Autobahn 27 entwickelt sich zum Nadelöhr

Lkw auf der Autobahn 27Die Baustelle auf der Autobahn 27 geht auch mit Geschwindigkeitsbegrenzungen einher. Foto: Hartmann

Die Autobahn A27 wird zum Flaschenhals für die deutsche Exportwirtschaft. Zwei Großbaustellen in Bremen und Bremerhaven werden über Monate den Verkehr zu den Häfen in Bremen und Bremerhaven behindern.

Bei 99 Tonnen ist Schluss. Mehr darf ein Schwertransport insgesamt nicht wiegen, wenn er über die Autobahn A27 den Überseehafen in Bremerhaven erreichen will. Das Hindernis ist die Lesumbrücke zwischen dem Bremer Autobahnkreuz Industriehäfen und der Anschlussstelle Bremen-Nord, die mittlerweile so marode ist, dass sie nicht mehr unbeschränkt befahrbar ist und die Richtungsfahrbahn Bremen gesperrt werden musste. Wann das Hindernis beseitigt werden kann, ist noch offen. Das Bundesverkehrsministerium hat dem Land Bremen zwar Mittel für eine Sanierung oder einen Ersatz in Aussicht gestellt. Aber allein die Planung einer neuen Lesumbrücke dauert nach Angaben des Verkehrsressorts der Bremer Landesregierung zwei Jahre. Immerhin sollen die Mittel dafür jetzt bereitgestellt werden.

Ein bundesweites Problem

Das Problem an der idyllischen Lesum ist kein Thema des Landes Bremen, sondern symptomatisch für die Infrastruktur in der Bundesrepublik. Von den rund 40000 Fernstraßenbrücken zwischen Flensburg und Garmisch-Partenkirchen ist nach Zahlen aus der Bundesanstalt für Straßenwesen bei jedem die Stand- oder Verkehrssicherheit nicht mehr uneingeschränkt gewährleistet. Das Alarmierende: Den Daten der Bundesanstalt zufolge reicht das Sanierungsprogramm des Bundes nicht aus.

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300 Kilometer Umweg

Das Geschehen selbst im Süden Deutschlands trifft dabei den Norden. Schwertransporte von Augsburg nach Bremen und Bremerhaven müssen mittlerweile gut 300 Kilometer Umweg fahren. Insbesondere für die Maschinenbauindustrie in Baden-Württemberg und Bayern ist deswegen bald einfacher, ihre schweren Exportgüter zu den Rheinmündungshäfen und nicht mehr nach Bremerhaven oder Bremen zu schaffen.

Die Moorbrücke zwischen den Bremerhavener Anschlussstellen Mitte und Überseehäfen ist das zweite große Hindernis auf der Autobahn A27 von und zu den Bremerhavener Überseehäfen. Nachdem die Richtungsfahrbahn Bremen bereits im vergangenen Jahr saniert wurde, haben jetzt die Arbeiten an der Strecke Richtung Überseehäfen/Cuxhaven begonnen.

Die Folgen des Sanierungsstaus an der deutschen Verkehrsinfrastruktur sind hier besonders gravierend: Seit Anfang April steht in jede Richtung nur noch eine Fahrspur zur Verfügung. In der ersten Bauphase war das mit einem Tempolimit auf 40 Stundenkilometer verbunden. Diese Arbeiten dauern voraussichtlich bis Ende Oktober, danach müssen die Baukolonnen noch einmal an der Gegenfahrbahn Hand anlegen. Dort hat sich der neue Betonbelag so gewellt, dass er nachträglich plan geschliffen werden muss.  (heu)