Connected Life statt Connected Drive – So verändert der digitale Wandel unsere Welt

Dr. Horst Tisson, Professor für BWL

Professor für BWL, insbesondere IT-Management und Controlling an der Hochschule für Oekonomie & Management, Geschäftsführer der Tisson & Company GmbH Managementberatung.

Mit disruptiven Geschäftsmodellen – oft auch als bahnbrechende, zerstörerische Innovationen bezeichnet, die ganze Branchen grundlegend verändern können – werden sich Unternehmen und ihr Management zukünftig immer mehr beschäftigen. Mega-Trends und Begriffe wie Internet der Dinge (Internet of Things), Cloud, e-Mobility, IT-Sicherheit oder auch Industrie 4.0 verlangen von uns ein völliges Umdenken, was strategische Zeiträume und Geschäftsmodelle angeht.

Auf den Hamburger IT-Strategietagen zeigte der CIO von BMW, wie sich das Unternehmen auf den digitalen Wandel einstellt und zukünftig den alten Claim „Connected Drive“ durch das neue Leitbild „Connected Life“ ersetzt: Das Auto wird in den gesamten Tagesablauf integriert. Morgens nach dem Aufstehen wird das Fahrzeug automatisch aus der Garage ausgeparkt und vorgeheizt, wichtige Software-Aktualisierungen finden statt und die optimale Fahrroute wird ausgewählt. Vielleicht noch ein frisch gebrühter Kaffee im Auto gefällig?

Auch hybride Geschäftsmodelle und Mobilitätskonzepte entwickeln sich rasant. Neben Car2Go (Daimler) und DriveNow (BMW) ist beispielsweise die „HVV-App“ (Hochbahn Hamburg) ein gutes Beispiel dafür, wie mit Hilfe digitaler Technologie verändertes Nutzerverhalten, Produkte und Dienstleistungen zusammengeführt werden können. Doch kann man diese Geschäftsmodelle als disruptiv bezeichnen oder sind sie nicht eher evolutionär mit einer zugegebenermaßen hohen Veränderungsgeschwindigkeit?

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Zu den disruptiven Technologien und Unternehmenskonzepten zählen dann schon eher der 3D-Drucker oder sich selbst steuernde Fahrzeuge und Geräte, die gespickt mit Sensorik und künstlicher Intelligenz ganze Branchen und Industrien grundlegend verändern. Disruptiv könnte dann auch das vielfach diskutierte und von Apple erwartete iCar sein. Das könnte dann auch Tesla neuen Schwung verschaffen. Beides im übrigen Unternehmen, die nicht der Automobilindustrie entstammen, sondern branchenfremd angreifen. Und „digital“ können diese Unternehmen schon lange.

Die großen Unternehmensberatungen wie Accenture, McKinsey oder Boston Consulting haben sich bereits durch eigene organisatorische Veränderungen auf die neue Wirtschaftswelt eingestellt. Neben der klassischen Beratung sind bereits „digitale Einheiten“ entstanden, die ähnlich dem Google-Konzept bewusst Mitarbeitern Freiräume für Kreativität und Innovation einräumen. Das sind dann die „bunten Abteilungen“, die auf Anzug, Schlips und Kragen verzichten und ihre Mitarbeiter nicht in starre Korsetts zwängen. Vorderstes Ziel dieser Einheiten ist die Schaffung kreativen Freiraums und die Umleitung neuer Ideen in belastbare Geschäftsmodelle. Wer sagt eigentlich, dass diese Konzepte für Kunden entstehen? Verschiedene Kooperationsmodelle mit Unternehmen anderer Branchen sollten auch hier ernst genommen werden.

Wie weit sind Sie mit Ihren Überlegungen? Vielleicht ändern auch Sie Ihren Claim „Wir liefern energie-effiziente Heizungen“ hin zu einem viel umfassenderen und anspruchsvolleren „Wir sind Ihr Wärmepartner“. Ein Leitbild alleine reicht allerdings nicht aus. Denken Sie an die Veränderung, denken Sie an Ihre Organisation und die Mitarbeiter. Der „Digitalisierungs-Prozess“ erfordert unter anderem ein gutes Konzept und Geduld bei der Änderung des so genannten „Mindsets“.

Fragen an den Autor? horst.tisson@tisson.com

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