Zwischen Glasfasertechnik und Brieftaube

70 Kabelverzweiger stehen im Fokus

Der Landrat: „Die Breitband-Versorgung ist heute ein Muss. Sie können keine Wohnung mehr verkaufen, die nicht über Internet mit ausreichenden Bandbreiten verfügt. Und die Wirtschaft ist ebenfalls auf ein leistungsfähiges Netz angewiesen.“

Konkret sieht die Situation so aus: 81 Prozent der privaten Haushalte im Landkreis Harburg erreichen einen Standard von 30 Mbit/Sek.. Das reicht für den Hausgebrauch heute gerade noch aus, wird aber in nur wenigen Jahren überholt sein. Ziel wäre der Ausbau auf 85 bis 90 Prozent, sagt Rempe. Wobei nicht klar ist, was die Richtlinien der neuen Förderperiode hergeben, die bereits 2014 angefangen hat. Rempe: „Die Richtlinien gibt es noch nicht. Wir wissen also nicht, ob und für welche Bandbreiten es welche Förderung von Europa, Bund und Land gibt. Würden wir heute selbst beginnen, hieße das, auf Fördermittel zu verzichten.“

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Der komplette Ausbau des Landkreises mit Glasfaser bis ins Haus (Fiber To The Home/FTTH) sollte nach Schätzungen aus dem Jahr 2010 160 bis 180 Millionen Euro kosten. Die Politik winkte ab, stattdessen wurde beschlossen, die Kabelverzweiger (KVZ) mit Glasfasertechnik zu überbauen. Von den KVZ geht es mit den vorhandenen Kupferleitungen bis in die Haushalte. Wer nah am Verzweiger wohnt, bekommt hohe Leistung, aber schon nach einem Kilometer ist der Effekt deutlich abgeschwächt, wie Thorsten Heinze sagt. Von den etwa 900 Kabelverzweigern liegen 70 in Gebieten, die für die Telekommunikationsanbieter uninteressant sind.

So ließe sich die Versorgungsquote auf 85 Prozent erhöhen. Allerdings: Am Ende hätte der Landkreis Harburg ein eigenes Netz, das den Namen nicht verdient. Rempe: „Das wäre ein punktueller Flickenteppich.“ Der Landkreis könnte stattdessen auf mögliche Pachteinnahmen aus einem eigenen Netz verzichten und sogenannte verlorene Zuschüsse an Telekommunikationsunternehmen zahlen, damit diese selbst den Ausbau vornehmen. Die Vectoring-Initiative der Telekom macht es noch komplizierter, denn diese Technik sorgt dafür, dass die Kabelverzweiger für andere Anbieter nicht mehr zu gebrauchen sind und ein öffentlicher geförderter Ausbau dann aus rechtlichen Gründen ausscheidet.

„Netzausbau ist ein Bundesthema“

Der Landkreis verfolgt derzeit nicht zuletzt wegen seiner Haushaltslage die Strategie, die 70 noch fehlenden Kabelverzweiger abseits der Ballungsgebiete auf Glasfaser umzurüsten. Die Kosten will sich der Kreis mit den Kommunen teilen – je 1,4 Millionen Euro sind derzeit im Gespräch. Es gehe um die Sicherung des Standortes. Die endgültigen Breitbandentscheidungen werden  im Herbst fallen.

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