Zwischen latentem Leerstand und zukünftigem Erlebnisraum

DNA der deutschen Fußgängerzonen

Man hat ja fast den Eindruck, dass es zwischen Kaufhäusern und Online-Shopping keine weiteren Aspekte mehr gibt beim Thema Einzelhandel. Hier der Niedergang, dort die scheinbar pure Dynamik. Durch Covid-19 nochmals beidseitig verstärkt“, schreibt Prof. Dr. Thomas Beyerle, Catella Property Valuation GmbH und Leiter der Forschungsabteilung bei Catella Deutschland, und stellt in einem jüngst verschickten Newsletter seine Sicht dar: „Der relevante Markt für Einzelhandelsnutzung ist die Fußgängerzone.“ Catella Research hat im zweiten Halbjahr 2020 die 24 traditionell am stärksten frequentierten Fußgängerzonen in den deutschen A- und B-Standorten unter die Lupe genommen, vermessen, kartiert und analysiert – und so die DNA der deutschen Fußgängerzone entschlüsselt.

Beyerle: „Natürlich haben Sie gewusst, dass das Mietniveau dort am höchsten ist. Denn damit erklärt sich auch die oftmals geäußerte Kritik an der Austauschbarkeit der Läden. Mag sein, doch dort ist auch der Wandel am sichtbarsten aufgrund des hohen Preisdrucks.“ Noch verberge sich hinter dem griffigen Slogan „Aufenthaltsqualität schaffen“ ein buntes Potpourri an Ideen. Beyerle: „Mehr Gastronomie ist nicht zwangsläufig der Schlüssel zur Glückseligkeit. Wenn sich folglich wieder mehr Menschen in den Erlebniszonen treffen, vielleicht sogar dort wohnen und arbeiten, die Angebote attraktiver werden, Grund und Boden eine neue Wertsteigerung erfahren, findet auch eine veränderte gesellschaftliche Mischung statt. Ideologiefreies Diskutieren sollte hier das Gebot der Stunde sein. Eine Blaupause des Handelns gibt es nicht, wohl aber die Erwartung an die größte städtebauliche Transformation der letzten 50 Jahre.“


Haben Sie gewusst, dass:

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π die deutsche Fußgängerzone im Schnitt
620 Meter lang ist?

π Fußgängerzonen im Stadtzentrum in A-Städten etwa 50 Prozent und in B-Städten etwa 70 Prozent der Einkaufsstraßen ausmachen?

π es dort im Schnitt 42 Läden gibt?

π der Filialisierungsgrad in A-Standorten (91 Prozent) höher ist als an den B-Standorten (82,5 Prozent)?

π deren Aufkommen ein Produkt der Stadtplanung der 60er- und 70er-Jahre ist?

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π in 70 Prozent der untersuchten Städte jeweils ein Kaufhaus beziehungsweise Shopping-Center verortet ist?

π an allen Fußgängerzonen eine sehr gute
ÖPNV-Anbindung herrscht?

π die Gastronomiedichte in B-Städten höher ist als in A-Städten?

π der inhabergeführte Einzelhandel eher in den Nebenlagen, denn der Hauptfußgängerzone vorzufinden ist?