„Goofy Shopper“trifft auf „Cool Kreis“

Tim Leimbach vor dem „Cool Kreis“ (links, 5600 Euro), einem Bild, das in der Mitte einen Print des Künstlerhandschuhs zeigt. Foto: Katharina Bodmann

Vernissage in der „Galerie 1565“: Micha Wille und Tim Leimbach mit „MalMal!“

Diese Frau hat Temperament, Charme und das nötige Maß extrovertierter Verrücktheit, um allein schon als Person zu beeindrucken: Die Tiroler Malerin Micha Wille zeigt einen Teil ihrer Werke derzeit in der „Galerie 1556“ im Channel Hamburg. Gemeinsam mit Tim Leimbach gehört ihr die erste Einzelausstellung in der neuen Harburger Kunst-Location. Titel: „MalMal!“ B&P hatte Gelegenheit, beide Künstler kennenzulernen und mehr über die Motivation der großformatigen Bilder zu erfahren, die im rauen Charme des „Bornemannschen Hauses“ an der Harburger Schloßstraße eine besondere Projektionsfläche gefunden haben. Hier trifft Bauhistorie auf moderne Kunst. Ausgestellt werden 44 Werke. Was auf den ersten Blick eher schrill und frech oder auch mal düster und fast beklemmend daherkommt, klärt sich, wenn die Gedanken hinter dem gezeigten offengelegt werden. Für Künstler dieser Liga, Wille und Leimbach stellen international aus, ist es allerdings keine Option, ein Werk erklären zu müssen. Kunst wirkt in sich. Beide ordnen sich im Bereich der abstrakten Figuration ein. Micha Wille zeigt auf ihren 20 Werken immer wieder Comic-Figuren und kommentiert auf witzige, auch provokante Weise gesellschaftliche Themen wie Vereinsamung, Konsumwahn, Selfisierung und Entfremdung. Der „Goofy Shopper“ beispielsweise entlarvt „Shopping als para­religiöse Kulturtechnik“ – ein Werk mit „ex­trem viel Humor“, wie die in Wien lebende und arbeitende Künstlerin sagt.

Der Wahl-Berliner Tim Leimbach hat Bilder aus der Serie „Gleisi“ mitgebracht – abstrahierte Szenen aus dem Gleisdreieck-Park in Berlin, der sich in der Pandemie zu einem stark frequentierten Treffpunkt für die Jugend entwickelte, die dort, wie Leimbach beobachtete, simple Ballspiele in einen Auftritt eigentümlicher Coolness verwandelten. So entstand das Bild „Cool Kreis“. Er zeigt zudem mehrere Werke aus der Serie „Das Bild der Mutter“ – eine persönliche wie emotionale Aufarbeitung der eigenen Mutter-Kind-Beziehung, die sich teils drastisch mit dem Rollenbild der Mutter auseinandersetzt. wb

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 Die „Galerie 1565“ in der Harburger Schloßstraße 13 ist dienstags bis
freitags von 14 bis 18 Uhr, samstags von 13 bis 17 Uhr geöffnet.