Immer stärker nachgefragt: Der Azubi 4.0

IHK-Ausbildungsumfrage: Digitales  Knowhow wichtiges Auswahlkriterium

Junge Menschen, die sich in der digitalen Welt auskennen, haben bessere Chancen auf einen Ausbildungsplatz. Das zeigt die aktuelle Ausbildungsumfrage der Industrie- und Handelskammer Niedersachsen (IHKN), an der niedersachsenweit 900 Unternehmen teilgenommen haben, 143 davon aus dem Bezirk der IHK Lüneburg-Wolfsburg: Für 69 Prozent der Unternehmen aus der Region Lüneburg-Wolfsburg werden die IT-Kompetenzen von angehenden Auszubildenden immer wichtiger.

„Zwar kommt es bei der Bewerbung um eine Ausbildung auch künftig auf gute Noten in Deutsch und Mathematik an, aber technisches Verständnis und Medienkompetenz haben im Zuge der Digitalisierung an Bedeutung gewonnen“, sagt Volker Linde, Ausbildungsexperte der IHK Lüneburg-Wolfsburg und bildungspolitischer Sprecher der IHKN. „Unsere Umfrage zeigt aber auch, dass junge Menschen digital schon sehr gut aufgestellt sind.“ So sehen 60 Prozent der Unternehmen sehr gute Kenntnisse im Umgang mit Social Media, und 64 Prozent bescheinigen dem Nachwuchs Basiskenntnisse in der IT-Sicherheit. Im Bereich Datenschutz sieht die Hälfte der Befragten allerdings Nachholbedarf. Außerdem legen die Personalentscheider bei der Azubi-Auswahl Wert auf die Kommunikationsfähigkeit (60 Prozent), Selbstständigkeit (55 Prozent) sowie strukturiertes Arbeiten (52 Prozent).

Ausbildung passt sich an

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Die Digitalisierung verändert aber nicht nur die Anforderungen an die Bewerber, sondern auch die Ausbildung in den Betrieben: Zur Vorbereitung auf das Arbeiten 4.0 setzen 53 Prozent der Unternehmen auf abteilungsübergreifende Projekte, ein Drittel bietet Zusatzqualifizierungen und 25 Prozent neue Formen der Wissensvermittlung wie Webinare oder Lernen in Projekten. Einen wichtigen Stellenwert nimmt in diesem Zusammenhang die Zusammenarbeit mit der Berufsbildenden Schule ein: Jeder fünfte Betrieb möchte den Kontakt ausbauen.

„Eine intensive Zusammenarbeit mit der Schule erfordert feste Ansprechpartner vor Ort“, betont Linde. „Wir brauchen daher weiterhin wohnortnahe und vor allem qualitativ überzeugende Berufsschulen, damit die berufliche Ausbildung im Vergleich zu schulischen und universitären Alternativen wettbewerbsfähig bleibt.“ Insgesamt äußerten sich die Unternehmen mit dem Partner Berufsschule zufrieden (68 Prozent) bis sehr zufrieden (19 Prozent). Verbesserungsbedarf sehen sie, wie schon bei der Umfrage 2017, bei der Kommunikation zwischen Schule und Betrieb (61 Prozent) und in der Unterrichtsversorgung (34 Prozent). Für 38 Prozent der Befragten sollte die Ausstattung verbessert werden und 30 Prozent erhoffen sich mehr Weiterbildung für Lehrer, damit auch diese für die modernen Anforderungen der Wirtschaftswelt gerüstet sind. „Angesichts des Tempos der Digitalisierung müssen die Berufsschulen bei der Mittelverteilung wegen ihrer Ausbildungs- und Arbeitsmarktnähe absoluten Vorrang bekommen“, fordert Linde.

Nach wie vor bleibt die duale Ausbildung ein Top-Karriereeinstieg für junge Menschen: Knapp 80 Prozent der Unternehmen vertrauen dem IHK-Berufsabschlusszeugnis, wenn es um die Einschätzung von Kompetenzen bei der Mitarbeiterauswahl geht. Damit rangiert die berufliche Ausbildung deutlich vor einem Hochschulabschluss, der nur für jeden zweiten Betrieb relevant ist.