Die Kunst im Kommerz

Dipl. Ing. Jürgen EnkelmannVon Dipl.-Ing. Jürgen Enkelmann, Ge­schäftsführer der Wirt­schafts­för­der­gesellschaft mbH für Stadt und Landkreis Lüneburg

Kolumne: Blick. Lüneburg

Von Dipl. Ing. Jürgen Enkelmann, Geschäftsführer,
Wirtschaftsfördergesellschaft mbH für Stadt und Landkreis Lüneburg

Kultur sollte nicht marktgängig sein. Dass den Kreativen jegliches Profitdenken fremd ist, macht sie kostbar. So liegt es nahe, dass zum Beispiel Filme gefördert werden, auch wenn sie kaum 10 000 Zuschauer in die Kinos locken – wenn sie denn neue, risikoreiche Themen mutig aufgreifen. Dennoch ist der Vorwurf schnell formuliert, dass am Markt vorbei und zugunsten der Filmschaffenden selbst gefördert wird. Produktionszuschüsse nach ausschließlich kulturellen Kriterien sind keine Frischzellenkur für den deutschen Film. Was aber, wenn es sich um Serienproduktionen vom Fließband handelt die von gebührenfinanzierten Fernsehsendern in Auftrag gegeben werden? Könnten diese nicht ohne Förderung auskommen? Die bittere Wahrheit ist, dass der deutschsprachige Markt zu klein ist, um einer subventionsfreien Filmwirtschaft das Überleben zu sichern. Ein wachsender Online-Markt schränkt die Möglichkeiten ein, über eine Rechteverwertung mit Filmen zusätzliches Geld zu verdienen. Insofern bleibt die Filmförderung ein Zwitterwesen, erfunden zur Stärkung einer Branche im Wettbewerb, samt Standortförderung mit regionalwirtschaftlichen Effekten.

Das sollte nicht darüber hinweg täuschen, dass sich erhebliche Veränderungen abzeichnen. Von den Auswirkungen der sogenannten Schuldenbremse, die sich auf die Haushalte von Bund und Ländern auswirkt, ist bereits einer der größten Filmfördertöpfe betroffen: der Deutsche Filmförderfonds (DFFF). Ende 2014 wurde bekannt, dass es bei der angekündigten Kürzung von jährlich 60 auf 50 Millionen Euro bleibt. Betroffen sind vor allem internationale Großproduktionen. Kleinere Produktionen könnten allerdings profitieren. Erstmals seit seiner Gründung im Jahr 2007 können DFFF-Gelder verlässlich eingeplant werden. Produzenten stehen 20 Prozent der Produktionskosten zu, nach oben gedeckelt.

Anzeige

Dass der Kostendruck gerade jenseits großer Medienstandorte wie Berlin, Hamburg, Köln, und München auch zu positiven Entwicklungen führen kann, wird am Beispiel der Hansestadt Lüneburg deutlich. Die Ansiedlung der erfolgreichen Telenovela „Rote Rosen“ im Jahr 2006 war so etwas wie eine Initialzündung. Bis heute wurden fast 2000 Folgen für den deutschen und internationalen Markt produziert. Ein unglaublicher und selbst von Medienexperten unerwarteter Erfolg. Erfreulich ist auch, dass sich zwischenzeitlich in Lüneburg eine kleinteilige, gut vernetzte Medienszene entwickelt hat. Sie trat anlässlich der 65. Berlinale erstmals auf der Veranstaltung „nordmedia talk & night“ selbstbewusst auf und präsentierte einen dynamischen Standort.

Fragen an den Autor:
enkelmann@wirtschaft.lueneburg.de

 

 

Anzeige