Wanted: Startkapital für Gründer

Foto: Wolfgang Becker Sie treiben die Kampagne von Harburg aus voran: Dr. Olaf Krüger (Süderelbe AG, von links), Christoph Birkel (hit- Technopark) und Martin Mahn (Tutech). Foto: Wolfgang Becker

Im Hamburger Süden formiert sich eine länderübergreifende Kampagne mit dem Ziel, das größte Hemmnis für Unternehmensgründungen zu beseitigen – Geldmangel.

Gute Ideen gibt es in Hülle und Fülle. Junge Menschen mit dem Unternehmer-Gen soll es auch geben. Raum für Startups? Kein wirkliches Problem. Und wer Beratung, Fortbildung und gute Tipps für den Start in die Selbstständigkeit haben möchte, wird ebenfalls schnell fündig. Allein das Geld ist rar – wer ein neues Unternehmen entwickeln möchte, braucht entweder eine sich selbst finanzierende Top-Idee, reiche Eltern, wohlmeinende Sponsoren oder eine risikofreudige Bank. Ist nichts davon vorhanden, kann es finanziell ganz schnell eng werden. Aus diesem Grund gehen viele Startups gar nicht erst an den Start. Im Hamburger Süden formiert sich jetzt eine länderübergreifende Initiative mit dem Ziel, potenzielle Investoren für Gründungsaktivitäten zu interessieren. Den ersten Schritt machen die Süderelbe AG, der hit-Technopark, die TUHH-nahe Hamburg Innovation GmbH sowie die Wirtschaftsförderungs GmbH aus dem Landkreis Harburg. Stade und Lüneburg sollen hinzustoßen. Sie wollen Transparenz in die diffuse Gründerszene bringen und dazu beitragen, Kapital für Gründerprojekte zu beschaffen.

Transparenz schaffen

Im Gegensatz zu den USA ist der deutsche Gründer zum Erfolg verdammt. Scheitern steht nicht auf der Agenda, denn wer im ersten Anlauf einen Fehlstart hinlegt, ist zumindest aus Sicht vieler Geldgeber „verbrannt“. Das Geschäftsklima ist nicht gerade gründerfreundlich, aber das soll sich nun ändern. Christoph Birkel, Geschäftsführer des hit-Technoparks in Harburg: „Wir beschäftigen uns mit diesem Thema seit geraumer Zeit. Im ersten Schritt wollen wir die Akteure sichtbar machen. Bislang ist es eher so, dass es zwar vielfältige Aktivitäten rund um das Thema Gründung gibt, aber es fehlen die Transparenz und die Bündelung. Im zweiten Schritt geht es um die Verknüpfung der Akteure, um den Aufbau eines Gründungsnetzwerkes in der Metropolregion Hamburg Süd. Und wir wollen natürlich Interesse bei potenziellen Investoren wecken – das ist unser Hauptanliegen.“

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Anfang 2017 soll es ein erstes offizielles Treffen geben, zu dem dann die Wirtschaftsförderer aus den umliegenden Landkreisen hinzugezogen werden. Ein Vorbereitungstreffen fand bereits im November statt – unter anderem mit Beteiligung von Wilfried Seyer, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung im Landkreis Harburg GmbH (WLH).

Die Initiatoren

Es geht also darum, eine Klammer zu schaffen, um die vorhandenen Kompetenzen zielgerichtet einsetzen zu können. Die Rollenverteilung ergibt sich bei den Initiatoren fast von selbst. Wie Seyer im Buchholzer ISI-Zentrum verfügt Birkel beispielsweise im hit-Technopark über Flächen, die auch kleinteilig angeboten werden können und bis zu einer gewissen Größe „mitwachsen“ – ideal für junge Unternehmen, die aus der Startup-Phase kommen und sich auf eigene Beine stellen. Die Hamburg Innovation GmbH – das Pendant zur Tutech Innovation GmbH – zieht die Fäden über die Elbe nach Norden. Geschäftsführer Martin Mahn: „Wir sind Ansprechpartner aller Hamburger Universitäten, wenn es um den Transfer zwischen Wissenschaft und Wirtschaft geht. Zugleich bilden sich Allianzen beispielsweise auch mit der Leuphana Universität in Lüneburg. Wir sind da absolut offen.“ Die Tutech im Harburger Binnenhafen hat quasi die Funktion eines Inkubators. An der Harburger Schloßstraße werden derzeit vor allem wissenschaftlich-technische Ideen aus dem Umfeld der Technischen Universität Hamburg (TUHH) „ausgebrütet“ und – wenn es gut läuft – zu Unternehmen entwickelt. Eine tragende Rolle hat in diesem Zusammenhang auch das Startup-Dock der TUHH: Es bildet mit seinen erfolgreichen Aktivitäten rund um studentisches Gründen den Anfang der ganzen Startup-Pipeline.

Die Süderelbe AG, vor mehr als zehn Jahren als länderübergreifende Wachstumsinitiative an den Start gegangen, fokussiert sich mittlerweile verstärkt auf Wirtschaftsförderung und Regionalentwicklung. Die SAG hat sich unter Führung von Dr. Olaf Krüger neu aufgestellt und sieht sich im Rahmen der noch namenlosen Gründungskampagne als Bindeglied zwischen Hamburg und dem Norden Niedersachsens. Die etwa 90 Aktionäre der SAG, sowohl kommunale Träger (Landkreise) als auch Unternehmen, kommen aus beiden Bundesländern. Er sagt: „Die SAG kann hier hervorragend ihrer koordinierenden und moderierenden Rolle an der Schnittstelle der Bundesländer gerecht werden. Zudem kann die Initiative ein Baustein sein, um die Innovationsfähigkeit unserer Region zu verbessern.“ In Niedersachsen soll die Gründungsinitiative über die Wirtschaftsförderer gebündelt werden, die selbstständig in diesen Bereichen unterwegs sind. 

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