„Ich bleibe in Hamburg!“

War das jetzt das Traumprogramm eines Oberbaudirektors?

Man kann schon sagen, dass ich viel Glück hatte – weil Hamburg eine sehr dynamische Phase hatte. Da kann man viel gestalten.

An welchem Projekt hing Ihr Herz besonders?

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Das waren schon der Sprung über die Elbe und das Thema Wilhelmsburg. Diese Entwicklung ging auf meine Initiative zurück. Gerade wenn es kompliziert und schwierig wird, hängt man besonders daran. Und es gibt viele Einzelprojekte – gerade auch die gelungene Elbphilharmonie. Aus meiner Sicht eines der besten Gebäude, die in den vergangenen 20 Jahren überhaupt auf dieser Welt entstanden sind. Aber da ist auch die andere Seite: Bedauert habe ich, dass die Olympia-Planung nicht zum Tragen gekommen ist. Da haben wir viel Einsatz gezeigt und viel Zeit und Kraft investiert, um in kurzer Zeit einen tollen Plan zu entwickeln. Als das Vorhaben scheiterte, habe ich echt gelitten.

Vielleicht noch ein Wort zur IBA. Dazu zählt ja auch diese Behörde, in der wir hier sitzen. Ist die eigentlich mittlerweile in Wilhelmsburg „angekommen“?

Das glaube ich schon. Am Anfang gab es zwar die eine oder andere Diskussion. Die Hälfte der Belegschaft war dafür, die andere Hälfte eher skeptisch. Ich denke aber, heute ist das Haus angenommen. Und was mich besonders freut: Auch die Wilhelmsburger freuen sich und haben dieses bunte Haus ein bisschen zu ihrem Wahrzeichen gemacht. Das ist nicht nur akzeptiert, sondern wird mit einem gewissen Wohlgefallen gesehen. Immerhin hat der Senat damit auch ein altes Versprechen eingelöst und eine Behörde in den Süden verlagert.

Schauen wir nach vorn: Die städtebaulichen Aktivitäten verlagern sich vom Süden in den Hamburger Osten. Wo sehen Sie noch Kapazitäten für die weitere Stadtentwicklung Hamburgs?

Wir haben mehrere große Themen: Zum einen ist der Sprung über die Elbe ja noch nicht abgeschlossen. Im Harburger Binnenhafen haben wir noch Potenzial. Ich hoffe, dass wir an einigen Stellen jetzt den Durchbruch erzielen und zum Bauen kommen – zum Beispiel auf dem Gelände der New-York Hamburger. Und dann natürlich Wilhelmsburg: Durch die Verlegung der Reichsstraße können hier nochmals rund 5000 neue Wohnungen entstehen. Es wird neue Schulen geben. Das wird ein riesiger Qualitätssprung mit einem grünen Band vom Spreehafen bis zum igs-Park. Dann gibt es die zwei großen Zukunftsprojekte: zum einen „Stromaufwärts an Elbe und Bille“. Der Hamburger Osten ist meines Erachtens völlig unterschätzt. Rothenburgsort und Hamm rücken näher an die Stadt heran. Aber da sind wir noch mitten in der Planungsphase. Zum anderen haben wir die neue Mitte Altona mit der Verlegung des Bahnhofs, die Trabrennbahn, den Autobahndeckel – wenn wir das alles zusammenzählen, ist das eine Riesenchance für die Stadtentwicklung. Hier hat Hamburg echtes Zukunftspotenzial, das weit über den Tag hinausreicht.

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Die Lehre, die wir daraus ziehen: Diese Stadt ist nie fertig . . . irgendwo ist immer ein Riesenloch. Zum Beispiel in Stellingen.

Ich glaube, viele Menschen können sich nicht vorstellen, was das für ein Qualitätssprung wird, wenn dieses „Straßental“, diese ungeheure Zäsur durch die A7 schlagartig weg sein wird und die Stadt an dieser Stelle wieder zusammenwächst.

Finden Sie, das Hamburg in puncto Stadt-entwicklung mutig ist?

Das finde ich wirklich. Hamburg ist da auch mutiger geworden als in der Vergangenheit. Man kann etwas erreichen, wenn man das will. Und das schafft eine Atmosphäre in der Stadt, die sich auszahlt. Wer hätte jemals gedacht, dass Wilhelmsburg mal so dastehen würde wie heute? Der Autobahndeckel ist ein Jahrhundertprojekt für Altona. Das heißt: Man muss diesen Mut auch mal aufbringen, sonst kommt man nicht voran. Und es verändert die Sicht auf Hamburg. In der Republik hat man den Eindruck, Hamburg ist auf dem Vormarsch. Das zieht neue Leute an.

Zum Abschluss: Wo geht es denn jetzt hin? Wie geht es mit Ihnen weiter?

Na, ich bleibe in Hamburg! Ich bin jetzt nur nicht mehr in diesem Amt. Ich möchte mich mal ein paar anderen Dingen widmen, die ich etwas vernachlässigt habe. Zum Beispiel etwas mehr Lehre machen. Oder auch mal an Preisgerichten in anderen Städten teilnehmen sowie ehrenamtlichen Tätigkeiten nachkommen. Ich freue mich auch, wenn ich mal ein bisschen mehr Zeit habe, das wunderbare Kulturangebot wahrzunehmen.