Viel mehr als ein thermischer Prozess

Fotos: Jutta JelinskiDer geschäftsführende Vorstand Svend-Jörk Sobolewski hat den Verein Feuerbestattungen Stade im Jahr 1998 mit drei Freunden gegründet. Fotos: Jutta Jelinski

Würdevolle Abschiede: Team der Feuerbestattungen Stade r.V. übernimmt moralische, soziale und ökologische Verantwortung

Das Gebäude, zu dem täglich Bestattungswagen fahren, in dem Verstorbene in Kühlräumen aufgebahrt und jedes Jahr 6000 Leichname eingeäschert werden, verliert seinen Schrecken in dem Augenblick, da sich die Eingangstür öffnet. Das Stader Krematorium ist ein einladender Ort. An den Wänden der hellen Räume hängen Bilder, die die Elemente des Lebens zeigen, eine offenstehende Tür gibt den Blick in einen kleinen Trauerraum mit gemütlichen Sitzbänken frei. Schnell wird klar: Kremation ist hier viel mehr als ein thermischer Prozess.

„Früher waren Krematorien reine Funktionsanlagen, in denen Verstorbene möglichst schnell und effizient eingeäschert wurden“, sagt Svend-Jörk Sobolewski, der 1998 mit drei Freunden den Verein Feuerbestattungen Stade gegründet hat und kurz darauf das Krematorium bauen ließ. Ihnen sei es von Anfang an darum gegangen, den Dienstleistungscharakter der Feuerbestattung stärker in den Vordergrund zu heben. „Wir sind ein Haus für die Lebenden“, sagt der geschäftsführende Vorstand, der seine moralische und soziale Verantwortung ernst nimmt. Wer möchte, kann hier mit einer stimmungsvollen Trauerfeier Abschied nehmen, ehe der Leichnam dem Feuer übergeben wird.

Übergabe des Leichnams an das Feuer: Der Kreis des Lebens umgibt die Ofenöffnung. In den zwei hochmodernen Öfen des Stader Krematoriums werden jedes Jahr circa 6000 Verstorbene eingeäschert.

Übergabe des Leichnams an das Feuer: Der Kreis des Lebens umgibt die Ofenöffnung. In den zwei hochmodernen Öfen des Stader Krematoriums werden jedes Jahr circa 6000 Verstorbene eingeäschert.

Vor den Öfen stehen zwei schlichte Holzsärge. Ein Sternenhimmel ziert die Decke, der Kreis des Lebens umgibt die Ofenöffnung, die gleichsam den Übergang zwischen zwei Welten markiert. In den zwei hochmodernen Öfen mit Mehrkammersystem werden im Zwei-Schicht-Betrieb circa 6000 Verstorbene pro Jahr eingeäschert. Technisch möglich wären sogar bis zu 12 000 Einäscherungen. Nach dem Einäscherungsvorgang von etwa zweieinhalb bis drei Stunden bleiben 2,5 bis 3,5 Kilogramm Asche übrig.

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Aber: Nicht alles verbrennt in den Flammen. „Bei uns geht das Schmuck- und Zahngold der Verstorbenen mit in die Urne“, betont Sobolewski, „das gehört zu ihnen.“ Schon einmal sei in den dunkelsten Jahren dieses Landes Geld mit der Verwertung Verstorbener verdient worden, diese Gedanken dürften gar nicht erst wieder aufkommen. „Da haben wir auch eine Verantwortung.“ Was nicht in die Urne passt – wie etwa künstliche Knie- oder Hüftgelenke aus Chirurgenstahl – gibt das Krematorium zur Wiederverwertung weiter. Die Erlöse werden zu 100 Prozent an gemeinnützige Einrichtungen gespendet, 2014 waren es 12 783,89 Euro. Wohin das Geld geht, ist auf der Homepage der Feuerbestattungen Stade r.V. (www.fbstade.de) detailliert aufgeführt. „Transparenz ist einer der Gründe für unseren Erfolg“, sagt Sobolewski.

Immer mehr Menschen entscheiden sich für eine Einäscherung. Und während der Tod noch in den 80er- und 90er-Jahren ein echtes Tabuthema war, ist er heute mitten im Leben angekommen. „Das Internet hat unsere Gesellschaft verändert“, sagt Sobolewski. Die Menschen informieren sich, wollen selbst bestimmen, was nach ihrem Tod mit ihnen passiert.

Die Kremation bietet in erster Linie eines: Flexibilität. Von der klassischen Urnenbestattung auf dem Friedhof über die Seebestattung bis hin zum Verstreuen der Asche in der Natur lässt die Feuerbestattung so gut wie alle Wünsche zu, die mit dem Gesetz im Einklang stehen. „Der Wunsch nach Individualisierung ist groß, auch über den Tod hinaus“, weiß der Krematoriumschef. lr

Feuerbestattungen „goes green“

Feuerbestattungen Stade „goes green“ – was wie ein Werbeslogan klingen mag, bringt einen wichtigen Teil der Unternehmensphilosophie auf den Punkt. Den Mitarbeitern um Svend-Jörk Sobolewski ist es seit Jahren ein großes Anliegen, sensibel mit den natürlichen Ressourcen unseres Planeten umzugehen. „Wir haben die Verpflichtung, eine ganz klare Haltung zu diesem Thema einzunehmen und diese auch mit Leben zu füllen“, sagt er. Der verantwortungsvolle Umgang mit der Natur sei ein wichtiges Kriterium für das unternehmerische Handeln. „Klimaschutz ist auch auf dem letzten Weg ein zen­trales Thema.“ Dazu gehören nicht nur biologisch voll abbaubare Urnen.

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Das Krematorium ist mit einer Hightechanlage nach den neuesten Umweltschutzrichtlinien und einer optimalen Filteranlage ausgerüstet, die die gesetzlichen Grenzwerte weit unterschreitet. Strom und Erdgas werden zu 100 Prozent aus regenerativen Energiequellen von Naturwatt bezogen. „Unser Krematorium ist ökologisch und ökonomisch“, sagt Sobolewski. lr

Web: www.fbstade.de/goes-green