Neue Äpfel braucht das Alte Land

Warum schaffen Bauern – auf eigene Rechnung – diese Vielfalt? „Hier im Selektionsfeld geht es uns darum, neue Sorten für die Produktion auszuwählen“, sagt Professor Dr. Werner Dierend von der Fachhochschule Osnabrück. „Wir haben bewusst eine große Vielfalt, damit wir etwas Besseres für Erzeuger und Verbraucher schaffen und die Zukunft sichern.“ Der Konkurrenzdruck ist groß.

Weltweit werden viele Sorten kultiviert. Die Erzeuger versuchen, sich abzuschotten, indem sie neue Formen schützen lassen, um die Mitbewerber auszuschalten (Stichwort Clubsorten). „Wir wollen einige wenige Sorten für die große Produktion schaffen, um im Weltmarkt bestehen zu können. Gleichzeitig werden wir die Vielfalt im Angebot erhöhen, das unsere Erzeuger dem Konsumenten lokal anbieten können“, betont der ZIN-Sprecher und Obstbauer Ulrich Buchterkirch. Die Selektion hat die anspruchsvolle Aufgabe, aus der Vielfalt die Sorten auszuwählen.

Selektion ist aber auch ein Lotteriespiel: Die Züchtungsinitiative Niederelbe hat rund 180 Mitglieder und wird von Obstbauern und Obsthändlern privat finanziert. Das ZIN-Selektionsfeld ist praktisch die Kinderstube neuer niederelbischer Apfelsorten.

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In drei bis vier Jahren könnten die Obstbauern durch die Ziellinie laufen und neue, hochpreisige Apfelsorten auf den Markt bringen, die ZIN-Mitglieder exklusiv anbauen und vermarkten dürfen. Übrigens: Zwei heiße Kandidaten, sprich erfolgversprechende neue Apfelsorten der ZIN, heißen P45 und P17. Der erste schmeckt eher süß-säuerlich, der andere eher süß. Beide setzten sich bei der Selektion gegen 16 000 Konkurrenten durch.

Von Björn Vessel