Da rollt etwas auf den Süden zu

In Wilhelmsburg umstritten: Die A26 Ost, die jetzt den Namen Hafenpassage trägt und durch die Verbindung von A1 und A7 vor allem die B73, aber auch die Hafenstrecken entlasten soll. Visualisierung: DEGES

Haspa-Immobilienfrühstück: Staatsrat Andreas Rieckhof referiert über Hamburgs Straßensanierungs- und Straßenbauvorhaben

Brexit, EU-Krise, Wahljahr 2017 und dann auch noch Trump – die Einladung, mit der Björn Sass, Leiter des Firmenkundencenters Süd, die etwa 150 Gäste beim Haspa-Immobilienfrühstück im Channel Riverside am Veritaskai in Harburg thematisch einstimmte, federte alles an Unwägbarkeiten ab, was danach folgte: Andreas Rieckhof, Staatsrat der Hamburger Wirtschaftsbehörde mit dem Schwerpunkt Verkehr, gab einen Überblick über die aktuellen und anstehenden großen Infrastrukturprojekte in der Hansestadt. Seine Botschaft: Auf den Süden rollt etwas zu – auf den Autobahnen wird es auf Jahre hin Baustellen und damit verbundene Einschränkungen geben.

Das Haspa-Immobilienfrühstück ist ein beliebter Treffpunkt für Unternehmer, die im weitesten Sinne mit dem Thema Immobilien/Bauen zu tun haben. Auffällig: Der Haspa gelingt es bei solchen Veranstaltungsformaten zunehmend, den Wirtschaftsraum weit zu definieren. So trafen sich im Channel Vertreter aus Stade, Buxtehude, Harburg, dem Landkreis Harburg, Uelzen und Lüneburg – eine gute Gelegenheit, vielleicht erstmals grenzüberschreitend miteinander ins Gespräch zu kommen.

Krasse Gegensätze

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Bei allem Wirbel um Trump und Co. sind die Probleme vor der Haustür – in diesem Fall die Verkehrsprobleme – durchaus geeignet, die Realitäten wieder ins Lot zu bringen. Andreas Rieckhof, bis 2011 Bürgermeister der Hansestadt Stade, schätzt offenbar den Kontakt zum Bürger. Er diskutiert mit Wilhelmsburger Autobahngegnern ebenso wie mit Unternehmern – wohl wissend, dass sich die Auffassungen beider Zielgruppen im krassen Gegensatz zueinander befinden. Hier den gangbaren Weg zur Realisierung der großen Verkehrsplanungen zu finden, ist seine Hauptaufgabe.
Was den Süden betrifft: Die A7 muss vor allem in dem aufgeständerten Bereich zwischen Waltershof und Heimfeld („Hochstraße Elbmarsch“) grundsaniert werden – und zwar bei laufendem Betrieb. Ein Teil der Stützen ist angegriffen, aber der Austausch sämtlicher 660 Stützen, wie eine Tageszeitung berichtete, sei bei weitem nicht nötig. Eine Großbaustelle ist hier ab dem kommenden Jahr zu erwarten.
Schwere Schäden gibt es offenbar auch auf der A1. Auf mehreren Kilometern seien bis zu 15 Zentimeter tiefe Risse in der Fahrbahn aufgetreten. Auch hier muss saniert werden. Der Neubau der A26 Ost (heißt jetzt Hafenpassage statt Querspange) in drei Teilabschnitten wird zwar nicht unmittelbar beginnen, aber für den ersten Abschnitt südlich von Moorburg werden in Kürze die Planfeststellungsunterlagen öffentlich ausgelegt. Nach Rieckhofs Einschätzung dürfte es hier wie auch für den zweiten Abschnitt bis zur Kreuzung der Reichsstraße kaum Klagen geben, während es im dritten Abschnitt (Finkenriek) zu heftiger Gegenwehr der betroffenen Anwohner komme. Die Verlegung der Reichsstraße an die Bahnstrecke im Osten ist ein weiteres Großprojekt, das Hamburg vorantreibt.

„Jetzt ist Erntezeit“

Rieckhof: „Wir haben fünf Jahre lang an den Planungen gearbeitet – jetzt beginnt sozusagen die Erntezeit. Das heißt: Wir werden über Jahre hinweg Baustellen haben.“ Und auch juristische Auseinandersetzungen mit Anliegern und Umweltschützern. Dazu der Staatsrat: „Man kann sagen: Jedes Großprojekt, das in Deutschland beklagt wird, kommt am Ende doch. Aber wir versuchen, Lösungen für die Betroffenen zu finden.“ Er betonte, dass der Ausbau der Autobahnen ein Bundesthema ist, wobei der Großteil der Planungskosten jedoch am Land hängenbleibe. Dies belaste den Hamburger Haushalt mit mehreren 
100 Millionen Euro. Hintergrund: Der Bund übernimmt zwar die Baukosten, aber nur drei Prozent der Planungskosten, die etwa mit 
20 Prozent der Baukosten zu veranschlagen sind. Die Differenz müssen die Länder aufbringen.

Hamburg hat sich entschlossen, die über viele Jahre hinweg vernachlässigten Erhaltungsmaßnahmen jetzt umzusetzen. Obwohl der Bund plane, die Bundesautobahnen komplett in eine eigene neue Gesellschaft zu überführen. Er wäre dann auch zu 100 Prozent für alle Kosten zuständig, so Rieckhof. Aber: Der Bürgermeister habe entschieden, dass Hamburg darauf nicht warten könne.wb

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