Kühl muss es sein . . .

Neue Zeiten in der Kältetechnik: Gerke-Kälte-Klima stattet ersten Frischemarkt mit CO2-Kühlanlage aus

Der tägliche Gang in den Supermarkt ist eine Selbstverständlichkeit. Er ist fester Bestandteil eines Just-in-time-Lebens, wie es in westlichen Ländern üblich ist. Selbstverständlich finden wir dort frische Milch, Joghurt und Quark. Selbstverständlich liegt das Suppenhuhn frisch in der Truhe. Und selbstverständlich ist das Steak trotz guter Lagerzeit kühl und frisch. Die Liste der Frischeprodukte ließe sich beliebig verlängern. Doch ganz so selbstverständlich ist es nicht, denn Frische bedeutet vor allem eines: Kühl muss es sein. Manchmal sogar sehr kühl. Um dies zu erreichen, werden in den Kühlräumen, -zellen, -truhen und -schränken Kältemittel eingesetzt, die bei unsachgemäßer Entsorgung sehr klimaschädlich sein können. Doch die Technologie entwickelt sich weiter: Erstmals hat das Unternehmen Gerke Kälte Klima aus Kakenstorf im Landkreis Harburg jetzt einen Frischemarkt mit Tiefkühltechnik auf CO2-Basis ausgestattet, ein vergleichsweise unschädlicher Betriebsstoff.

Dann geht die Party los

Wer sich mit verderblichen Lebensmitteln auseinandersetzt – als Händler oder Produzent –, der weiß, dass eine gute Kühlung das A und O ist. Vor allem bei der Frischfleischverarbeitung, aber auch bei Molkereiprodukten ist ein stetiger Kampf gegen steigende Keimzahlen die Grundlage des Geschäfts. Die oft zitierte Kühlkette darf nicht unterbrochen werden, denn das führt zwangsläufig zu einer „Beschleunigung des Verderblichkeitsprozesses“, wie Michael Chairsell, Kälteanlagenbauermeister bei Gerke, sagt.
Der Konsument macht sich über Keime am liebsten keine Gedanken, denn das ist dem Appetit eher unzuträglich. Aber der Fachmann schaut dem „Feind“ ins Gesicht: „Durch Einfrieren wird der Verderblichkeitsprozess unterbrochen. Das heißt: Die Keime stellen ihre Vermehrung ein und schalten in den Ruhemodus. Aber: Sie sind nicht tot! Auch nicht bei 30 Grad minus. Einfrieren hat keinen Sterilisationseffekt“, sagt Geschäftsführerin Manuela Gerke. Das heißt im Klartext: Wird das Grill-Kotelett nach drei Monaten wieder aufgetaut, geht die Party wieder los. Dann werden aus wenigen Keimen schnell sehr viele Keime.
Um dies zu unterbinden, baut Gerke insbesondere auch in der Lebensmittelbranche Kühlanlagen aller Art. Die Technik kann an jeden beliebigen Raum angepasst werden. Das Spektrum reicht vom zentral betriebenen Frische-Regal im Supermarkt bis hin zur befahrbaren Logistikhalle. Das Prinzip ist immer gleich: Dem Raum wird über einen Wärmetauscher, dem Verdampfer, Wärme entzogen und über einen zweiten Wärmetauscher, dem Verflüssiger, außerhalb des Kühlbereiches wieder abgegeben. Das gilt für die Tiefkühltruhe mit minus 18 bis minus 20 Grad ebenso wie für einen Bereich der Kategorie „Plus-Kühlung“ mit wenigen Grad über Null, wie sie auch im normalen Kühlschrank herrschen.
Manuela Gerke: „Die heutige Technik ermöglicht es, einen Energiesparmodus zu fahren. Das heißt: Die Kühlung läuft nicht stumpf vor sich hin, sondern sie wird intelligent gesteuert. Ist die gewünschte Temperatur erreicht, fährt das System runter und schaltet erst wieder hoch, wenn die Sensoren anschlagen. Wir arbeiten mit drehzahlgeregelten Verdichtern.“

Anzeige

Große Kunden, 
kleine Kunden

Zu den Kunden des Kakenstorfer Meisterbetriebes zählen kleine und mittlere Unternehmen wie die Mühlenbäckerei Schmacke und die Schinkenmanufaktur Basedahl in Hollenstedt ebenso wie große Player aus der Lebensmittelbranche. So warten die Gerke-Experten beispielsweise das Kühlla­ger von Transgourmet Deutschland an der Dratelnstraße in Wilhelmsburg, einer Rewe-Tochter. Das Gegenstück ist der kleine, aber feine Kaya Frischemarkt an der Vering­straße, ebenfalls auf der Elbinsel. Dort wurde jetzt aktuell von Kälteanlagenbauermeister Andreas Borst, Technischer Betriebsleiter bei Gerke, die erste zentrale CO2-Kühlung für den Tiefkühlbereich geplant. Mittlerweile ist sie installiert. Das Gegenstück sind Kühltruhen, die einfach nur an die Steckdose angeschlossen werden müssen. Nachteil: Die Wärme, die innen entzogen wird, wird direkt im Raum wieder abgegeben. Diese Truhen funktionieren noch nicht auf CO2-Basis.
Die „Plus-Kühlung“ muss dagegen noch mit dem herkömmlichen Kältemittel R134A betrieben werden. Es ist zwar 1400 Mal so klimaschädlich wie Kohlendioxyd (bei falscher Entsorgung), aber CO2-Anlagen werden unter hohem Druck in den Leitungen betrieben. Sie sind deshalb technisch sehr viel aufwendiger und folglich teurer – das rechnet sich nur bei großen Anlagen. Michael Chairsell ist dennoch sicher: „Der Einsatz von CO2 als Kältemittel wird in der Zukunft deutlich steigen. Bis 2025 sollen alle Kältemittel mit hohem GWP vom Markt genommen werden.“ GWP steht für Global Warming Potential (Erderwärmungspotenzial) – ein Index, der die Klimaschädlichkeit benennt. wb

Mitarbeiter und Azubis gesucht

Die Auftragslage ist gut, aber der Fachkräftemangel ist nicht mehr wegzudiskutieren. Das Unternehmen Gerke-Kälte-Klima sucht dringend Verstärkung für die 24-köpfige Mannschaft. Manuela Gerke: „Wir würden gern Mecha­troniker für Kältetechnik einstellen. Und ich habe auch noch einen Ausbildungsplatz zu vergeben. Wer den coolsten Job der Welt haben möchte, darf sich bewerben.“ Der Mechatroniker für Kältetechnik ist ein anspruchsvoller Lehrberuf im Handwerk. Wie der Name schon sagt, sind Kenntnisse aus dem Bereich der Elektrik von Vorteil. Gerke stellt deshalb gern Bewerber ein, die nach dem Schulabschluss ein Berufsgrundbildungsjahr Elektrotechnik absolviert haben. wb
Web: www.gerke-kaelte-klima.de

Anzeige