Operation E-Bike

Foto: Wolfgang BeckerHier wird es schon mal fünfstellig: führerschein- und versicherungspflichtige Speedpedelecs des Schweizer Herstellers Stromer || Foto: Wolfgang Becker

AT Cycles Dollern bietet alles, was der
elektrifizierte Fahrradfahrer braucht.

Seit fast drei Jahrzehnten dreht sich das Berufsleben von Sven Krüger rund ums Fahrrad. Er war Entwickler, Hersteller und Vertriebsmann. Er baute in Hamburg erfolgreich das Geschäft mit E-Bikes auf und wagte im vorigen Jahr den Sprung über die Elbe mitten hinein in einen „weißen Fleck“ auf der Landkarte – nach Dollern bei Stade. Der weiße Fleck bezog sich auf den Fahrradhandel, denn der Ort zwischen Buxtehude und Stade ist vor allem für das „Erlebnishaus Mohr“ bekannt. Am 3. März 2020 eröffnete Krüger in Dollern die neuen Geschäftsräume der AT Cycles Dollern GmbH – eine 1000-Quadratmeter-Fläche mit direkter Anbindung an das frequenzstarke Kaufhaus. Keine zwei Wochen später dann der erste Lockdown. Eine Katastrophe? Natürlich sieht ein idealer Start anders aus, aber ein Megatrend im Fahrrad-Business kommt Sven Krüger zugute: Die ohnehin schon stark nachgefragten E-Bikes erleben durch Corona einen wahren Boom. Der kommt alles andere als überraschend.

Direkt im Kaufhaus Mohr

Ein „Fahrrad-Ausflug“ nach Dollern lohnt: Krüger und sein Team haben auf der Fläche ein Bike-Paradies mit Lounge-Ecke eingerichtet. Gleich neben dem Eingang wurde die „gläserne Werkstatt“ mit zwei, künftig vier Arbeitsplätzen platziert – das Reich von Werkstattmeister Kenneth Hirsch. Vis-á-vis vom Verkaufsftresen stehen Hunderte Fahrräder – vor allem der in Deutschland montierten Marke „Velo de Ville“ der AT Zweirad GmbH in Altenberge bei Münster. Krüger: „Diese Marke ist im Fahrradhandel europaweit stark vertreten und beliefert rund 800 Händler. Mittlerweile hat sich der Markt aber verändert. AT Zweirad hat sieben AT-Cycles-Läden (World of Bikes) eröffnet – sechs in Deutschland, einen in Frankreich. Einer davon sind wir.“ Als Premium-Händler ist Krüger nun auch Mitgesellschafter.

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Vor elf Jahren hatte sich Sven Krüger in Hamburg selbstständig gemacht und schon damals auf E-Bikes spezialisiert. Seine Prognose: Dieser Markt habe Potenzial. Tatsächlich ist das Geschäft mit E-Bikes mittlerweile durch die Decke gegangen und durch Corona und die Reisebeschränkungen nochmals verstärkt worden. Frei nach dem Motto: Wenn auf den Balearen nichts geht, dann wird im Urlaub eben mal die Heimat erkundet – passenderweise auf dem E-Bike. So wundert es auch nicht, dass in Dollern vor allem E-Bikes zu finden sind. Verkäufer Dominic Nerkamp: „Wir haben auch noch traditionelle Fahrräder im Verkauf, aber der überwiegende Teil ist elektrifiziert.“ Das Spektrum reicht dabei vom „tretunterstützten“ Stadtrad (bis Tempo 25) über das Treckingrad bis hin zum Speed-Pedelec, das Tempo 45 schafft, ein Versicherungskennzeichen braucht und führerscheinpflichtig ist, denn diese Fahrräder dürfen nur auf Straßen fahren.

Das Geschäft mit dem Fahrrad hat viele Facetten. Sven Krüger: „Wir konzentrieren uns auf Stadt- und Treckingräder. Das ist der Hauptmarkt. Viele Händler haben sich spezialisiert – beispielsweise auf Rennräder, Mountainbikes oder Liegeräder. Auch Velo de Ville bietet nicht die gesamte Palette an. Deshalb haben wir zusätzlich sechs weitere Marken ins Sortiment aufgenommen und können Kinderräder, Lasten-E-Bikes und die Speedpedelecs des Schweizer Herstellers Stromer anbieten.“ Zur Einordnung: Der Rennrad-Bereich hat nur einen Anteil von einem bis 1,5 Prozent am Gesamtfahrradmarkt, wie Krüger sagt.

Stadt- und Treckingräder

Bevor sich Krüger in Dollern niederließ, machte er eine Marktanalyse. Er sagt: „In unserem Einzugsbereich leben rund 260 000 Menschen. Die Mitbewerbersituation ist übersichtlich. Mit Mohr haben wir – in normalen Zeiten – eine ideale Kombi gefunden, denn das Angebot zieht Kunden von weither an. Wir sind sehr froh über diese Partnerschaft. Außerdem hat Dollern eine direkte Anbindung zur A26, wir sind also schnell und bequem zu erreichen.“ Sieben Mitarbeiter sind vor Ort – die beiden Vertriebsspezialisten Dominic Nerkamp und Sascha Möller sowie die Kollegen aus der Werkstatt und aus dem Büro.

In Lockdown-Zeiten konnte Krüger immerhin Click & Collect sowie den Fahrradservice anbieten. Regulär soll AT Cycles aber synchron mit den Mohr-Öffnungszeiten erreichbar sein: montags bis freitags 9 bis 19 Uhr, samstags bis 18 Uhr.

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E-Bike statt Gehaltserhöhung

Unternehmer, die ihren Mitarbeitern etwas Gutes tun möchten, bietet sich mit dem
E-Bike-Boom eine gute Gelegenheit: Bike-Leasing. Sven Krüger: „Der Einstiegspreis für ein qualitativ gutes E-Bike liegt bei 3000 Euro – das ist viel Geld. Über einen Leasingvertrag können Arbeitgeber ihren Mitarbeitern mit einem E-Bike ein Stück moderner Mobilität zur Verfügung stellen. Der private Besteuerungsanteil liegt bei nur 0,25 Prozent.
Oft kommt der Impuls von den Arbeitnehmern, aber wir registrieren, dass dies zunehmend eine attraktive Form der indirekten Gehaltserhöhung ist. Selbstverständlich bieten wir entsprechende Leasing-Pakete an.“

Prognose: „In fünf Jahren ist HH-City
autofrei“

Der E-Bike-Boom ist unübersehbar. Pro Jahr werden in Deutschland vier bis 4,5 Millionen Fahrräder verkauft. Mittlerweile liegt der E-Anteil bei 60 Prozent. Sven Krüger: „Der Markt hat sich binnen vier, fünf Jahren völlig gedreht. Wir setzen voll auf Elektro.“ Was auch daran liegen dürfte, dass die Babyboomer so langsam in den Ruhestand gehen und als ältere Kundschaft neu das Fahrradfahren für sich entdecken. Im Gegensatz zum E-Auto ist eine aufwändige Lade-Infastruktur nicht nötig, wobei vereinzelt durchaus schon Angebote für E-Biker im öffentlichen Raum zu finden sind. Krüger verweist dabei auf die Schweiz, die mittlerweile ein ausgeprägtes Ladesäulen-Netz entlang der touristisch interessanten Routen bietet.

Wie sehr sich die Verhältnisse ändern, zeigt auch die Hansestadt Hamburg, die sich jetzt nach dem Vorbild Amsterdams oder Kopenhagens anschickt, deutsche Fahrrad-Hauptstadt zu werden. Separate Bikelines und gesplittete Straßen, die Fahrradfahrern das Rechtsüberholen ermöglichen und Autofahrer vor unübliche Situationen stellen, sind ein Zeichen für den Wandel. Krügers Prognose: „Kritische Situationen zwischen Fahrradfahrern und Autofahren oder auch Fußgängern häufen sich, aber wir sind in einer Übergangsphase. Ich gehe davon aus, dass Hamburgs Innenstadt in fünf Jahren autofrei sein wird. Die Mobilität wird sich rasant verändern.“

>> Web: www.at-cycles.eu