„Es ist für alle Mieter billiger geworden“

Foto: EBVIn diesem Teil des EBV-Bestandes werden vier neue Eisspeicher gebaut. Die Pfeile zeigen die Lage an. Der EBV saniert das Quartier mit seinen 435 Wohnungen in drei Bauabschitten. Foto: EBV

Das Eisspeicher-Projekt in Harburg: EBV zieht positive Bilanz und baut gleich vier neue Anlagen Gespräch mit Vorstandschef Joachim Bode.

Sie führen den Eisenbahnbauverein Harburg eG: der Vorstands­vorsitzende Joachim Bode und seine Vorstands­kollegin Alexandra Chrobok. Foto: EBV

Mit der größten Eisspeicher-Heizung in ganz Deutschland sorgte der Eisenbahnbauverein Harburg in den Jahren 2012 (Baustart) bis 2014 (Inbetriebnahme) für Schlagzeilen. Noch nie zuvor war so ein gigantisches Loch ausgehoben worden, um Wohnungen zu beheizen. Mit einem Fassungsvermögen von 1500 Kubikmetern setzte der Erdtank im Stadtteil Wilstorf neue Maßstäbe und bereitete den Weg für eine ungewöhnliche Technologie. Jetzt laden der Vorstandsvorsitzende der Genossenschaft, Joachim Bode, und seine Vorstandskollegin Alexandra Chrobok nach: In dem Wohngebiet am Reeseberg leistet der EBV einen weiteren Beitrag zur Energiewende und baut gleich vier neue Eis­speicher.

Bode: „Mit den vier kleineren Anlagen werden wir 19 Gebäude beheizen.“ Die neuen Eisspeicher fassen jeweils „nur“ 750 Kubikmeter, sind also halb so groß wie der Prototyp, für dessen Bau der EBV sogar mit dem „Signal Iduna Umweltpreis“ ausgezeichnet wurde. Die Erfahrungen mit dem großen Bruder: „Wir liegen bei den Heizkosten im Schnitt 30 Prozent günstiger“, sagt Bode, der seinen Mietern schon zum Baustart deutliche Einsparungen signalisiert hatte, sich seiner Sache also absolut sicher war. Die realen Ergebnisse haben dies bestätigt. Bode: „Wir haben heute tatsächlich einzelne Mitglieder, deren Heizkosten um bis zu 60 Prozent gesunken sind. Die haben sich natürlich total gefreut. Die Einsparungsquote ist abhängig von der Lage der Wohnung. Definitiv gilt aber: Es ist für alle Mieter billiger geworden.“ Manche bekamen an die 1000 Euro Heizkosten rückerstattet, was für große Überraschung sorgte. Im zweiten Jahr seien die Rückerstattungen dann ein bisschen moderater ausgefallen, aber zumeist immer noch dreistellig gewesen.

Für den Vorstandschef steht damit fest, dass die Entscheidung für den Eisspeicher goldrichtig war. Deshalb fiel es auch nicht schwer, jetzt aktuell nachzurüsten und weitere Häuser mit dieser Technik auszustatten. Der EBV wurde mit dem Pilotprojekt ein bisschen zum Trendsetter. Bode: „Mittlerweile gibt es in Hamburg etwa ein Dutzend Eisspeicher. Wir bekommen hier in Wilstorf regelmäßig Besuch von Kollegen aus der Wohnungsbranche, die sich das mal anschauen möchten. Das System kommt in Gang.“

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NEW 4.0
Als einziges Hamburger Wohnungsbauunternehmen ist der EBV assoziierter Partner von NEW 4.0 – NEW steht für die Norddeutsche EnergieWende. Dahinter verbirgt sich eine in Hamburg und Schleswig-Holstein gegründete Innovationsallianz aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik. Ziel ist es, beide Bundesländer bis 2035 zu 100 Prozent mit erneuerbaren Energien zu versorgen. 
60 Partner haben sich zu diesem auf zunächst vier Jahre ausgelegten Verbundprojekt zusammengeschlossen. Der EBV zählt dazu. Unter anderem ist eine Roadshow zu 60 Zielen in HH und SH geplant. Projektleiter Prof. Dr. Werner Beba: „Wir werden die Energiewende zum Anfassen präsentieren.“
Zurück zum Eisspeicherprojekt Reeseberg: Bis 2019 werden abschnittsweise 
451 Wohnungen an die neuen Eisspeicherheizungen angeschlossen. Die Gesamtinvestition liegt bei sieben Millionen Euro. Das Prinzip in Kürze: Überschüssige erneuerbare Energie aus dem Netz wird als Wärme genutzt und gespeichert. Mit der überschüssigen Energie des Sommers wird im Winter geheizt. wb


Bauprojekte: Das plant 
der EBV
Im Sommer 2018 werden zwei kleinere Bauvorhaben in Barmbek-Süd und in Wilstorf mit jeweils acht Wohnungen fertiggestellt. Die Investitionssumme liegt bei insgesamt vier Millionen Euro. Eine weitere Planung sieht den Bau von mehr als 3000 Quadratmetern Wohnfläche im Villenviertel Heimfeld vor. Die etwa 40 Wohneinheiten werden im Gebiet Voglerstraße, Milchgrund, Corduaweg entstehen. Der Abriss der Altsub­stanz ist für 2018 vorgesehen.
Ein weiteres Projekt mit bis zu 250 Wohnungen will der EBV in drei Bauabschnitten innerhalb von fünf bis sechs Jahren an der Bremer Straße 114 bis 136 sowie in der angrenzenden Bandelstraße und am Gottschalkring realisieren. Bis Jahresende sollen hierfür die Ergebnisse eines Architektenwettbewerbs vorliegen. Hier stehen bislang denkmalgeschützte Altbauten, die allerdings über eine schlechte Bausubstanz und entsprechend energetische Probleme verfügen. Dazu Joachim Bode: „Der Denkmalschutz hat sicherlich seine grundsätzliche Berechtigung, aber irgendwann müssen alte Häuser auch sterben dürfen.“ Die passive Entmietung hat bereits begonnen. Start soll 2019/20 sein. Gesamt­investition: etwa 30 bis 40 Millionen Euro. wb

EBV in Zahlen
Ende 2016 hatte die Wohnungsgenossenschaft Eisenbahnbauverein Harburg eG 4840 Mitglieder. Im Bestand waren zu diesem Zeitpunkt 3217 Wohnungen. Die Bilanzsumme: 107,3 Millionen Euro. Bei einem Jahresumsatz von 20,3 Millionen Euro erwirtschaftete der EBV einen Jahresüberschuss in Höhe von 1,6 Millionen Euro.