Pragmatische und vertrauensvolle Lösung, die auch „menschlich passt“: 35 implantcast-Mitarbeiter nutzen Büroräume von pontacol in der Nachbarschaft
Wenn Unternehmen wachsen, dann ist Raummangel oft das größte Problem. Büros werden zu eng, Flure zu voll, und in Meeting-Räumen stapeln sich nicht nur Ideen, sondern – in Ermangelung von Abstellräumen – bisweilen auch Kartons. Das Buxtehuder Medizintechnik-Unternehmen implantcast kennt diese Art der „Wachstumsschmerzen“ schon lange. Denn seit seiner Gründung vor 36 Jahren vergrößert sich der Endoprothesen-Hersteller quasi permanent. Inzwischen liegt die Zahl der Beschäftigten bei 850.
pontacol-Neubau mit Weitblick – und Platz für Mieter
Für den jüngsten Wachstumsschub fand man nun eine recht überraschende Lösung. Und zwar in der unmittelbaren Nachbarschaft des Gewerbegebiets am Alten Postweg – bei der Firma pontacol. Die deutsche Tochter eines Schweizer Traditionsunternehmens stellt seit über 50 Jahren in Buxtehude thermoplastische Klebefilme her, unter anderem für die weltweite Automobilindustrie. 2019 war pontacol in seinen Neubau im Gewerbegebiet gezogen. Das Unternehmen hatte nicht nur in neue Maschinen und Produktionsanlagen investiert, sondern auch in ein offenes, modernes Gebäude, das sogenannte Forum, mit Weitblick – im wörtlichen wie übertragenen Sinn. 27.000 Quadratmeter Grundstücksfläche, 7.000 davon für die Produktion. Die Fläche des Forums beträgt 1.300 Quadratmeter, die Büros: hell, großzügig, angrenzend an die Fertigung.
„Wir haben damals bewusst größer gedacht“, sagt Markus Nagel, Geschäftsleitung bei pontacol und verantwortlich für die Standorte in Deutschland und der Schweiz. Einige der Flächen wurden zunächst gar nicht benötigt: Rund 400 Quadratmeter blieben ungenutzt, mit der Option, diese an Dritte zu vermieten. „Aber wir wollten hier nicht um jeden Preis einen Mieter drin haben, sondern nur jemand, mit dem es auch menschlich passt. Am besten ein mittelständisches Unternehmen mit Handschlags-Qualität.“

Wirtschaftsförderung half beim „Matchmaking“
Als nun implantcast neue Flächen suchte, brachte die Wirtschaftsförderung der Stadt die beiden Nachbarn zusammen. „Vorher hatten wir nie wirklich miteinander zu tun, obwohl unsere Firmensitze nur 250 Meter Luftlinie auseinanderliegen und wir das Gebäude des jeweils anderen von unseren Büros aus sogar sehen können“, sagt Julian Bark, CFO und COO von implantcast. Anfang März zogen nun 35 implantcast-Mitarbeiter bei pontacol ein. Dank dieses „Blicks über den Zaun“ begegnen sich in Buxtehude also zwei global agierende Firmen lokal und können gemeinsam pragmatisch wachsen.
Genau so wie Nagel lobt auch Bark die Unkompliziertheit der Kooperation. Keine umständlichen Verträge, keine wochenlangen Verhandlungen: „Das Persönliche war entscheidend“, betont er. Und Markus Nagel ergänzt: „Wir brauchen hier trotz der räumlichen Nähe keinen Hochsicherheitstrakt. Die Grundlage unserer Zusammenarbeit ist Vertrauen.“ Zwar gebe es Zugangskontrollen, aber keine harten Abgrenzungen zwischen den Etagen. „Wir haben das pragmatisch umgesetzt.“ Und auch technisch war die Kooperation recht einfach, vor allem in Sachen IT. „Weil die beiden Firmengebäude so dicht beieinanderliegen, können wir das Internet einfach per Richtfunk von unserem Hauptsitz übertragen. Das reduziert Komplexität und somit auch Kosten“, sagt der implantcast-COO.
Bald 1.000 Mitarbeiter bei implantcast?
implantcast plant perspektivisch in Buxtehude mit 1.000 Mitarbeitern. Zwar gebe es bereits weitreichende Homeoffice-Regelungen, doch große Teile der Belegschaft wollen lieber vor Ort präsent sein. Das sei auch für die Unternehmenskultur von Bedeutung. „Aktuell errichten wir deswegen ein weiteres Bürogebäude“, sagt Bark.
Die Flächen bei pontacol sollen trotzdem gehalten werden. Der Vertrag läuft zunächst über drei Jahre. Doch es ist klar, dass hier mehr als ein kurzfristiges Mietverhältnis entstanden ist. Es ist eine echte Partnerschaft, getragen von gegenseitigem Respekt und dem – trotz der unterschiedlichen Branchen – gemeinsamen Verständnis für Technologie und Qualität.
Und so ist der Blick aus dem Fenster des einen Unternehmens auf das andere nicht nur ein Zeichen räumlicher Nähe, sondern auch Symbol dessen, was wirtschaftlich möglich ist, wenn der Mittelstand an einem Strang zieht. Die Zukunft mag sich nicht exakt planen lassen – aber mit pragmatischen Lösungen und einer ordentlichen Portion Vertrauen lässt sie sich gestalten. (tp)

Mini-Firmenportraits:
implantcast – Gelenke für ein bewegtes Leben
implantcast ist einer der führenden Hersteller von Endoprothesen mit Sitz in Buxtehude. Das Unternehmen entwickelt künstliche Gelenke für Hüfte, Knie, Schulter und weitere Körperregionen – mit Spezialisierung auch auf individuelle Lösungen bei komplexen Krankheitsbildern wie Tumoren. implantcast produziert ausschließlich in Deutschland, beliefert jedoch Kunden weltweit. Rund 850 Angestellte arbeiten an modernen Implantatlösungen, die höchsten medizinischen und technologischen Standards entsprechen.
Das Unternehmen wächst stetig – personell wie wirtschaftlich – und kombiniert Präzision mit Innovationsgeist. In den vergangenen zehn Jahren hat sich der Umsatz auf 120 Millionen Euro verdoppelt.
pontacol – Unsichtbar, aber unverzichtbar
Pontacol mit Sitz in Buxtehude ist ein Spezialist für thermoplastische Klebefilme, die in der Industrie zum Einsatz kommen. Die Folien verbinden Materialien – nicht sichtbar, aber mit großer Wirkung. So zum Beispiel in den Innenräumen von Autos, wenn verschiedenste Komponenten verbunden werden sollen, die jeweils unterschiedliche Klebstoffe benötigen. Oder auch in der Textilindustrie im Bereich Sport- und Freizeitbekleidung. Transparenz, Hitzeresistenz und sogar Membranfunktionen gehören zu den vielfältigen Eigenschaften der Filme.
Das Unternehmen liefert an Industriepartner vorwiegend in Europa, Nordamerika und Asien. Weltweit wird ein Umsatz im mittleren zweistelligen Millionenbereich erwirtschaftet. Die deutsche Niederlassung zählt 40 Mitarbeitende.