Mitten in Hamburg – Die Globalisierung des Fleischhandels in Echtzeit

Wo kommt das Fleisch her?
Mattfeld: Wir verarbeiten und handeln Schweine- und Rindfleisch aus Deutschland. Rindfleisch importieren wir außerdem aus vielen Ländern weit über den Globus verteilt. Die USA bieten maisgefüttertes Rindfleisch, Australien getreidegefüttertes. In Südamerika importiert Peter Mattfeld & Sohn vorwiegend aus Argentinien, Paraguay, Uruguay und Brasilien. Und dann beziehen wir noch Rind- und Lammfleisch aus Neuseeland sowie Schaffleisch aus Australien.

Wie sieht es mit Känguru aus?
Mattfeld: Das ist ein absolutes Nischenprodukt, genauso wie Krokodil. Das ist kein Mainstream. Wie bei Obst und Gemüse können wir aber auch exotische Produkte auf speziellen Kundenwunsch beschaffen.
Tschirch: Und das ist auch gut so! Insgesamt ist der Lebensmittelhandel global und dadurch bietet er diese Vielfalt. Ließe man alle importierten Lebensmittel in der gehobenen Gastronomie einmal weg, dann sähe es auf den Tellern ziemlich traurig aus. Wir haben eine hohe Importquote und – wie hier zu beobachten – eine hohe Qualitätsstrategie. Die Importpartner bringen sehr gute Qualitäten an den Standort.

Sie importieren weltweit, aber wie weit reichen die Exportaktivitäten?
Mattfeld: Aus unserem persönlichen Blickwinkel ist der innereuropäische Handel kein Export mehr. Wir versorgen Kunden in ganz Europa.

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Gibt es in Europa Zentren, die mit dem FleischGroßmarkt Hamburg vergleichbar sind?
Mattfeld: Es gibt noch ein Zentrum in Paris, aber vom Volumen her liegt Hamburg noch davor. Beide gehören zu den größten Fleischhandelszentren Europas. Allein das Unternehmen Peter Mattfeld & Sohn hat in Hamburg im vorigen Jahr rund 30 000 Tonnen Lebensmittel bewegt. Allein aus Argentinien haben wir mehr als 2000 Tonnen Rind – überwiegend Steak-Ware – importiert.

Und der Rest bleibt da?
Mattfeld: Dafür gibt es eine Erklärung: Die Südamerikaner essen lieber das Vorderviertel als das Hinterviertel. Für sie ist ein Steak nicht das, was es für uns ist.

Machen Ihnen Vegetarier und Veganer Angst?
Mattfeld: Nein. Echte Vegetarier oder gar Veganer halten sich in Grenzen. Ein viel stärkerer Trend sind die Flexitarier, die nicht mehr täglich Fleisch essen. Es ist richtig, dass sich viele Menschen heute mehr Gedanken machen, woher das Fleisch auf ihrem Teller kommt. Viele essen deutlich weniger Fleisch, greifen dafür aber zu qualitativ hochwertigen Fleischprodukten. Solange wir da am Ball bleiben und sich unser Sortiment an den Bedürfnissen der Verbraucher orientiert, mache ich mir keine Sorgen. Wir nehmen diese Trends sehr sensibel wahr und reagieren schnell, auch wenn wir uns nicht in einem Maße verändern wie beispielsweise Rügenwalder, die dafür erfolgreich ganze Fabriken bauen.

Welche Rolle spielt in diesem Kontext nun der AGA Unternehmensverband?
Tschirch: Schwerpunkt unserer Arbeit im Bereich der Lebensmittelhändler ist der Personalbereich. Auf dem FleischGroßmarkt brummt es am meisten morgens um drei oder vier Uhr. Da muss man Beschäftigte finden, die bereit sind, solche als unbequem empfundenen Zeiten zu akzeptieren. Es gibt viele Fragen und zu 
klärende Themen in Sachen Arbeitszeit und Arbeitsverträge. Da stehen wir an der Seite der Betriebe und helfen im Paragraphendschungel weiter. Wir übernehmen aber auch einen Teil des Ausbildungsmarketings. Das Unternehmen Peter Mattfeld & Sohn ist zum Beispiel auch auf dem AGA-Gemeinschaftsstand für Handel und Dienstleistung bei der Ausbildungsmesse 
„Einstieg“ in Hamburg aktiv. Hier bringen wir verschiedene Händler zusammen, übernehmen einen 
Großteil der Organisation und unterstützen mit Öffentlichkeitsarbeit für die Duale Ausbildung. Wir kümmern uns sowohl zu Beginn des Berufslebens als auch zum Ende hin um die Personalfragen inklusive Qualifizierung, wenn es vielleicht darum geht, einen Mitarbeiter über die Altersgrenze hinaus im Unternehmen zu halten. Ein weiteres Verbandsthema ist der Support bei der Digitalisierung und anderen aktuellen Themen.

Wie viele Mitarbeiter hat das Unternehmen Peter Mattfeld & Sohn?
Mattfeld: Wir beschäftigen 145 Mitarbeiter, darunter zehn Auszubildende in den Berufen Kaufmann/-frau im Groß- beziehungsweise Außenhandel, Lagerlogistiker und Lebensmitteltechniker. Vom Personalbestand sind wir heute das größte Unternehmen auf dem Fleischgroßmarkt, flächenmäßig ebenfalls. Nach der geplanten Erweiterung in diesem Jahr bewirtschaften wir zukünftig rund 18 000 Quadratmeter.

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Web: www.aga.de

Die Branche 
in Zahlen

Der Nettoumsatz mit Nahrungs- und Genussmitteln, Getränken und Tabakwaren betrug in Deutschland im Jahr 2014 laut Statista 228,55 Milliarden Euro. Die privaten Haushalte in Deutschland geben 11,5 Prozent ihrer Gesamtkonsum­ausgaben für Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke aus. Der EU-27-Schnitt in diesem Segment beträgt 12,9 Prozent. Deutschland befindet sich damit EU-weit im unteren Drittel. Am meisten wird in Lettland ausgegeben: 19,9 Prozent. 2016 betrug der Umsatz in Deutschland mit Schinken und Speck 26,9 Milliarden Euro, mit Wurstwaren 31,1 Milliarden und mit Aufschnitt, Braten und Fleischwaren 46,7 Millionen Euro. Die Verbraucherpreise für Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke sind in den vergangenen Jahren kontinuierlich angestiegen. Im europäischen Vergleich liegt das Preisniveau in Deutschland für Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke knapp über dem Durchschnitt (100). Wert für Deutschland: 108, niedrigster Wert 62 (Polen), höchster Wert 140 (Dänemark). 
(zusammengestellt vom AGA Unternehmensverband)