Kreativität allein reicht nicht mehr aus

medianightFilmschaffende und Förderer in Lüneburg: Dr. Jan Asmus (von links), normeda – Film- und Mediengesellschaft Niedersachsen/Bremen mbH, Jörg Witte, Medienagentur M7 und Mitveranstalter des Film- und Medienforums Niedersachsen, Jürgen Enkelmann, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Lüneburg, Karl Maier, Geschäftsführer Film & Medienbüro Niedersachsen, und Carsten Junge, Geschäftsführer der Sparkassenstiftung Lüneburg. Foto: Martina Brinkmann

2. MediaNight Lüneburg: Plädoyer für den Einsatz neuer Technologien in der Film-Branche – Verändertes Konsumverhalten.

Die Zeiten, als sich Filmschaffende nach ihren Erfolgen beim Schampus wohlmeinend auf die Schulter klopften, sind offenbar vorbei. Wenn sich die „Film-Szene“ heute trifft, geht es um die rasanten technologischen Entwicklungen, die das Zeug haben, den letzten Zentimeter Celluloid ein für alle Male aus den Regalen zu pusten. Bei der 2. Lüneburger „MediaNight“  – einer Veranstaltung der Wirtschaftsförderung Lüneburg in Kooperation mit dem Film- und Medienforum, der nordmedia und der Sparkassenstiftung Lüneburg – gab Dirk Martens in seinem Impulsvortrag zum Thema „Wie Virtual Reality (VR) den Film- und Medienmarkt verändert“ einen Vorgeschmack.

Martens ist Geschäftsführer des House of Research in Berlin, Lehrbeauftragter an der „Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf“ (Bereich Nutzung digitaler Bewegtbildmedien und Medienforschung) sowie Autor zahlreicher Fachpublikationen. Zum Thema sagte er: „Die Nachfrage nach  360°-Produktionen ist sehr groß. Das wissen wir zumindest aus unserer Region Berlin/Brandenburg, wo viele Anfragen laufen, die in der Regel Werbe- und PR-Filme betreffen, nicht aber Spielfilme.“ Er rät Produzenten, die sich für die 360°-Variante interessieren, auch an neuen kreativen Erzählformen zu arbeiten, mit denen sich Zuschauer binden lassen. Nur so ließen sich neue Marktfelder erschließen, auf denen man nicht die Konkurrenz aus China oder den USA fürchten müsse. Sein Credo: „Der Blick muss auf Deutschland gehen. Es ist nicht zu spät, aber auch nicht wahnsinnig früh.“

Ein steiniger Weg

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Im Anschluss folgte eine spannende Diskussion zum Thema „Online-Distribution von Film und Fernsehproduktionen in Deutschland“. Die gute Nachricht sei, so der in der Diskussion dominierende Produzent, Journalist und Vorstandsvorsitzende der Onlinefilm AG C.Cay Wesnigk, dass sich alle Filme bei Amazon hochladen ließen, „nur verliert der Produzent dadurch den Direktkontakt zum Endkunden“. Er schilderde die Ohnmacht der Filmemacher, den Markt auch ohne Versandhändler und große Online-Portalbetreiber zu erobern. Wesnigk: „Wir haben als Produzenten nicht gelernt, unser Geld mit dem Verkauf von Filmen zu verdienen, und jetzt ist es schwer, in diesen Markt zu kommen.“ Detailliert beschrieb er den steinigen Weg, der mit dem Filmemachen nichts mehr zu tun habe.

Christian Seemann, Experte im Bereich Wirtschaftsinformatik der Hochschule Mainz, wies auf Studienergebnisse hin, die Veränderungen im Konsumverhalten und auf dem Anbietermarkt verdeutlichten. Insgesamt wurde deutlich, dass Kreativität allein kein Erfolgsgarant ist. Vielmehr müssten geschicktes Marketing und ein Finanzierungsmanagement hinzukommen, um im internationalen Wettbewerb der Publikumsgunst zu bestehen. bri