Wachstumsmarkt Fernost als Chance für die Region

Oliver Grundmann

Oliver Grundmann,
CDU-Bundes­tagsab­ge­ordneter aus Stade.

Eine pulsierende Verbindung aus Tradition und Moderne, das ist Taiwan. Und nichts symbolisiert das so gut wie das mehr als 500 Meter hohe Wahrzeichen Taipeis – der Wolkenkratzer „Taipei 101“. Die Fassade erinnert an eine Bambusform. Im Inneren pendelt eine mehr als 600 Tonnen schwere Metallkugel die Schwingungen des Gebäudes in der erdbebenreichen Region aus. Eine eindrucksvolle Konstruktion.

Diese Symbiose aus Tradition und Moderne spürt man überall in Taiwan. Der Inselstaat hat sich binnen einer Generation von einer arbeitsintensiven Werkbank zu einer wertschöpfenden technologiebasierten Volkswirtschaft entwickelt. Rohstoffarmut und geringe landwirtschaftliche Nutzbarkeit haben diesen Prozess befeuert. Aber auch ein unternehmer- und investitionsfreundliches Umfeld. Das Land ist im Aufbruch. Davon konnte ich mich vor einigen Wochen im Rahmen einer Delegationsreise überzeugen.

Bei „Made in Taiwan“ hat man gemeinhin riesengroße Produktionsstätten für elektronische Massenware vor Augen. Das war einmal. Eine aktuelle Studie der Asian Development Bank sieht Taiwan an der Spitze der wissensbasierten Volkswirtschaften. Ganz ähnlich wie Deutschland spielt der kleine Nachbar des großen Chinas auch bei den „Hidden Champions“ in der absoluten Premiumliga. Taiwans Chemieindustrie, Informationstechnik und Maschinenbau sind in vielen Bereichen Weltmarktführer. Der asiatische Tiger ist internationaler Vorreiter für regenerative Antriebe und auf dem Weg zu smarter, energieeffizienter Infrastruktur im Nahverkehr und Städtebau. Das alles macht Taiwan zu einem sehr interessanten Handelspartner.

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Nachhaltig beeindruckt

Mit taiwanesischen Wirtschaftsvertretern habe ich mögliche Chancen auf Zusammenarbeit für unsere Region ausgelotet. Denn in Taiwan herrscht hohes Interesse an hochwertigsten Produkten „Made in Germany“. In den Bereichen Gesundheitstechnik, erneuerbare Energien und CFK sehe ich große Potenziale für heimische Unternehmen. Mit großem Interesse begegnete der taiwanesische Verkehrsminister technologischen Innovationen wie dem ersten wasserstoffgetriebenen Regionalzug, der ab dem nächsten Jahr zwischen Buxtehude und Cuxhaven fahren wird. Nach einem jüngsten Regierungswechsel besteht an regenerativen Antriebstechniken in Taiwan ebenso großes Interesse, wie an dem Wachstumsmarkt der regenerativen Energieversorgung. Hier kann Deutschland zukünftig punkten. Wo es bei uns immer stärkere Berührungsängste mit dem Neuen und Unbekannten gibt, herrscht dort pure Technikbegeisterung und Fortschrittsglauben. Das hat mich nachhaltig beeindruckt. Da lohnt es sich, Brücken zu bauen und Türen zu öffnen. Auch im Bereich Lebensmittel warten unerschlossene Märkte darauf, „erobert“ zu werden. Großes Interesse hat hier unser Obstgarten an der Elbe – Mitteleuropas größtes zusammenhängendes Obstanbaugebiet – hervorgerufen. Auch der Markt für hochpreisige Milchprodukte zeigt eine steile Kurve nach oben. Käse gilt zum Beispiel in der taiwanesischen Hauptstadt Taipei als absolutes Luxusgut und erfreut sich wachsender Beliebtheit. Mit unserer Nähe zum Hamburger Hafen haben wir die idealen Voraussetzungen und kürzeste Wege für gewinnbringenden Handel.

Gerade in unserer Metropolregion mit ihrer historischen Hansetradition sollten wir uns immer vor Augen führen, worauf unsere wirtschaftliche Stärke beruht: der Aufgeschlossenheit gegenüber Handel mit der ganzen Welt und dem innovationsgetriebenen Wandel. Daher sind Kooperationen, internationale Netzwerke und Handelsabkommen von herausragender Bedeutung für unser Land. Im nächsten Jahr ist der Besuch einer taiwanesischen Delegation in meinem Wahlkreis in Arbeit. Ich bin mir sicher, dass wir im beiderseitigen Nutzen Chancen schaffen können.