„Wir wollen einer der Tech-Broker Europas werden“

Haben Sie konkrete Beispiele für eine gelungene Transaktion zwischen Wissenschaft und Wirtschaft aus jüngerer Zeit?
Eines unserer Probleme ist, dass wir über die meisten Projekte wenig bis nichts sagen dürfen. Das ist Wunsch der Auftraggeber und – ein Handicap. Bestimmte Storys dürfen wir gar nicht rausbringen. Was wir gut darstellen können, sind die Entwicklungen von Startups. Ideal-Beispiel ist DEMOS, Gesellschaft für E-Partizipation (www.demos-deutschland.de). Alles hat als Forschungsprojekt angefangen, das dann unter das Tutech-Dach geschlüpft ist und sich dort im geschützten Raum weiterentwickeln konnte. Dann haben sie sich ausgegründet. Wir haben noch eine Beteiligung gehalten, sind jetzt aber in den Exit-Verhandlungen, sodass die Gesellschaft dann allein unterwegs sein wird.

Und der Vogel fliegt . . . ?
Der fliegt. Mittlerweile bundesweit, mit Büros in Hamburg und Berlin. Hamburg und Schleswig-Holstein nutzen das Demos­plan-System für die Bauleitplanung. Das ist ein Modellverfahren. Aber so ein erfolgreicher Prozess dauert schon mal zehn Jahre oder auch mehr.

Ist es heute so, dass die Verselbstständigungsprozesse länger dauern als früher?
Nicht zwingend. Das kann auch sehr schnell gehen. Aber technologielastige Startups, wie häufig aus der TUHH kommend, brauchen eben in der Regel etwas länger, dafür sind sie dann aber auch nachhaltiger.
Nachhaltigkeit von Geschäftsideen ist ein gutes Thema. Gibt es Zahlen, wie lange sich Ausgründungen im Schnitt am Markt halten?
Wir haben das mal grob überschlagen. In 25 Jahren Tutech wurden so etwa 150 Startups eng betreut – das sind über den Daumen etwa zehn bis 15 Prozent aller Anfragen. Aber von diesen 150 Startups haben 80 Prozent überlebt – bis heute. Das ist eine richtig gute Quote. Da hat in den letzten Jahren auch das Startup-Dock seinen Teil dazu beigetragen. Der letzte richtig Große war bentekk mit dem Benzol-Handmessgerät. Oder: GeneQuine Biotherapeutics entwickelt eine Gentherapie gegen Arthrose. Am Mausmodell wurde die Wirkung bereits nachgewiesen, im nächsten Schritt folgt dann normalerweise das Hausschwein. Aber das kostet sehr viel Zeit. Also haben sie überlegt, welches Tier möglicherweise noch Arthrose-Probleme hat – das Pferd. 30 Prozent der teuren Springpferde fallen wegen Arthrose aus. Und schon haben sie Kontakte zu Scheichs im Mittleren Osten und holen selbst aus dieser Prüfphase noch etwas heraus. Jetzt spezialisieren sie sich darauf.

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Prof. Dr. Dr. h.c. Garabed Antranikian

Prof. Dr. Dr. h.c. Garabed
Antranikian, Präsident der
Technischen Universität
Hamburg (TUHH)

Wir sind sehr stolz, dass die TUHH mit der Tutech die erste Technologietransfer- und Technologieverwertungsgesellschaft einer deutschen Univer-sität ins Leben gerufen hat. Sie war und ist Vorbild für die Gründung zahlreicher hochschulnaher Transfer-gesellschaften.
Die Tutech ist seit  25 Jahren ein starker und innovativer Partner für  die Stadt Hamburg und die Metropolregion.“

Jetzt schauen wir in die Zukunft: Im 25. Jahr hat sich Tutech neu aufgestellt. Wo sehen Sie die Gesellschaft in 25 Jahren? Oder sagen wir mal: in zehn Jahren.
Ich möchte Tutech als einen der Tech-Broker Europas positionieren. Denn wir sind auch international aktiv – aber noch viel zu wenig. Ich möchte erreichen, dass man unser Haus anruft, wenn man eine bestimmte Technologie sucht. Ein langer Weg, aber da sind ja auch noch einige Jahre zu gehen.

Aber da gibt es doch sicher gewichtige Konkurrenz . . .
Ja, ganz viel. Zum Beispiel in England, es tummeln sich ja wahnsinnig viele Anbieter gerade im angelsächsischen Raum. Aber wie es aussieht ist das „Festland“ ja nun bald für die Briten geschlossen. Im Ernst: Wir haben das Thema Schutzrechte, Auftragsforschung, Startups und Beratung, Training, Consulting unter einem Dach. Und 25 Jahre Erfahrung. Städte fragen uns um unseren Rat. Andere Hochschulen fragen um Rat. Das ist für viele schon sehr interessant. Und wir wollen nicht nur Technologie entwickeln, sondern auch Geschäftsmodelle.

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