Mit Steuern steuern

Dipl. Ing. Jürgen Enkelmann

Von Dipl.-Ing. Jürgen Enkelmann, Ge­schäftsführer der Wirt­schafts­för­der­gesellschaft mbH für Stadt und Landkreis Lüneburg

Die gute Nachricht: Noch nie gaben deutsche Unternehmen so viel Geld für die Suche nach Innovationen aus. Das zeigen die jüngsten Zahlen des Stifterverbandes. Rund 60 Prozent der Investitionen in Forschung und Entwicklung (F&E), die in diesem Jahr bei mehr als 60 Milliarden Euro liegen dürften, fließen in die drei Bereiche Automotive, Maschinenbau und Elektrotechnik. Vor allem die großen Unternehmen legen deutlich zu. Die F&E-Ausgaben der Unternehmen bis
500 Mitarbeiter stagniert dagegen seit Jahren bei rund acht Milliarden Euro. Hier geht Potenzial verloren, denn gerade im Maschinenbau und in der Elektrotechnik gibt es hochinnovative Mittelständler – die berühmten „Hidden Champions“ aus dem Schwarzwald und der Lüneburger Heide.

Dies gibt durchaus Anlass zur Sorge, denn gerade der Mittelstand leistet über Zwischenprodukte, Spezialgeräte und Werkzeuge einen entscheidenden Beitrag zur Wettbewerbsfähigkeit der Endprodukte. Gerade diese Un-ter-nehmen würden von einer verlässlichen steuerlichen F&E-Förderung profitieren. Am Beispiel Österreich kann man die sehr positiven Effekte einer steuerlichen F&E-Förderung auf die gesamtwirtschaftliche  Forschungsleistung erkennen. Die F&E-Quote stieg von 1,89 Prozent im Jahr 2000 auf 2,99 Prozent im Jahr 2013. Im gleichen Zeitraum entwickelte Deutschland in diesem Bereich nur eine moderate Dynamik. Hier stieg der Wert von
2,4 auf 2,85 Prozent. Aber eine Änderung des deutschen Steuerrechts gestaltet sich wieder einmal schwierig. So müssen sich kleine und mittlere Unternehmen weiter mit der Förderbürokratie herumschlagen.

Für Entlastung sorgen

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Mit unserem neuen Förderprogramm Produktion+ wollen wir dennoch für etwas Entlastung sorgen und Entwicklungsaktivitäten im Mittelstand anregen. Bei der Programmentwicklung standen die positiven Erfahrungen mit der regionalen Investitionsförderung aus der EU-Förderperiode 2007 bis 2013 Pate. Wir haben das Konzept auf die Innovationsförderung übertragen und können nun eine Unterstützung anbieten, die direkt bei Ihnen ankommt. Kommunale Haushaltsmittel sind in die Gesamtfinanzierung eingebunden. Sie werden jedoch über die Niedersächsische Förderbank (NBank) aus Mitteln des Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) aufgestockt.

Insgesamt stehen den Unternehmen im Landkreis Lüneburg für die Vorbereitung von Innovationsvorhaben im Zeitraum 2016 bis 2020 etwa 240 000 Euro zur Verfügung. Anträge nimmt die Wirtschaftsförderung Lüneburg (WLG) direkt entgegen. Die Verfahren zur Prüfung, Bewilligung und Abrechnung der Fördermittel sind einfach und unbürokratisch.

Thematischer Schwerpunkt des Programms sind Maßnahmen zur IT-Einführung in der Produktion. Ein Beispiel hierfür ist die Auswahl und Implementierung von ERP-Systemen, mit denen die komplexer werdende Planungs- und Steuerungsaufgabe in Unternehmen unterstützt wird. Auch der automatisierte Datenaustausch zwischen Maschinen, kurz M2M-Kommunikation, kann ein Thema sein. Um die Kompetenz für konkrete Anwendungen schnell bereitstellen zu können, arbeiten wir im Programm mit der hannoverimpuls GmbH und der Emsland GmbH zusammen. Sie verfügen über etablierte Technologie- und Branchennetzwerke, auf deren Expertise auch regionale Firmen zurückgreifen können. Auf die Ergebnisse von Produktion+ sind wir sehr gespannt. Ersatz für eine steuerliche F&E-Förderung können sie jedoch nicht sein.

Fragen an den Autor:
enkelmann@wirtschaft.lueneburg.de

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