Wie KI die Welt ein bisschen besser machen kann

Praktisache KI: Ein Roboter, der anhand von Handgesten-Erkennung den richtigen Schraubenschlüssel reicht. Foto: BNW

Regionales Zukunftszentrum Nord zieht positive Zwischenbilanz.

Was haben Jiri Pavlenka, Torhüter von Werder Bremen, ein Bäcker, der den Bedarf an Brötchen und Kuchen in seinen Filialen unter Berücksichtigung der Wetterdaten plant, und ein Fotofinder zur Früherkennung von Hautkrebs durch den Online-Abgleich mit Millionen Daten weltweit gemeinsam? Alles drei sind gute Beispiele für den cleveren Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI), wie Key Note Speaker und Podcaster Frank Eilers auf der Veranstaltung „Bis in die Zukunft und noch viel weiter – mit KI nachhaltige Wege entdecken?!“ des Regionalen Zukunftszentrums (RZZ) Nord in Hannover verriet: Der eine wäre heute nicht in Bremen, wenn ihn eine Scouting KI nicht als ideale Ergänzung ausgemacht hätte, der andere würde wohl viel mehr Backwaren wegwerfen und bei Menschen weltweit würde Hautkrebs erst später erkannt.

Vor knapp anderthalb Jahren ist das RZZ Nord angetreten, den kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) aufzuzeigen, wie KI sie besser machen kann, indem sie den digitalen Wandel nutzbringend für sich gestalten, die Chancen nutzen und damit ihre Zukunftsfähigkeit sichern. Ein Plus: der bundesweit einzigartige sozialpartnerschaftliche Ansatz durch den Zusammenschluss von Bildungswerken der Arbeitgeber, gewerkschaftsnahen Bildungsvereinigungen sowie KI-Experten aus Wirtschaft und Forschung in den vier nördlichen Bundesländern Bremen, Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein. Auf dem hybriden KI-Event zogen die Beteiligten des vom Programm „Zukunftszentren (KI)“ vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales geförderten Projektes eine positive Zwischenbilanz. „Wir haben in der langsam zu Ende gehenden ersten Phase schon viel erreicht. Ab Januar geht es in die zweite Phase, das Folgeprojekt steht in den Startblöcken, es sieht gut aus“, verriet Tobias Lohmann, Hauptgeschäftsführer des Bildungswerks der Niedersächsischen Wirtschaft (BNW) im Gespräch mit  Maximilian Schmidt, Geschäftsführer der gewerkschaftlichen Bildungsvereinigung Arbeit und Leben Niedersachsen, und Moderatorin Carmen Hentschel

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Lohmann berichtete nicht nur von den Erfahrungen des RZZ, dass die KMU gerne bereit sind, sich auf Digitalisierung und KI einzulassen und es viele mutige, zukunftsorientierte Unternehmen gibt, die weiter sind, als man denkt. Er erzählte auch von seiner ersten persönlichen Erfahrung mit der digitalen Welt, damals, als er seine erste Uni-Hausarbeit auf einem 2/86er schrieb. Heute ist er begeistert von allem, was ihn mit anderen interagieren lässt, und privat sei Siri eine seiner besten Freundinnen. Schmidt habe im Alter von neun Jahren bereits mit seinem Bruder ein kleines Spiel programmiert, heute dreht sich bei ihm beim privaten Einsatz neuer Technologie alles um Smart-Home. Aktuell baut er einen digital gesteuerten Futterautomaten für seine Pferde, dann könne er länger schlafen. Zurück zu Digitalisierung und KI für KMU liegt ihm am Herzen, die große Kompetenz der Betriebe auch in diesem Bereich zu bündeln. „Mit der Community of Practice haben wir mit dem RZZ Nord eine Plattform ins Leben gerufen, die das leisten kann“, so Schmidt. 

In der Community of Practice sind Vertreter von Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen auf einer digitalen Plattform für agiles Wissen und Lernen vernetzt. Sie tauschen sich über Erfahrungen aus. „Wir haben uns von Anfang an gefragt, was nach der Beratung kommt, wie wir Wissensträger zusammenbringen können?“, so BNW-Projektmanagerin Julia Kranz-Schmidt. „Unsere Community of Practice ist eine große Gemeinschaft, die voneinander lernt und ständig wächst, quasi als regionaler Austausch für den ganzen Norden“, ergänzt Dr. Jennifer Seifert von der Bildungsvereinigung Arbeit und Leben Niedersachsen.

Anselm Fehnker vom Hamburger KI-Partner im Projekt, dem Artificial Intelligence Center Hamburg (ARIC), berichtete, dass bis jetzt 436 Lotsen- und Einstiegsberatungen sowie 36 vertiefte Beratungen stattgefunden hätten. Es gehe in den meisten Fällen häufig zunächst einmal darum, die KMU für die Chancen durch Digitalisierung und KI zu gewinnen, ergänzte sein Mitstreiter als KI-Partner, Patrick Knocke, von OFFIS in Oldenburg. Als Beispiel für eine intelligente kleine Lösung mit großem Potenzial hatte er einen Roboter mit nach Hannover gebracht, der anhand von Handgesten-Erkennung den richtigen Schraubenschlüssel anreicht. Bei drei Fingern den Schlüssel der Größe drei.

RZZ Nord Projektleiter Martin Kater lenkte den Blick zum Abschluss der Veranstaltung auf das Thema Nachhaltigkeit. „Wir denken bei Nachhaltigkeit immer an ökologische Nachhaltigkeit, für das RZZ Nord geht es aber auch um ökonomische und soziale Aspekte, die wir mit Hilfe von Digitalisierung und KI erfüllen wollen, aber immer mit dem Menschen im Mittelpunkt.“ Diesbezüglich lud er herzlich zur Veranstaltung „Per Anhalter durch Digitalisierung und KI“ am 15. Dezember 2022, erneut im „Future Meeting Space“ im Hannover Congress Centrum ein. Mit Zukunftsforscher Christian Schoon richtet das RZZ Nord dann den Blick in die Zukunft der Arbeit und mit Exosoziologe Andreas Anton auf außerirdische Intelligenz.

Die Zusammenfassung des Tages gebührte dann noch einmal Key Note Speaker Eilers: „Es gibt Möglichkeiten, KI zu nutzen, ohne 20 eigene Programmierer zu beschäftigen. Angebote aus der Cloud wie Google Maps und Netzwerke wie das RZZ sind gute Beispiele dafür. Wichtig ist, dass man neugierig ist.“ 

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Über das RZZ Nord
Das Regionale Zukunftszentrum Nord (RZZ Nord) ist ein gemeinsames Projekt der Bildungswerke der Arbeitgeber, gewerkschaftsnaher Bildungsvereinigungen und von KI- Expertinnen und KI-Experten aus Wirtschaft und Forschung in Niedersachsen, Bremen, Hamburg und Schleswig-Holstein. Gefördert im Rahmen des Programms „Zukunftszentren (KI)“ durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) unterstützt das Bildungswerk der Niedersächsischen Wirtschaft (BNW) als Konsortialführer zusammen mit elf Partnern kleine und mittlere Unternehmen (KMU) und deren Beschäftigte dabei, den digitalen Wandel nutzbringend für sich zu gestalten, die Chancen der Künstlichen Intelligenz (KI) zu nutzen und damit ihre Zukunftsfähigkeit zu sichern. 

Das Angebot des RZZ Nord reicht von der gemeinsam mit den Unternehmen durchgeführten Analyse individueller Herausforderungen und Bedarfe über die Beratung zum konkreten Einsatz von KI in den täglichen Arbeits- und Geschäftsabläufen bis zur Unterstützung bei den damit einhergehenden Lern-, Entwicklungs- und Veränderungsprozessen sowie der Entwicklung passgenauer betrieblicher Qualifizierungskonzepte. Dabei versteht sich das RZZ Nord als Sparringspartner für digitale Transformation und kompetenter Ansprechpartner der KMU für alle Beratungs- und Unterstützungsangebote zum Einsatz menschenzentrierter KI. Ein Leuchtturm des Projektes ist neben der persönlichen Beratung der KMU der Aufbau einer lernenden Community of Practice mit Experten aus Forschung, Bildung, Politik und norddeutscher Wirtschaft. 
Allen kleinen und mittleren Unternehmen in den vier norddeutschen Bundesländern stehen eine kostenlose Einstiegs- und Lotsenberatung rund um Fragen zu Digitalisierung und KI offen. Darauf aufbauend können sie bis zu fünf Tage kostenfreie Expertenberatung in Anspruch nehmen. Partner im bundesweit einmaligen Verbund von KI-Forschung, Bildungsexperten und Sozialpartnern sind das Bildungswerk der Niedersächsischen Wirtschaft gGmbH als Konsortialführer, NORDBILDUNG – Bildungsverbund für die Metall- und Elektroindustrie gemeinnützige GmbH, das Bildungszentrum der Wirtschaft im Unterwesergebiet e.V., das Bildungswerk der Wirtschaft für Hamburg und Schleswig-Holstein e.V., die Technische Akademie Nord e.V., die Bildungsvereinigung Arbeit und Leben Niedersachsen e.V., Arbeit und Leben DGB/VHS Hamburg e. V., die Bildungsvereinigung Arbeit und Leben (DGB/VHS) e.V. Bremen, Arbeit und Leben Schleswig-Holstein e.V., Artificial Intelligence Center Hamburg (ARIC) e.V., OFFIS e.V. – Institut für Informatik und das Forschungs- und Entwicklungszentrum Fachhochschule Kiel GmbH.Das Projekt läuft zunächst bis zum 31. Dezember 2022.