hit-Technopark produziert eigenen Honig

Fotos: Wolfgang BeckerMichael Bauer wuchtet eine gut 30 Kilo schwere Beute auf das Dach. Seine Frau Maike hilft. Kurzer Weg zum Arbeitsplatz: Direkt neben den vier Beuten, die Michael Bauer und seine Frau Maike auf dem Dach des hit-Technoparks aufgestellt haben, wachsen Linden und Akazien. Der Imker: „Die müssen nicht mal fliegen – theoretisch können die Bienen zu Fuß zur Arbeit.“

Imker Michael Bauer hat auf dem Dach vier Völker stationiert, die jetzt die Sommertracht sammeln

P6120271Von wegen kleine Tiere – Imker Michael Bauer steht auf der Leiter und wuchtet den gut 30 Kilo schweren Kasten, die Beute, mit einer Hand über die Dachkante. Dann ist er fast am Ziel: auf dem Dach der Zentrale des hit-Technoparks am Tempowerkring in Harburg-Bostelbek. Vier Völker mit jeweils bis zu 60 000 Bienen stationiert der Stadt-Imker im Auftrag von Christoph Birkel, Geschäftsführer des Technologieparks, in luftiger Höhe. Der Bieneneinsatz ist Teil der Kampagne „hit goes green“, mit der Birkel den hit-Technopark auf Nachhaltigkeit trimmt. Künftig soll es nun einen eigenen hit-Honig geben.

Michael Bauer und seine Frau Maike treffen mit ihren zig-tausend „Angestellten“ gegen 8 Uhr am Tempowerkring ein. Fast zu spät, denn der Himmel ist strahlend blau und die Temperaturen steigen. Bauer: „Die Bienen fliegen an solchen Tagen schon morgens um 4 Uhr los. Jetzt sind sie seit Mitternacht eingesperrt. Höchste Zeit, dass sie ausfliegen können, sonst wird es im Stock zu warm.“

Unter dem Label Altländer Honig hat sich Bauer vor sechs Jahren selbstständig gemacht. Eher aus der Not heraus, denn der gelernte Schriftsetzer, der zuletzt als Chef vom Dienst für einige Frauenmagazine eines Hamburger Verlages arbeitete, wurde damals Opfer der Medienkrise und stand plötzlich auf der Straße. Mittlerweile hat er sich ein kleines Bienenimperium mit
100 Völkern aufgebaut, von denen nicht wenige auf den Dächern mitten im Hamburger Stadtgebiet stehen. Dort sammeln sie die Sommertracht – an Linden, Akazien, Robinien sowie an Sommerblumen, Brombeere, Klee und blühenden Hecken.

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Die vier hit-Völker waren bis vor ihrem Harburg-Einsatz auf Fehmarn stationiert, sammelten dort Rapshonig. Bauer ist selbstverständlich auch im Alten Land unterwegs, denn ohne Bienen läge die Apfel-ernte 60 Prozent niedriger. Maike Bauer: „Was kaum jemand weiß: Die Biene ist gerade wegen der Bestäubung das drittwichtigste Nutztier – nach Rind und Schwein.“ Zum Abschluss der Saison geht es dann im Herbst noch in die Heide: „Auf jeden Fall. Das ist eine ganz wichtige Station für uns“, sagt der 50-Jährige.

Im hit-Technopark finden die fleißigen Insekten reichlich Nektar. Dort stehen jede Menge Linden und Akazien. Michael Bauer wird hin und wieder einen Kontrollgang machen und nachsehen, wie sich die Honigausbeute entwickelt. Auf Fehmarn setzt er Funkwaagen ein, die ihm das Gewicht der Beute übermitteln. Daran lässt sich dann ablesen, wann für den Imker die Zeit der Ernte gekommen ist – oder ob das Volk gestohlen wurde. Bauer: „So eine Beute im Raps wiegt dann schon mal an die 100 Kilo.“ Und scherzhaft fügt er hinzu: „Die größten Feinde des Imkers? Bandscheibenvorfall und Zecke.“

Als professioneller Imker, der seinen Lebensunterhalt mit dem Verkauf von Honig verdient, schlägt sich Bauer mit allerlei Problemen herum. Zum Beispiel dem Diebstahl ganzer Völker und Arbeitsverweigerung. Maike Bauer: „Manche Völker sammeln einfach nur so viel, wie sie gerade selbst verbrauchen. Das rechnet sich dann nicht.“ Das wohl größte Problem ist winzig klein: die nur einen Millimeter große Varroa-Milbe, ein tödlicher Parasit. Wer Honig erzeugt, muss deshalb „ständig an den Bienen arbeiten“, sagt der Fachmann. Und: „Die Honigbiene ist mittlerweile ohne den Imker gar nicht mehr überlebensfähig.“ Das heißt vor allem: Im Kampf gegen die Milbe hilft der Mensch. In diesem Fall auf natürliche Weise mit Ameisensäure, denn Bauers Betrieb ist bio-zertifiziert.

Etwa 2000 Euro – das ist der monetäre Ertrag, den ein Volk pro Jahr bringen muss. Dann kann der Imker wirtschaftlich arbeiten. Voraussetzung ist allerdings ein guter Vertrieb. Als Stadt-Imker hat sich Bauer eine Lücke gesucht, die offenbar funktioniert, denn für Hamburg-Honig vom eigenen Firmendach lassen sich vergleichsweise gute Preise erzielen. wb

www.hit-technopark.de


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