Kein Land in Sicht – die Herausforderung beim großen Schlag zur Osterinsel

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Lebenszeichen 4:  Wolfram Birkel berichtet in B&P exklusiv über seinen Segeltörn

Seit 22 Monaten ist der Buxtehuder Wolfram Birkel, Begründer des hit-Technoparks in Harburg, gemeinsam mit Marret Koll auf seiner RED CAT auf den Meeren dieser Welt unterwegs. Im April erreichte die B&P-Redaktion dieser Tourenbericht aus dem „Nichts“, bei dem es unter anderem um das mulmige Gefühl an Bord geht, wenn abseits der großen Schifffahrtsrouten tagelang nur noch Wasser zu sehen ist – oder nicht mal das:

Unser jetziger Reiseabschnitt führt uns von den Galapagos-Inseln zur Osterinsel oder auch Rapa Nui, wie die Insel dort genannt wird. Das sind gute 1950 Seemeilen (oder etwas mehr als 3600 Kilometer) ohne Zwischenstopp. Wir segeln 24 Stunden am Tag – und das 12 bis 14 Tage. Wir sind zurzeit zu viert an Bord und haben den Tag in Wachen eingeteilt; zweistündige Wacheinteilung in der Nacht, am Tage zweieinhalb Stunden. Das ist gut machbar, und wir erleben so immer mal wieder während der Wachen den Sonnenaufgang beziehungsweise -untergang. Wir befinden uns auf 7° Süd, also etwas südlich des Äquators. Da wird es um etwa 18 Uhr dunkel und um 6 Uhr hell. Wir müssen also den halben Tag im Dunkeln segeln. Der Mond hilft uns wenig, da er kurz vor Neumond ist und erst nach Mitternacht am Himmel erscheint. So läuft unsere RED CAT auch in der Nacht mit sieben bis acht Knoten, manchmal bis zehn Knoten Geschwindigkeit durch die totale Finsternis. Ein anderes Schiff würden wir an den Lichtern sehen, aber ein im Wasser schwimmendes Hindernis nicht. Das würden wir am Tag vermutlich auch nur per Zufall erkennen, wo ist also der Unterschied? Nun, es macht einem manchmal ein mulmiges Gefühl, nicht zu sehen, was vor einem ist. Gesehen haben wir in den letzten vier Tagen nur drei Boote, beim Verlassen von Santa Cruz/Galapagos einen Segler und zwei Fischer. Seither niemanden. Und das wird wohl auch so bleiben, denn wir befinden uns weit weg von einer Schifffahrtsroute.

Und dann die Routinen an Bord. Jede Stunde Logbuch führen, alle Systeme kontrollieren, einmal am Tag mit dem Generator die Batterien aufladen und Frischwasser machen, kochen, essen und schlafen. Ganz wichtig: Fische fangen, hauptsächlich Tuna. Wir fingen einen richtig großen Tuna noch bei den Galapagos-Inseln. Er ging mir stehend bis zum Oberschenkel und ist nun schon verspeist – köstlich, wir haben aber drei Tage davon gezehrt; gebraten, in Kokossoße, als Frikadelle und natürlich roh, als Sashimi. Dieses Mal wird uns die Sojasoße nicht ausgehen.

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Beim letzten Mal habe ich von der USA Ostküste berichtet. In Fort Lauderdale starteten wir Anfang Januar. Mit einem Stop in Key West war unser erstes Ziel Kuba. Das und auch alle anderen Ziele sind separate Berichte wert. Wen es interessiert, der lese unseren Blog auf sy-redcat.de.

Kuba ist eine Reise wert. Vor allem Havanna. Wen der alte koloniale Baustil, wenn auch jetzt völlig marode, und die alten Autos der 1950er-Jahre interessieren, der sollte da jetzt hinreisen, bevor sich das Land verändert und es für solche Eindrücke zu spät ist.

Dann waren wir in Grand Cayman, dem totalen Kontrastprogramm zu Kuba mit vielen Schmuckläden und Banken, anschließend auf Jamaica, einer sehr interessanten Karibik-Insel, und schließlich in Panama um dort durch den Kanal in den Pazifik zu kommen. Auch der Kanal und Panama-City hätten einen Bericht mit mehreren Seiten verdient.

Dann aber Galapagos! Die Tierwelt, die wir dort erlebt und gesehen haben, übertrifft fast alles. Wir trafen dort aber auch die Nachfahren der Angermeyer-Brüder, die 1933 von Harburg nach Galapagos ausgewandert sind. Damals lebten auf Santa Cruz gerademal zwölf Personen, heute sind es 25 000. Puerto Ayora ist eine lebendige Kleinstadt. Und zum Sundowner auf der Terrasse von Teppy Angermeyers Restaurant „Waterfront Inn“ zu sitzen und den Blick auf die Bucht und den Vulkan zu genießen, ist ein bleibendes Erlebnis. 

Und nun treibt uns der Wind auf die Osterinsel, noch etwa acht bis zehnTage liegen vor uns. Das hängt von den Windstärken ab, denn wir wollen möglichst wenig kostbaren Diesel verbrauchen. Davon dann später mehr.

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Wolfram Birkel mit Crew

Anm. d. Red.: Mittlerweile ist die RED CAT wohlbehalten am Ziel angekommen…