Hier wird mein neuer Schrank gebaut …

Foto: Wolfgang BeckerPrototyp vor der Fertigstellung: Bernd Westermann (links) und Manfred Aberger stehen in der Werkstatt im Rahmenbau eines Gewächshauses made by Carl Schütt. Dieses Beispiel zeigt, wie vielseitig die Tischlerei arbeitet. Die Fotoleiste oben gibt Einblick in die Ausstellung zum Thema Möbelbau. Foto: Wolfgang Becker

Zuschauen erlaubt: Carl Schütt Tischlerei präsentiert sich mit neuer Ausstellung als Hersteller von maßgeschneidertem Mobiliar

Die kapitale Eiche vor dem Gebäude Stader Straße 274 dürfte aus den Gründertagen stammen, vermutlich ist sie aber noch viel älter. Auf jeden Fall erfüllt sie ihren Zweck als Sinnbild für Qualität in der Holzverarbeitung, denn in dem Haus hat die Carl Schütt Tischlerei ihren Sitz. Das Unternehmen wird zwar häufig als Bautischlerei wahrgenommen, tatsächlich bauen die 15 Mitarbeiter unter der Leitung von Manfred Aberger und Andreas Bergmann, beide Tischlermeister und Betriebsleiter, auch hochwertige Möbel aller Art. Aberger und Geschäftsführer Bernd Westermann machten jetzt mit B&P einen Rundgang durch die neue Ausstellung und präsentierten nicht nur feines Mobiliar, sondern auch einen offenen Betrieb. Aberger: „Unsere Kunden können uns bei der Arbeit zuschauen – ja, wir freuen uns über das Interesse an unserem Handwerk.“ Große Glasscheiben öffnen den Blick direkt in den Werkstattbetrieb.

Auf etwa 200 Quadratmetern Fläche zeigen die Tischler von Carl Schütt, was sie können. Unter den Mitarbeitern des Unternehmens sind Montagetischler, die den Einbau beim Kunden machen, und Spezialisten – beispielsweise für den Bereich Fenster und Haustüren sowie den Möbelbau. Vom kleinen Büro- oder Werkstattschrank über Empfangstresen und Praxismobiliar bis hin zum komplett gefertigten Einbauschrank für das Wohnzimmer – hier entstehen handfeste Gebrauchsmöbel ebenso wie echte Schmuckstücke von höchster Qualität.

Auch Küchen werden bei Schütt nach Maß gefertigt. In der Ausstellung findet sich eine ganze Zeile mit diversen technischen Raffinessen in dezentem Hochglanzdekor (gebaut aus hochglanzbeschichteten Platten). Büromöbel bis hin zur Vollausstattung und – wer viel arbeitet, soll auch bequem schlafen – Bettenbau gehören ebenso zum handwerklichen Portfolio.

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Manfred Aberger: „Wir gehören zu den wenigen Tischlereien, die das komplette Angebot liefern – mit einer Ausnahme: Treppen. Dafür gibt es spezielle Treppenbauer, mit denen wir zusammenarbeiten.“ Ihm ist wichtig, auf die hohe Qualität der bei Carl Schütt gefertigten Stücke hinzuweisen. Der gebürtige Österreicher lebt seit 30 Jahren in Harburg und arbeitet seitdem für das 1902 gegründete Unternehmen Carl Schütt. Die Auftragsfertigung von Möbeln klingt zunächst einmal nach hohen Preisen, doch Aberger sagt: „Mit Ikea, Höffner und Co können wir preislich sicher nicht mithalten, aber dem Vergleich mit dem gehobenen Fachhandel halten wir stand.“ Zu den Kunden gehören Architekten und Inneneinrichter ebenso wie der Privatkunde, der beispielsweise ein besonderes Möbelstück reparieren lassen möchte. Oder eben neues Mobiliar in Auftrag gibt.

Der zweite große Arbeitsbereich macht etwa ein Drittel der Aufträge aus: die Bautischlerei. Hier geht es um Fenster und Türen. Bernd Westermann: „Wir sind ja als klassisches Bauunternehmen Carl Schütt Bautec bestrebt, möglichst viele Gewerke selbst abzudecken – zum Beispiel Maurer, Stahlbetonbauer, Fassadenbauer, Flie-senleger, Maler, Bodenleger und eben auch Tischler.“ Wobei sich die Tischlerei auf dem Feld des Möbelbaus ein zweites starkes Standbein zugelegt hat und als eigenständige GmbH in der Gruppe auftritt.

Die Ausstellung, in der ausgesuchte Einzelstücke, aber beispielsweise auch Gleittüren und flexible Einbauschranksysteme gezeigt werden, ist montags bis freitags von 8 bis 16 Uhr sowie sonnabends von 10 bis 13 Uhr geöffnet. Auf Wunsch können auch andere Zeiten vereinbart werden. Aus dem Ausstellungsraum fällt der Blick in die mit zwölf Metern ungewöhnlich hohe Werkstatthalle. Westermann: „Das hat einen besonderen Grund. Im Boden unter der Halle verläuft eine der Harburger Hauptabwasserleitungen. Wir mussten damals so hoch bauen, damit im Notfall der Sielbagger eingesetzt werden kann – falls es mal einen Schaden direkt unter unserer Halle geben sollte.“ Was zum Glück noch nie passiert ist – kurios ist Fall dennoch. wb