Das Digitale braucht ein Gesicht

SparkasseRegionalität und Digitalisierung: Heinz Lüers (rechts), Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Harburg-Buxtehude, und sein designierter Nachfolger, Andreas Sommer, setzen auf eine Doppelstrategie. Fotos: SK Harburg-Buxtehude

Vorstandsgespräch: Heinz Lüers und Andreas Sommer von der Sparkasse Harburg-Buxtehude über den Spagat zwischen Filiale und Facebook.

Digital ist in aller Munde und auf aller Bildschirm. Die digitale Revolution stellt nicht nur administrative oder technische Abläufe auf den Prüfstand, sie ist auch eine massive Herausforderung für traditionelle Unternehmen wie Zeitungsverlage, Medien allgemein, Banken und Sparkassen. Die globale Vernetzung, die neuen Kommunikationswege, die Verlagerung von Aktivitäten aufs heimische Sofa, der Zugriff von jedem (WLAN-)Ort der Welt – all dies eröffnet neue Chancen und zwingt in die Auseinandersetzung mit der Zukunft. Über dieses Thema sprach B&P-Redakteur Wolfgang Becker mit dem Vorstandsvorsitzenden  der Sparkasse Harburg-Buxtehude, Heinz Lüers, und seinem designierten Nachfolger, Andreas Sommer.

Die überraschende Wahl von Donald Trump zum neuen US-Präsidenten hat ein weltweites Beben ausgelöst, auf das nicht nur die Politik und die Medien reagieren, sondern auch die Kapitalmärkte.

Haben Sie das auch gespürt?

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Lüers: Am direktesten erkennbar sind solche Ereignisse an den Wertpapiermärkten. Wenn wir Optimismus spüren, macht sich das positiv bemerkbar. Wenn wir Unsicherheit spüren, sehr stark volatile Märkte, dann überträgt sich das unmittelbar auf das Wertpapiergeschäft.

Das heißt, es gibt eine unmittelbare Reaktion? Wie muss ich mir das vorstellen . . .

Lüers: Das heißt, es gibt mehr Anlässe für Gespräche mit unseren Kunden. Wir beraten ganz gezielt, sich nicht verunsichern zu lassen. Das lässt sich gut am Brexit aufzeigen. Wer als Anleger nach der Entscheidung einfach mal stillgehalten hat und nichts getan hat, der ist da wunderbar durchgekommen. Bei Trump war das noch extremer. Da hatte sich die Verunsicherung an den Börsen schon innerhalb eines Tages ausgelaufen.

Sommer: Das Problem ist ja eher, dass die Unsicherheit an den Kapitalmärkten auf eine Situation trifft, in der wir nach wie vor in Deutschland keine ganz breite Wertpapierkultur spüren. Solange die Kunden das Geld lieber abheben und ins Schließfach legen oder für null Prozent auf dem Sparbuch lassen, ist das ein klares Indiz. Ausschläge an den Kapitalmärkten haben da eher noch bestätigende Wirkung auf diejenigen Kunden, die nicht in Wertpapiere investieren wollen.

Es gilt also nach wie vor Sicherheit vor Rendite?

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Lüers: Auf jeden Fall. Trotz Nullzins haben wir immer noch sehr ordentliche Zuwächse bei den Einlagen. Obwohl die langfristige Anlage in Aktien auf jeden Fall eine gute Alternative ist.

Es heißt, Trump habe das Rennen vor allem auch gewonnen, weil er es verstanden hat, auf dem Social-Media-Klavier zu spielen. Der Einfluss von Facebook, Twitter und Co. ist unübersehbar. Was bedeutet das für das traditionelle Geschäft der Sparkassen?

Lüers: Wir wissen ja, was in den Sozialen Medien heutzutage passiert. Damit beschäftigen wir uns selbstverständlich auch. Bleibt jedoch die Frage, welche Bedeutung Facebook beispielsweise für den Bankvertrieb hat. Es gibt zwei Betrachtungen: Die eine Seite sagt, Bankprodukte sind nicht dazu geeignet, über Facebook beworben zu werden. Die andere These: Unsere Kunden, gerade die jungen, bewegen sich intensiv in Facebook. Das heißt: Signale, die sie dort aufnehmen, können durchaus geeignet sein, positive Grundlagen für eine spätere Kaufentscheidung zu schaffen.

Es ist also Präsenz gefordert, aber nun kommen Sie mit einem nüchternen Bankprodukt mitten hinein in die Welt persönlicher Kontakte, Katzenvideos sowie Provokationen und Albernheiten jedweder Couleur . . .

Lüers: Es geht um sinnvolle Produktlösungen, die unseren Kunden echte Mehrwerte bieten. Ich war gerade auf einer Messe unseres zentralen IT-Dienstleisters, da habe ich zwei Produkte dieser Kategorie gesehen: Zum einen das Produkt Kwitt – da können sie Geldbeträge von Handy zu Handy übertragen. Einfachste Bedienung. Kwitt gibt es seit Ende November. Zurzeit müssen beide Nutzer allerdings noch Kunde bei einer Sparkasse sein – aus noch nicht endgültig geklärten kartellrechtlichen Gründen. Haben wir ausprobiert – funktioniert. Im Prinzip ist es die moderne Form einer einfachen Überweisung. Und macht Spaß. Das zweite Produkt ist Yomo – da laden Sie eine App auf ihr Handy und eröffnen aus der App heraus ein ganz einfaches Konto. Gezielt ausgelegt für die Altersklasse 18 bis 35. Ich muss also nicht erst zur Sparkasse, um ein Konto zu eröffnen, ich mache das über eine App.