„Hier sitzt das Know-how“

André Marin über das spezielle Geschäft
der Harburger Marcon Filling Technologies GmbH

André Marin beschreibt das Hauptgeschäft von Marcon mit einem einzigen Satz: „Wir planen und bauen im Auftrag der Mineralölindustrie Be- und Entladeanlagen für Tankfahrzeuge und Kesselwagen.“ Die Auftraggeber sind durchweg Betreiber von Raffinerien und Tanklagern in Deutschland, aber auch in Osteuropa und Russland. Speziell in Russland gibt es ebenfalls ein Unternehmen namens Marcon – eine völlig eigenständige Gesellschaft, die sozusagen der verlängerte Vertriebsarm ist, denn die Planungsaufträge, die dort eingeworben werden, werden in Deutschland umgesetzt, konkret: im hit-Technopark in Harburg. Marin: „Hier sitzt das Know-how.“

Im hit-Technopark beschäftigt Marcon Ingenieure aller erforderlichen Fachrichtungen, die sich auf die Planung und den Bau der hochkomplexen Anlagen spezialisiert haben. Einfach ausgedrückt geht es darum, teils hochexplosive Stoffe problemlos in den Tankwagen zu füllen oder beispielsweise einen ganzen Zug mit Kesselwagen in möglichst kurzer Zeit mit Benzinen, Diesel,
Bitumen und auch anderen Flüssigkeiten über eine Reihen-Beladeanlage oder über eine On-Spot-Beladeanlage zu beladen. Ebenso hat sich Marcon auf die Planung und Lieferung von Kesselwagen Entladeanlagen für alle Mineralöl-Produkte spezialisiert. Automation, Visualisierung und Steuerungstechnik stehen hier besonders im Fokus, denn das effektive Be- und Entladen soll für den Kunden rentabel und auf dem neuesten Stand der Technik sein.

Die Technologien sind unterschiedlich: Marcon verfügt über ein eigens entwickeltes Teleskop-Füllrohr für eine On-Spot-Beladeanlage, das sich automatisiert von oben in die Öffnung des Kesselwagens senkt und den jeweiligen Stoff so sicher abgibt, dass zum einen weder schädliche Gase entweichen und zum anderen keine Explosionsgefahr besteht. Eine neue Generation von Füllrohren kombiniert spezielle verschleißfreie Dichtungssysteme mit integrierter Elektronik und kalibrierter Messtechnik. Solche Anlagen stehen auf den Raffinerien und Tanklagern, von denen aus die Tankstellen oder Lagertanks beliefert werden. André Marin: „Zu 80 Prozent haben wir es mit explosiven Stoffen zu tun. Explosionsschutz steht bei uns immer im Vordergrund.“

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Anfragen aus der ganzen Welt

Auf der Schiene geht es manchmal auch ein wenig anders zu. Marcon konzipiert ebenso Anlagen, die in der Lage sind, einen ganzen Zug von Kesselwagen synchron zu beladen. Der Bau solcher Anlagen bedingt ebenso absolutes Spezialwissen – und das hat das Harburger Unternehmen seit den 1980er-Jahren strategisch auf- und ausgebaut.

Die Planung und Konzeptionierung ist eine Seite der Medaille, der Bau und die Baubegleitung die andere. Marin verweist auf diverse Projekte im In- und Ausland, die unter Federführung von Marcon umgesetzt wurden. Das Harburger Unternehmen verfügt über einen großen und wiederkehrenden Kundenkreis. Sie schätzen den Rundum-Service, der aus Ingenieurdienstleistungen, Projektmanagement, Lieferung von Ausrüstung, Montage und Inbetriebnahme, Training vor Ort und After Sales Service besteht.

Der 59-Jährige: „Früher haben wir in Russland direkt mit den Kunden verhandelt, aber mittlerweile haben sich die Verhältnisse geändert. Die Anforderungen sind gestiegen. Der russische Staat verlangt eigene Zertifizierungen, ohne die man überhaupt nicht tätig werden darf. Es heißt ja: Wir Deutschen haben die strengste Norm der Welt, aber die in Russland ist noch strenger. Ohne Dämpferückgewinnung geht da gar nichts mehr. Es gibt eigene Institute, die jede Planung akribisch prüfen und genehmigen.“ Manche Norm, so betont Marin, sei durchaus berechtigt – beispielsweise für die Gummi-Mischungen von Kabelisolation oder Dichtungen, aber auch für diverse andere Bauteile wie Ventile, EMSR-Steuergeräte und vieles mehr, denn „die müssen auch bei minus 40 Grad funktionieren“.

Marin weiter: „Wir bekommen Anfragen aus der ganzen Welt, aber wir schauen sehr genau hin, ob wir das leisten wollen und können. Anfragen aus China, Nahost oder Afrika empfinden wir als eher schwierig. Es macht Sinn, sich nicht zu übernehmen. Wir sind keine Discounter. Unsere Anlagen sind technologisch hochwertig und bewegen sich im oberen Preissegment. Das zahlt sich am Ende auch für den Kunden aus.“

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Wenn Marcon einen Auftrag annimmt, ist das in der Regel immer ein individuelles Projekt. André Marin: „Eine Be- oder Entladeanlage gibt es nicht von der Stange. Die Infrastruktur und die Topographie sind überall unterschiedlich.“ Was er registriert: „Aufträge werden zunehmend gesplittet – in Entwicklung, Engineering und Errichtung inklusive Inbetriebnahme. Marcon hat Chefmonteure und Fachbereichsexperten, die bei der Errichtung, der Schulung des Raffinerie-Fachpersonals und der Inbetriebnahme vor Ort sind. Nach einer Inbetriebnahme steht in der Regel ein 72-stündiger Leistungstest an – dann muss die Anlage zeigen, dass sie störungsfrei die vereinbarte Leistung bringt. Eine Herausforderung, die die Marcon Filling Technologies GmbH nach eigenen Angaben immer wieder gern annimmt und erfolgreich realisiert.