Claudio Spinsanti und Matthias Schönfeld im Fachgespräch – Rotwein zum Fisch? 

Heißt das, die Gäste kommen nicht als Weinkenner ins Weinlokal?
Schönfeld: In unserer Karte stehen
40 Weine. Bevor der Gast das durchgearbeitet hat, lässt er sich in der Regel lieber etwas vom Wirt empfehlen.

Herr Spinsanti, ist das auch im Hamburger Restaurant so, dass die Gäste nicht als Weinkenner kommen?
Spinsanti: Viele unsere Gäste wissen ganz genau, wie ein Wein schmecken soll. Viele wollen bestimmte Weine haben. Wir beraten aber natürlich auch gerne und sagen dem Gast, ja, dieser Wein ist gut, aber wir haben noch etwas Besseres im Angebot. Viele folgen unserer Empfehlung, weil sie wissen, dass sie sich darauf verlassen können.

Machen wir den Vergleich: Verkauft der Italiener im italienischen Restaurant mehr italienische Weine und der Deutsche im deutschen Lokal mehr deutsche Weine?
Spinsanti: Ich bin zum Glück auch Sommelier, und da muss ich anerkennen, dass der Riesling zu den großen Weißweinen zählt. Über den Riesling geht nichts. Klar gibt es auch aus Frankreich hervorragende Weißweine, aber auch als Italiener muss ich sagen, dass der deutsche Riesling top ist.

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Schönfeld: Da würde ich zustimmen, der Riesling ist ein Klassiker. 50 Prozent unserer Weißweine sind deutsche Weine, bei den Rotweinen sind es dann nur noch zehn Prozent aus Deutschland. Wobei mehr Weißwein getrunken wird. Im Sommer sowieso.

Spinsanti: Ich würde das Verhältnis auch 70 zu 30 schätzen, also eindeutig mehr Weißwein, nach Jahreszeiten differiert das Verhältnis, im Winter steigt der Rotwein-Anteil.

Gibt es noch die klassische Differenzierung, zum Fisch Weißwein, zum Wild Rotwein?
Spinsanti: Nicht unbedingt . . .

Schönfeld: . . . also es wäre kein Stilbruch, zum Fisch Rotwein zu trinken.

Spinsanti: Nein, als Sommelier könnte ich das sogar empfehlen, es kommt natürlich auf den Fisch an. Es ist alles machbar.

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Kommen wir mal zu den Preisen: Es gibt im Primus kaum ein Glas Wein unter sechs Euro. Das ist für viele Gäste ein stolzer Preis.
Schönfeld: Wir haben eher das Problem, dass wir zu günstig sind, weil wir Top-Weine anbieten, die im Hamburger Markt 50 oder 60 Prozent teurer sind. Der teuerste Wein, den wir im Angebot haben, kostet pro Flasche 40 Euro. Die vier steht bei uns aber nur einmal vorne. Es gibt viele Gäste, die den Wein nach der rechten Spalte bestellen und den teuersten Wein wählen, weil sie sich oder ihrer Liebsten etwas Besonderes gönnen möchten, was aber gar nicht unbedingt notwendig ist. Natürlich gibt es auch die Weinkenner, die mit einer besonderen Erwartungshaltung kommen, aber das ist bei uns eher untergeordnet.