„Wer ausbildet, hat keinen Arbeits- und Fachkräftemangel mehr?“

Karin Haas Foto: Andreas Tamme

Von Karin Haas, Mediatorin und Arbeitgeberberaterin für Personalentwicklung beim Arbeitgeberverband 
Lüneburg-Nordostniedersachsen e.V..

Immer mehr Unternehmen – insbesondere kleine und mittelständische (KMU) – klagen über einen erheblichen Arbeits- und Fachkräftemangel oder sogar das Problem, überhaupt kein passendes Personal mehr zu bekommen. Dennoch bilden sie nicht aus. Eine geringe Unternehmensgröße muss jedoch kein Grund sein, sich gegen die eigene Ausbildung zu entscheiden. Ausbildung ist in der Regel kostengünstig, oft sogar förderfähig und ein großer Mehrwert für das eigene Unternehmen. Wichtig ist, dass die Ausbildung professionell durchdacht ist und die jungen Leute von Anfang an gut begleitet werden. Sie lernen dann direkt „on the job“ die neuen Tätigkeiten kennen und haben so die Chance, schnell als vollwertiges Mitglied mit an Bord zu sein. Mit einer guten Ausbildung bindet man die jungen Leute nicht nur drei Jahre, sondern auch langfristig ans Unternehmen.

Wer eine qualitativ hochwertige Ausbildung bietet, investiert an der richtigen Stelle und in die Zukunft. In der Regel sind Auszubildende die loyalsten Mitarbeiter. Selbst ausbilden oder auch in einer sogenannten Verbundausbildung in Kooperation mit weiteren Ausbildungsbetrieben oder Bildungseinrichtungen ist weit weniger kompliziert, als oft angenommen wird. Hier gibt es viele Beratungs- und Unterstützungsangebote. Informationen über den gesamten Prozess, die Verträge und die Prüfungsanmeldung erhält man bei den zuständigen Kammern. Diese erteilen auch die Ausbildungsberechtigungen, welche zum einen der Betrieb selbst, zum anderen eine Person braucht, die als Ausbilderin oder Ausbilder benannt wird. Die genauen gesetzlichen Regelungen stehen im Berufsbildungsgesetz (BBiG).

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Was gut ankommt, zählt!

Wichtig ist, das Thema ernst zu nehmen und genügend Ressourcen zur Verfügung zu stellen, um die Ausbildung wirklich voranzubringen. Die steigende Zahl unbesetzter Ausbildungsstellen und der zunehmende Mangel an Arbeits- und Fachkräften verdeutlichen, die gravierenden Veränderungsdynamiken auf dem aktuellen Arbeitsmarkt. Hier sind die Unternehmen gefordert, die Berufsausbildung für junge Menschen zeitgemäß und ansprechend zu gestalten: mit guten Kommunikations­strukturen und zeitgemäßer Lehre. Manchmal muss man auch ein bisschen kreativ werden, um sich von der Konkurrenz abzusetzen. Auszubildende zum Praktikum ins Ausland schicken, macht die Ausbildung zum Beispiel noch attraktiver und bringt Pluspunkte gegenüber den Mitbewerbern. Aber auch ein frühzeitiger Kontakt zu den potenziellen Auszubildenden mit verschiedenen Informationsangeboten, Azubi-Tagen oder auch vorausgehenden Schnupperpraktika kann für Ihr Unternehmen die erforderlichen Pluspunkte bringen.

Nachhaltig gegen den Mangel

Unternehmen können also dem Arbeits- und Fachkräftemangel selbst entgegentreten, indem sie mehr attraktive Ausbildungsplätze anbieten. Eine Ausbildung im eigenen Haus ist eine der nachhaltigsten Maßnahmen gegen den Mangel, denn damit wird der Bedarf langfristig gedeckt. Außerdem haben Sie die Möglichkeit, die Auszubildenden selbst so weiterzuentwickeln, dass sie am besten in Ihr Unternehmen passen. Wer Ausbildungsplätze anbietet, hilft nicht nur seinem eigenen Unternehmen, sondern auch seiner Branche und dem gesamten Arbeitsmarkt.

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khaas@av-lueneburg.de

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