 1,6 Milliarden Euro (abhängig vom jeweiligen Kurs) aus den 1,5 Millionen Tonnen Kupferkonzentrat gewonnen – ein Nebenprodukt von hohem Wert und einem Gewicht von gut 40 Tonnen. Auch andere wertvolle Stoffe stecken in der vorbehandelten „roten Erde“, die immerhin schon mit 30 Prozent Kupferanteil vorzugsweise aus Chile aber auch vielen anderen Vorkommen auf der Welt nach Hamburg transportiert wird. Gehrckens kündigte an, dass sich Aurubis noch stärker als zuvor auf die Gewinnung von Edelmetallen und seltenen Erden konzentrieren will. Aurubis macht einen Jahresumsatz von elf Milliarden Euro (bei einem aktuellen Kupferpreis von etwa 7000 Dollar pro Tonne). Und noch eine Zahl beeindruckt: Von den 1,5 Millionen Tonnen Konzentrat bleiben am Ende gerademal 2000 Tonnen für die Entsorgung übrig. Der große Anteil des Konzentrats findet sich nach der Verhüttung als Kupfer, Schwefelsäure und Schlacke wieder – alles marktgängige Produkte. Gehrckens: „Unsere Schlacke finden Sie zum Beispiel an den Uferbefestigungen an der Elbe. Ein begehrtes Material, das nicht von der nächsten Welle weggespült wird. Beim letzten Hochwasser war der Schlacke-Preis fast höher als der Kupferpreis – so hoch war die Nachfrage.

„Goldrausch“ auf der Peute

Eugen Weinberg, Rohstoff-Analyst der Commerzbank, hatte die Aufgabe, ein Thema, das Bücher füllen könnte, in gut 30 Minuten zu verpacken. Spannend war vor allem der Part, den er Saudi Arabien widmete, denn die Scheichs spielen eine entscheidende Rolle auf dem Rohölmarkt. Weinbergs Einschätzung: Die Saudis haben den Lebensstandard so hochgedreht, dass sie mit einem Preis von 50 Euro pro Barrel nicht mehr auskommen. „Sie haben ihren Leuten zu viel versprochen. Jeder Saudi kann sich beispielsweise weltweit an jeder beliebigen Uni einschreiben – das Königreich zahlt die Studiengebühren und die Kosten für den Aufenthalt. So müssen sie alles tun, um den Ölpreis hochzuhalten.“

Die Rolle der Scheichs in Saudi Arabien

Noch spannender wurde es, als Weinberg die „agnatische Erbfolge“ erläuterte, denn unter König Abd al-Aziz ibn Saud, mit vollem Namen Abd al-Aziz ibn Abd ar-Rahman ibn Faisal Al Saud (er entstammte der Dynastie der Saud und war der erste König Saudi-Arabiens), sei aufgrund der großen Kinderschar Anfang des 20. Jahrhunderts festgelegt worden, dass die Macht nicht an den ältesten Sohn, sondern an den Bruder weitergereicht wird. Mittlerweile sitzt Salman ibn Abd al-Aziz auf dem Thron und hat Unerhörtes eingeleitet: Sukzessive überträgt er die Macht an seinen Sohn Prinz Mohammed. Weinberg: „Der ist 32 Jahre alt, spricht die Sprache der jungen Leute und hat bereits einige Reformen angestoßen.“ Allerdings sei dadurch das ganze Erbsystem auf den Kopf gestellt, was sich ungünstig auf die Stabilität auswirke. Weinberg befürchtet ein Pulverfass im arabischen Raum und einen steigenden Ölpreis. Das gelte allerdings insgesamt für Rohstoffpreise.

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