Ein Jahrhundertbauwerk

Schulz: „Mitten durch unsere Baustelle verläuft auch die einzige Zufahrt – Gleis und Straße – zum BLG Autoterminal Hamburg. Da herrscht ständig Bewegung.“ Und damit nicht genug: Die Harburger Raffinerie Nynas (vormals Shell) ist über eine Pipelinetrasse aus 16 Rohrleitungen mit dem Tankschiffterminal auf der Kattwyk­halbinsel verbunden – eine Hauptschlagader für das Unternehmen. Diese Pipelinetrasse musste mit zwei weiteren Brückenbauwerken versehen werden, um der neuen Bahntrasse und auch der Deichverteidigung eine Überquerung zu ermöglichen.
Auch die Ostanbindung ist bei laufendem Betrieb mittlerweile so gut wie fertiggestellt. Eine Vollsperrung dieser wichtigen Verkehrsverbindung kündigt sich aber an. Schulz: „2020, wenn die neue Brücke steht und die Gleise angeschlossen werden, müssen wir dafür die Bereiche um die Kattwykbrücke kurzfristig sperren.“

Darum braucht Hamburg eine zweite Kattwykbrücke
Die Anfang der 70er-Jahre gebaute Kattwykbrücke ist ein Hybrid – halb Bahn-, halb Straßenbrücke. Das Bahngleis verläuft exakt in der Mitte, sodass die Brücke für den Auto- und Schwerlastverkehr gesperrt werden muss, sobald ein Zug den Kattwyk überqueren muss. Sebastian Schulz: „Die Züge, insbesondere die schweren Erzzüge, sind für so ein Bauwerk eine enorme Belastung. Untersuchungen haben ergeben, dass die Brücke unter den gegebenen Umständen nicht mehr lange halten wird. 2030 käme das Aus. Ohne Züge kann sie allerdings noch 100 Jahre stehen.“ Vor diesem Hintergrund wurde beschlossen, parallel eine zweite Brücke aufzustellen, die nur für den Bahnverkehr genutzt wird. Die Planungsphase dauerte von 2008 bis 2012. Seit 2013 ist das Gesamtprojekt im Bau und hat jetzt mit dem Setzen der beiden Fundamente im Strom seinen technischen Höhepunkt erreicht. wb

So behält HPA 
den Überblick
Das Großprojekt besteht aus etwa 7000 Einzelplänen. Eine Besonderheit: Anstatt einen Generalunternehmer zu beauftragen, hat die HPA das 250-Millionen Euro-Projekt in elf Lose unterteilt und vergeben. Schulz und sein 55-köpfiges Team, darunter auch externe Ingenieure, koordinieren die Vergabeeinheiten und die Schnittstellen. Die Arge HC Hagemann/Bögl/Heijmanns hat den Auftrag, die Widerlager, die Strompfeiler und die Stahlbetonarbeiten für die Fundamente der neuen Hubbrücke auszuführen. Das Auftragsvolumen liegt bei 40 bis 50 Millionen Euro inklusive dem Bau zweier Gebäude, darunter ein Steuerstand für die Brücke, wie Thorsten Saefkow sagt, Prokurist Ingenieurbau/Wasser- und Hafenbau bei HC Hagemann.
Eine zweite Besonderheit: Vor der Auftragsvergabe hatte die HPA eine komplette Bauausführungsplanung erstellt. Alles wurde gezeichnet, berechnet – „bis auf die letzte Schraube“, wie Projektleiter Sebastian Schulz sagt. „Dieser Prozess war transparent, die Firmen konnten alles einsehen, sollten aber dennoch eine eigene Planung fertigen. So hatten wir doppelte Sicherheit, dass nicht irgendein wichtiger Punkt übersehen wurde. Auch in dieser Hinsicht ist die neue Kattwykbrücke ein Unikat.“ wb

Anzeige