Im Fokus: Die Prostata

„Durch die Kombination von heute im Wesentlichen nur noch zwei hochaufgelösten Kontrasten – T2 Bildgebung und Messung der Restriktion der Brownschen Molekularbewegung – können wir etwa 90 Prozent aller Prostatakarzinome erkennen,“ sagt Dr. Wilhelm Ruempler, der die MRT-Abteilung im MVZ Klinik Dr. Hancken im Stader Stammhaus in der Harsefelder Straße leitet. Die Kernspinuntersuchung verschafft den Radiologen aber noch weitere Erkenntnisse: „Wir lernen mittlerweile, in den verschiedenen Zonen der Vorsteherdrüse zwischen Entzündung und Tumor zu differenzieren, da wir die Zelldichte messen können.“

Zeigen sich in den Kernspin-Aufnahmen auffällige Bereiche, werden die MR-Bilddaten mit der Ultraschallbildgebung fusioniert. „Die Urologen können dann mit unseren Daten eine sonographisch gesteuerte Fusions-Biopsie punktgenau durchführen,“ erklärt Dr. Ruempler. Stellt sich in der pathologischen Untersuchung der Gewebeprobe heraus, dass es sich um einen bösartigen Tumor handelt, werden die Kernspin-Auf-nahmen später auch zur Therapieplanung für die Radioonkologen herangezogen und ermöglichen eine gesonderte Behandlung der Tumorregion. Mit den sehr präzisen Linearbeschleunigern des Zentrums für Strahlentherapie in der Klinik Dr. Hancken in Stade kann die erforderliche Dosis exakt auf den Tumor konzentriert und das umliegende Gewebe bestmöglich geschont werden.

Um die Befundkriterien zu vereinheitlichen und sie reproduzieren zu können, wird an einer Klassifizierung der Befunde gearbeitet. Solche Einordnung gibt es bereits bei Brustkrebserkrankungen. Dort wird sie BI-RADS genannt. Beim Prostata-Karzinom wurde begonnen, auffällige radiologische Befunde in der Prostata den fünf Stadien der PI-RADS zuzuordnen. Die erste Stufe ist die Einordnung des MRT Befunds in die Kategorie „sehr unwahrscheinlich“ – damit ist gemeint, dass die Wahrscheinlichkeit, dass ein klinisch signifikanter Tumor vorliegt, sehr gering ist. Nach „unwahrscheinlich“, „unsicher“, „wahrscheinlich“ ist die letzte Kategorie „sehr wahrscheinlich“ – mit anderen Worten: Es ist hochwahrscheinlich, dass ein Karzinom gefunden wurde.

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Bei der PI-RADS-Klassifizierung werden ausschließlich die im Kernspin gewonnenen Erkenntnisse berücksichtigt. Das weitere Vorgehen entscheidet der Urologe nach Betrachtung aller Daten aus Tastbefund, Ultraschall- und Kernspinuntersuchung sowie PSA. Die PI-RADS-Klassifikation könnte vielleicht dazu beitragen, der Kernspin-Untersuchung der Prostata eine höhere Akzeptanz zu verschaffen und sie bereits vor der ersten Biopsie einzusetzen. Dieses Vorgehen ist beispielsweise in Großbritannien üblich.

Prostatakarzinome unterscheiden sich in einer Vielzahl von Eigenschaften. Manche wachsen sehr langsam und nur innerhalb der Prostata, andere Formen sind aggressiv, entwickeln sich schnell und streuen in andere Organe. Die genaue Bestimmung ist für die Patienten lebenswichtig. Während bei den sogenannten „Haustierkrebsen“ unter Umständen eine aktive Überwachung oder Abwarten unter Beobachtung die Methode der Wahl sein kann, werden bei den aggressiveren Formen die Entfernung des Tumors durch Operation und/oder Strahlentherapie sowie medikamentöse Behandlungen empfohlen.

Die Eigenschaften des Tumors analysiert der Pathologe, der die histologische Untersuchung der Gewebeprobe durchführt und den Gleason-Score bestimmt. Bei der Bestimmung des Gleason-Scores untersucht der Pathologe, ob und wie stark sich die Zellmuster im untersuchten Gewebe von gesunden Prostatazellen unterscheiden. Dieser Wert basiert immer auf zwei Gewebeproben aus unterschiedlichen, auffälligen Arealen der Prostata. Je höher der Wert ausfällt, desto größer ist die Abweichung. Das Ausmaß der Abweichung gibt Aufschluss über die Bösartigkeit des Tumors. Dr. Ruempler und seine Kollegen können durch die Auswertung der Kernspin-Befunde die entscheidenden Hinweise auf die verdächtigen Areale für die Entnahme der Gewebeproben liefern.

Die Kernspinuntersuchungen haben für den Patienten noch weitere Vorteile: Bei der 15-Minuten dauernden Untersuchung wird auch eine Übersicht über den gesamten Bauchraum angefertigt, sodass auch mögliche Veränderungen und Metastasen in den Lymphknoten oder anderen Organen ausgeschlossen werden können.

Wenn der Befund gesichert ist, werden alle Ergebnisse in den regelmäßigen Tumor-boards des Prostata-Zentrums Elbe-Weser, das der Chefarzt der Klinik für Urologie und Kinderurologie im Elbe Klinikum Stade, Dr. Sven Laabs, leitet, besprochen. An diesen Konferenzen nehmen auch die niedergelassenen Urologen, die Strahlentherapeuten und Hämatoonkologen der Klinik Dr. Hancken teil. Die Empfehlungen der Fachärzte erläutert der behandelnde Urologe dem Patienten. Welches Vorgehen gewählt wird, hängt von vielen Faktoren ab, wie der Lage, der Aggressivität oder dem Umfang des Tumors in der Prostata. Aber auch das Alter und der Gesundheitszustand des Patienten spielen bei der Entscheidung eine Rolle.

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Weitere Informationen erhalten Sie:
Klinik Dr. Hancken
Harsefelder Straße 8, 21680 Stade, Tel.: 04141-604-0, www.hancken.de, E-Mail: info@hancken.de

oder im:

Prostatazentrum Elbe-Weser
Elbe Klinikum Stade, Bremervörder Straße 111, 21682 Stade, Tel.: 04141-97-1500, www.elbekliniken.de