„Wir stehen für die Selbstständigkeit der Kreissparkasse Stade“

Foto: Wolfgang BeckerÜber den Dächern von Stade: der mittlerweile in den Ruhestand verabschiedete Vorstandsvorsitzende Ralf Achim Rotsch (von links), sein Nachfolger Matthias Lühmann und der neue Vorstand Berend Bohlen auf der Dachterrasse der Zentrale an der Großen Schmiedestraße. Foto: Wolfgang Becker

Stabwechsel auf der Vorstandsetage: Ralf Achim Rotsch übergibt sein Amt an Matthias Lühmann – Neu im Vorstand: Behrend Bohlen.

Wenn Ralf Achim Rotsch, soeben ausgeschiedener Vorstandsvorsitzender der Kreissparkasse Stade, bis ins Jahr 2005 zurückschaut, dann fallen ihm allerlei Ereignisse eine – gute, weniger gute und manche, auf die er auch gern ganz verzichtet hätte. Trotz bewegter Jahre an der Spitze zieht er mit Blick auf den nun begonnenen Ruhestand eine positive Bilanz und hat den Staffelstab jetzt zum 1. Juni an seinen Nachfolger, Matthias Lühmann, übergeben. Der 47-Jährige ist bei Amtsantritt sieben Jahre älter als es Rotsch damals war, als er die Hauptverantwortung für die Kreissparkasse übernahm, dennoch aber erst der sechste Vorstandsvorsitzende seit dem Zweiten Weltkrieg – ein auffälliger Beleg für ein hohes Maß an Beständigkeit.

Die Wurzeln der Kreissparkasse Stade reichen bis weit in das vorletzte Jahrhundert zurück. Damals, im Jahr 1843, wurde der älteste Zweig gegründet: die Spar-Casse für das Land Kehdingen, Freiburgschen Theils. Die letzte Fusion fand 1934 statt, und seitdem segelt das Unternehmen beständig und ohne Leck auch durch stürmische Zeiten. Rotsch: „2005 übernahm ich den Vorstandsvorsitz, nur drei Jahre später dann die erste große Herausforderung: die weltweite Finanzkrise, ausgelöst durch die Lehman-Pleite in den USA. Das war haarig. Es kam aber zum Glück dann doch nicht so schlimm wie befürchtet. Heute schmunzeln wir darüber, aber wir hatten durchaus Angst davor, dass ein Run auf das Bargeld bevorstehen könnte. Also bereiteten wir uns vor und packten den Tresor voll. Der Run blieb zwar aus, aber es waren tatsächlich Leute da und wollten einfach nur mal ihr Geld sehen . . .“

Allzeithochs statt Krisenstimmung

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Es folgte die Euro-Krise, ausgelöst durch die bevorstehende Staatsinsolvenz Griechenlands. Rotsch: „Auch da stellten sich heikle Fragen. Die Folgen sehen wir bis heute an der sehr hohen Liquidität, die im Umlauf ist.“ Und dann natürlich die Corona-Krise. Rotsch: „Mit dem ersten Lockdown rauschten die Börsenkurse in den Keller. Ein Desaster? Tatsächlich stiegen gerade in dieser Phase viele neue Kunden ein und haben das – Stand heute – genau richtig gemacht.“ Mittlerweile ist der Kurs von 8400 auf mehr als 15 000 Punkte hochgeschossen. Allzeithochs statt Krisenstimmung. Dennoch sagt Rotsch: „Wir haben viele Geschäftskunden und müssen in der Folge von Corona auch mit entsprechend der einen oder anderen vielen Insolvenz rechnen. Es tut uns natürlich um jeden Kunden und sein Lebenswerk leid. Mit Blick auf die Gesamtwirtschaft oder unsere eigene Risikolage sehen wir keinerlei Probleme. Die vielfältigen staatlichen Maßnahmen haben geholfen beziehungsweise helfen, die temporären Umsatzrückgänge durch Corona zu überbrücken. Unternehmen, die nicht zu den hauptbetroffenen Branchen gehören und vor Corona gesund waren, die sind in der Regel auch nach Corona gesund und profitieren von dem Anziehen der Wirtschaft.“ Ein großes Lob spricht der ehemalige Vorstandschef der Mannschaft aus: „Ohne die tollen Mitarbeiter wären die vergangenen Jahre nicht so erfolgreich verlaufen. Seit 2005 ist das Geschäftsvolumen um 50 Prozent gewachsen.“ Unter Ralf Achim Rotsch wurde die Kreissparkasse Stade zudem zur Umweltsparkasse mit eigener Stiftung und zahlreichen Projekten wie zum Beispiel „De ole Eekboom“ und das Bienen-Starter-Set entwickelt. Sie ist treue Aktionärin der Süderelbe AG und unterstützt die Wirtschaftsförderung im Landkreis Stade maßgeblich.

Solide und stark genug

Seit dem 1. Juni liegt die Verantwortung nun in neuen Händen. Mit Matthias Lühmann ist ein Mann aus dem eigenen Hause an die Spitze gerückt. Gemeinsam mit Berend Bohlen bildet er nun die obligatorische Doppelspitze. Lühmann startete 1990 als Azubi und steht für den bewährten Kurs: „Wir stehen für die Selbstständigkeit der Kreissparkasse Stade.“ Die hat rund 330 Mitarbeiter (nach Köpfen) und setzt auf flache Hierarchien. Während Lühmann für das Kundengeschäft und das Personal zuständig ist, setzt sein neuer Kollege Berend Bohlen, bislang Mitarbeiter der Sparkasse Rothenburg Osterholz, den Schwerpunkt auf die Bereiche Marktfolge, Organisation und Stab.

Die Herausforderung für den neuen Vorstand: „Das sind die Themen, die alle Regionalbanken dieser Tage zu bewältigen haben. Die Negativzins-Epoche drückt auf die Zinserträge. Und die vielfältigen aufsichtsrechtlichen Anforderungen, die im Wesentlichen für Großbanken erdacht wurden, uns aber auch treffen, erhöhen den Aufwand enorm. Ganz sicher wird uns die Digitalisierung weiterhin stark fordern, was auch einen erheblichen administrativen Aufwand mit sich bringt“, sagt Matthias Lühmann und stellt erleichtert fest, dass „es bislang keine Anzeichen dafür gibt, dass die Corona-Pandemie zu einem kapitalen Crash führen wird“. Mit einer Bilanzsumme von fast zwei Milliarden Euro steht die Kreissparkasse nach Aussage von Rotsch und Lühmann solide und stark genug da, um sich weiterhin eigenständig am Markt zu behaupten. wb

>> Web: www.ksk-stade.de

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