Die Zukunft auf dem Teller hat längst begonnen

Dr. Annika Schröder in der abschließenden Diskussionsrunde mit den vier Referenten des Abends. Foto: foodactive

Lebensmittel 4.0: So erobern KI und Robotik neues Terrain – Think Tank Food mit foodactive e.V.

Kochen ohne Koch? Säen und Ernten ohne Bauer? Zwei komische Fragen, die noch vor wenigen Jahren nur ein Kopfschütteln hervorgebracht hätten. Doch das Unerhörte ist längst Realität. Künstliche Intelligenz und Robotik haben sowohl die Landwirtschaft als auch die Gastronomie erreicht. Wie das konkret aussieht, erlebten fast 100 Gäste beim Think Tank Food 2023, zu dem der unter dem Dach der Süderelbe AG beheimatete foodactive e.V. in die neue Hamburger Eventlocation „Der Player“ eingeladen hatte. Ein inspirierender Abend im Kreis der Lebensmittelbranche, der noch vor wenigen Jahren einen Aufschrei der Gewerkschaft Nahrung Genuss Gaststätten ausgelöst hätte. In Zeiten des Fachkräftemangels im Jahr eins nach Corona sieht das allerdings ganz anders aus. Plötzlich eröffnen sich neue Horizonte selbst für Gastronomen und Kantinenbetreiber, die derzeit ohne Koch dastehen.

„KI und Roboter können Helden der Ernährungsbranche werden“ – eine klare Ansage, mit der foodactive-Geschäftsführerin Dr. Annika Schröder und ihr Team die Branche vorab sensibilisiert hatte. Unter dem Motto „From Farm To Fork“ sollte es sowohl um die Nahrungsmittelerzeugung am Anfang der Wertschöpfungskette, nämlich auf dem Acker und im Stall, als auch um deren Ende auf der Gabel des Restaurantbesuchers gehen – thematisch, weil technisch, eine Premiere für den Think-Tank-Zyklus, wie der foodactive-Vorsitzende Karl-Heinz Krämer sagte. Als Vorstandsvorsitzender der Block Foods AG ist er mit standardisierten Produktionsprozessen sehr vertraut.

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Daten-Scan auf dem Acker

Wie sehr KI und die Digitalisierung im Agrarbereich voranschreiten, erläuterte Dr. Lisa Schulz, bei Block Foods zuständig für das Qualitätsmanagement Rinderzucht und die Kontakte zu den Landwirtschaftsbetrieben. Sie zeigte fahrerlose Saat- und Erntemaschinen, die während des Einsatzes Bodenanalysen machen und Daten sammeln – Stichwort „Smart Farming“. Sowohl beim Düngen als auch beim Pflanzenschutz könne durch die selbstlernenden Systeme viel eingespart werden: „Gespritzt wird nur, wenn die Maschine ein Unkraut erkennt.“ Anhand der permanenten Datensammlung und der eingesetzten KI-Algorithmen verbessere sich kontinuierlich und nachweisbar der Ertrag, während der Mitteleinsatz im Gegenzug minimiert wird. Ihr Kollege Robin Bauszus, Geschäftsführer Block Logistik gab per Video Einblicke in die digitalisierten Produktions- und Beschaffungsprozesse.

„. . . sie kann auch Currywurst“

Dass das Unternehmen Block die Zukunft im Blick hat, belegt das Investment in das Hamburger Startup GoodBytz. Gründer und CEO Dr. Hendrik Susemihl ist Robotik-Spezialist und hat sein „Handwerk“ an der TU Hamburg erlernt. Nach einem ausführlichen Ausflug in den Flugzeugbau, bei dem es um den Robotereinsatz ging, entdeckte er ein neues Betätigungsfeld: die professionelle Küche. Mittlerweile hat GoodBytz eine vollautomatische Roboterküche entwickelt, die eine Edelstahl-Antwort auf den Fachkräftemangel werden könnte. Ob die vom Roboter zubereiteten Speisen schmecken und beim Kunden gut ankommen, teste das GoodBytz-Team ein Jahr lang mit einer Ghost Kitchen. Susemihl: „Wir bekamen Superbewertungen. Das System funktioniert, und die Ergebnisse sind hervorragend.“

Die Roboterküche muss lediglich mit den Zutaten bestückt und selbsterklärend programmiert werden, dann kann so eine Anlage bis zu 45 verschiedene Gerichte zubereiten – je nach Ausstattung 150 bis 3000 Essen pro Tag. Die erfassten Daten steuern das Energiemanagement, den Einkauf, den Wareneinsatz und sie liefern Food-Infos für den Gast. Michael Wolf, Küchenmeister bei GoodBytz, ist zwar eigentlich Koch aus Passion, von den Möglichkeiten der Roboterküche aber völlig überzeugt: „Die Kreativität bleibt erhalten. Und durch Vernetzung können wir sogar Rezepte unter den verschiedenen Anlagen austauschen. Daraus ergeben sich völlig neue Möglichkeiten.“ Die ersten Maschinen sollen in Kürze ausgeliefert werden. Zielkunden sind große Restaurants, Kantinen, Krankenhäuser, die Systemgastronomie und andere Großversorger. Die ausschließlich mietbare GoodBytz-Küche ist im Betrieb selbstreinigend und vielseitig programmierbar. Henrik Susemihl: „Und ja, sie kann auch Currywurst . . .“

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■ Video: https://youtu.be/GiG6Kmz_FfE?si=wzZguuO_gZrySNSV

>> Web: www.foodactive.de