„Alles, was stinkt und kracht . . .“

Prof. Dr. Jörg Oldenburg hat vor Jahren eine alte Legehennen-Anlage am Rande von Oederquart gekauft. Hier entstand später der Neubau für das Ingenieurbüro. Fotos: Wolfgang Becker

Immissionsprognosen, Umweltplanung, Umweltverträglichkeitsstudien, Standortanalysen: Das Ingenieurbüro von Prof. Dr. Jörg Oldenburg in Oederquart.

Oederquart? Nein, das ist nicht in Ostfriesland, sondern ein beschauliches Straßendorf im Nordkehdinger Land, etwa 40 Autominuten nördlich von Stade gelegen. Hier gibt es jede Menge Landschaft, einen Windpark, fette Weiden und das Ingenieurbüro von Prof. Dr. Jörg Oldenburg, Bürgermeister vor Ort und Unternehmer. 25 Mitarbeiter beschäftigt Jörg Oldenburg – Agrarwissenschaftler, Naturwissenschaftler, Umweltspezialisten, Landschaftsplaner und Biologen. Ihre Aufgabe: zum Beispiel die Erstellung von Immissionsgutachten. Oldenburg mit einem Augenzwinkern: „Alles, was stinkt und kracht – das ist bei uns gut aufgehoben.“

Schall- und Geruchsemissionen sind wichtige Parameter, wenn es beispielsweise um Bau- oder Betriebsgenehmigungen geht. Dabei kann es sich im Einzelfall um einen Schweinestall handeln oder eben auch um eine Windkraftanlage. Besteht die Gefahr, dass Anlieger betroffen sein könnten, ist der Fachmann gefragt. Jörg Oldenburg macht diesen Job seit den 90er-Jahren, arbeitete als Gutachter für Geruchsimmissionen, als Gerichtsgutachter und als öffentlich bestellter Sachverständiger unter anderem für die Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein und das Landwirtschaftsministerium in Mecklenburg-Vorpommern. Außerdem leitet er eine entsprechende bundesweit zuständige Prüfkommission, die an die IHK Schwerin angegliedert ist.

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Jörg Oldenburg ist Agraringenieur, kennt sich mit BWL aus und hat sich intensiv mit Genetik und Tierproduktion beschäftigt:

„Als Gutachter sind wir heute vielfältig gefragt. Wir befassen uns mit den Immissionswerten von Kläranlagen, Windkraftanlagen, Schlachthöfen, Futtermittelproduktionen, der Lebensmittelindustrie bis hin zum Restaurantbetrieb. Unser Schwerpunkt lässt sich so zusammenfassen: Ein Unternehmer plant eine Anlage – was sagt der Gutachter dazu?“

Bei Gutachten im Genehmigungsverfahren geht es in der Regel um Prognosen. Jörg Oldenburg: „Wenn ein Bauer einen Schweinestall plant und in der Nähe Wohnbebauung vorhanden ist, dann liefern wir im Bedarfsfall auch den technischen Lösungsansatz, damit das Projekt realisiert werden kann. Dabei kann es um Gerüche ebenso gehen wie um Geräusche, Ammoniak – in der Tierhaltung – und in der Industrie auch um Stickoxide. Um Staubbelastungen oder Bioaerosole.“ Bei Windkraftanlagen steht die Geräuschentwicklung im Vordergrund – sie entsteht unter anderem durch die Rotation der Flügel.

Welcher Biotoptyp ist das?

Ein weiteres Tätigkeitsfeld, mit dem sich die Spezialisten aus Oederquart beschäftigen, ist die Biotoptypen-Kartierung, aus der sich die Bewertung von Flächen in Naturschutz- und Landschaftsschutzgebieten, in geschützten Einzelbiotopen oder in den berühmten FFH-Flächen (Flora-Fauna-Habitate) ableiten lässt. Hier genau hinzuschauen, ist in dem Moment wichtig, wenn ein Eingriff erfolgt – beispielsweise der Bau einer Straße oder auch die Erweiterung einer Betriebsfläche. Jörg Oldenburg: „Wir ermitteln den ökologischen Ausgleich, der fällig wird, wenn zum Beispiel Boden versiegelt werden soll. Auch der Eingriff ins Landschaftsbild ist auszugleichen.“ Etwa fünf bis zehn Prozent des Investments für eine Windkraftanlage werden im Schnitt für den ökologischen Ausgleich ausgegeben. Jeder Eingriff in die Natur wird bilanziert und in Öko-Punkte umgerechnet.

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Typisches Bild in Norddeutschland: Windkraftanlagen auf dem Acker.

Dieses Thema betrifft die Betreiber von Windkraftanlagen, deren Anblick in der Landschaft offenbar zunehmend kritischer gesehen wird. Bevor so eine Windkraftanlage auf der freien Fläche genehmigt und aufgestellt wird, muss eine Umweltverträglichkeitsstudie durchgeführt werden. Es werden Umweltberichte für die Bauleitplanung erstellt. Und es wird im Einzelfall sogar die projektbezogene Bauleitplanung übernommen – vom Ingenieurbüro Oldenburg, das bundesweit zu den führenden Dienstleistern dieser speziellen Branche zählt. Der Professor: „Wir koordinieren auch öffentliche Genehmigungsverfahren nach den Vorgaben des Bundes-Immissionsschutzgesetzes.“

Spitzenlast dank Biogas

Was für den Bau von Windkraftanlagen gilt, betrifft auch Solarflächen und Biogas-Anlagen, wobei Letztere seit drei Jahren so gut wie gar nicht mehr neu genehmigt werden. Aber: „Es gibt viele Anpassungsgenehmigungen, denn Biogas ist speicherfähig. Das lässt sich hervorragend nutzen, um zusätzlichen Strom zu erzeugen, wenn das Netz in Spitzenlastzeiten in die Knie geht. Mit dem Biogas lassen sich dann Blockheizkraftwerke hochfahren, die zusätzlichen Strom produzieren. Viele Biogasanlagen werden derzeit für diese Zwecke umgerüstet, was wiederum genehmigt, also auch gutachterlich begleitet werden muss.“ Viel zu tun also für die Spezialisten aus Oederquart . . . wb

Web: https://www.ing-oldenburg.de