Bürokratieabbau, Geschwindigkeit von Bau-, Planungs- und Genehmigungsverfahren, Höhe der Energiepreise sowie Facharbeitermangel sind die wichtigsten Handlungsfelder
Wie zufrieden sind die Unternehmen im Bezirk der Industrie- und Handelskammer Lüneburg-Wolfsburg (IHKLW) mit ihrem Landkreis als Wirtschaftsstandort? Die IHKLW will es genau wissen und hat jetzt die Antworten einer hauseigenen Umfrage unter 1.627 Unternehmen ausgewertet, 355 davon aus dem Landkreis Harburg. Ergebnis: Die Standortattraktivität des Landkreises Harburg bewerten die Unternehmen mit der Note 2,9 – zwar um 0,2 Punkte schlechter als im Vergleich zur letzten Befragung 2020, aber damit liegt der Landkreis an der Spitze im gesamten IHK-Bezirk. „Dieses Ergebnis gibt Aufschluss darüber, wo es besonderen Handlungsbedarf gibt”, sagt IHKLW-Vizepräsidentin Ruth Staudenmayer. Laut Umfrage kritisieren die Unternehmen unter anderem die Bürokratiefolgekosten, die fehlende Verfügbarkeit von attraktivem und bezahlbarem Wohnraum, das schleppende Tempo von Bau-, Planungs- und Genehmigungsverfahren, das Verständnis für betriebliche Angelegenheiten seitens der Politik sowie die Höhe der Energiepreise.
„Die Wirtschaft vor Ort braucht weniger Hürden und mehr Tempo – sei es bei Genehmigungen, Bauprojekten oder digitalen Verwaltungsprozessen. Bürokratische Hemmnisse und hohe Energiepreise bremsen uns aus. Zudem fehlen Fachkräfte und bezahlbarer Wohnraum für unsere Mitarbeiter. Politik und Verwaltung müssen die Realitäten der Unternehmen besser verstehen und praxistaugliche Lösungen bieten, damit wir investieren, wachsen und Arbeitsplätze sichern können“, sagt Ruth Staudenmayer, Geschäftsführerin der Geflügelhof Schönecke GmbH: „Die Umfrageergebnisse bestätigen, was viele Unternehmen täglich erleben: Übermäßige Bürokratie und langwierige Genehmigungsverfahren bremsen wirtschaftliches Wachstum und Innovation. Wir brauchen dringend einfache, schnelle und digitale Prozesse, damit Investitionen nicht durch lange Wartezeiten verzögert werden. Politik und Verwaltung auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene müssen handeln, um die Wettbewerbsfähigkeit unserer Region zu sichern.“
Insgesamt haben die Unternehmen 39 Faktoren aus den fünf Themenfeldern „Infrastruktur“, „Lebensqualität“, „Arbeitsmarkt/Beschäftigung“, „Standortkosten“ und „Wirtschaftspolitisches Umfeld“ bewertet. Ein Kritikpunkt: teurer Wohnraum. „Bezahlbarer Wohnraum ist ein entscheidender Standortfaktor – nicht nur für Fachkräfte, sondern für die gesamte regionale Wirtschaft. Wenn Mitarbeitende keine geeigneten Wohnungen finden, leidet die Attraktivität des Standorts und der Fachkräftemangel verschärft sich weiter”, sagt Ruth Staudenmayer: „Die Politik muss dringend für mehr Wohnbauflächen, schnellere Genehmigungsverfahren und eine Entlastung bei Baukosten sorgen, um den Wohnungsmarkt zu entspannen und die Wirtschaft zu stärken.“
Die Umfrageergebnisse der IHKLW zeigen nicht nur Handlungsbedarfe, sondern auch die Stärken der einzelnen Regionen auf. Punkten kann der Landkreis Harburg vor allem mit der guten Nahversorgung, dem Sport- und Freizeitangebot sowie der Anbindung an das überregionale Straßennetz. „Die Ergebnisse geben insgesamt wichtige Hinweise auf Rahmenbedingungen, die für die regionale Wirtschaft relevant sind“, sagt Ruth Staudenmayer. „Gemeinsam mit den Unternehmen der Region freue ich mich darauf, dazu mit Vertretern aus Politik und Verwaltung ins Gespräch zu kommen und gemeinsam die nötigen Schritte einzuleiten.“ Gelegenheit dazu gab es bereits bei der regionalen Vollversammlung der IHK im Landkreis Harburg, bei der die Ergebnisse der Umfrage im Beisein von Landrat Rainer Rempe vorgestellt wurden.„Wir sind dankbar für die durchgeführte Befragung, weil wir dadurch wertvolle Hinweise erhalten, in welchen Bereichen wir noch besser werden können, auch wenn die Zuständigkeit nur zu einem gewissen Anteil in unserem Einflussbereich liegt“, sagt Landrat Rainer Rempe zu den Ergebnissen. Das gute Abschneiden im Vergleich mit den übrigen Landkreisen und der Stadt Wolfsburg im Bezirk sei für ihn kein Grund, sich auszuruhen, im Gegenteil. „Die Förderung der Wirtschaft und die Verbesserung struktureller Faktoren hat für uns weiterhin eine hohe Priorität. Dabei arbeiten wir bereits seit vielen Jahren an den unterschiedlichsten Stellschrauben wie zum Beispiel der Schaffung von bezahlbarem Wohnraum mit unserer eigenen Kommunalen Wohnungsbaugesellschaft, dem Ausbau des ÖPNV, der gezielten Förderung von kleinen und mittleren Unternehmen oder der Beschleunigung von Verfahren, die in unserer Zuständigkeit liegen“, so Rempe. „Wir sind uns der Bedeutung der regionalen Wirtschaft absolut bewusst und unterstützen diese nach Kräften.“
Die Ergebnisse der IHKLW-Standortumfrage 2025 mit einer detaillierten regionalen Auswertung für die sieben Landkreise im IHKLW-Bezirk und die Stadt Wolfsburg stehen unter www.ihk.de/ihklw/standortumfrage bereit.
Hamburger Wirtschaft fordert Abbau der Hürden und mehr Tempo
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