Wirtschaft braucht Unterstützung bei Corona-Tests

Foto: Jürgen MüllerAndreas Kirschenmann ist seit fünf Jahren Präsident der IHK Lüneburg-Wolfsburg und steht jetzt zur Wiederwahl an. Im B&P-Interview fordert er einen politischen Kurswechsel. | Foto: Jürgen Müller

Kosten und fehlende Informationen bremsen Testaktivität 

Neue Regeln und ein größeres Angebot an Schnell- und Selbsttests machen jetzt auf breiter Ebene Corona-Testungen in der Wirtschaft möglich. Über 40 Prozent der befragten Betriebe im Bezirk der Industrie- und Handelskammer Lüneburg-Wolfsburg (IHKLW) testen ihre Mitarbeiter bereits oder haben dies in Planung. Hinderungsgründe, die gegen das Testen sprechen, sind vor allem die Kosten und noch viele offene Fragen. Dies sind die zentralen Ergebnisse einer IHKLW-Blitzumfrage, an der sich 337 Unternehmen aus dem IHKLW-Bezirk beteiligt haben.

Lediglich 16 Prozent der befragten Betriebe bieten ihren Beschäftigten regelmäßig Corona-Tests an. 27 Prozent planen, in Kürze regelmäßige betriebliche Tests einzuführen. 57 Prozent der Befragten testet nicht regelmäßig und hat dies auch nicht vor. Als Gründe werden sowohl Betriebsschließungen (25 Prozent) als auch die Arbeit im Homeoffice (19 Prozent) angegeben.

„Die Testkosten stellen für diejenigen Betriebe, die ohnehin von der Krise stark betroffen sind, oder die – wie die Lebensmittelwirtschaft – sehr knapp kalkulieren müssen, ein großes Hindernis dar. Nicht zuletzt spielen auch Beschaffungsprobleme eine Rolle“, erklärt Andreas Kirschenmann, Präsident der IHKLW. „Schon ein Test pro Woche kann enorm zur Senkung des Reproduktionswertes beitragen.”

Auch 55 Prozent der Unternehmen, die bereits aktiv und regelmäßig Tests durchführen, wünschen sich bei der Finanzierung Unterstützung durch Land oder Bund.

Ein weiteres Hindernis sind viele offene Fragen: Wie konkret kann das Testen im Betrieb umgesetzt werden? Wo findet man Schulungen, um Mitarbeiter für die Durchführung der Tests zu qualifizieren? Welche arbeitsrechtlichen Fragen sind zu beachten?
„Die Wirtschaft ist sich ihrer Verantwortung bewusst, und viele Unternehmen sind bereit, ihren Beitrag durch eine betriebliche Teststrategie zu leisten. Das kann allerdings nur funktionieren, wenn die Rahmenbedingungen ausreichend klar sind, die Beschaffung der Tests funktioniert und für Betriebe in krisenbedingter Not auch Fördermöglichkeiten fürs Testen bereitstehen“, fordert Kirschenmann. „Denn eins muss uns klar sein: Die Kosten einer dritten Welle können wir alle nicht tragen.”

Ein umfangreiches, laufend aktualisiertes Infopaket rund um Corona-Tests in Unternehmen bietet die IHKLW unter www.ihk-lueneburg.de/corona-test.
Die Umfrageergebnisse sind unter www.ihk-lueneburg.de/blitzumfrage-corona-tests abrufbar.

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