Stadtplanung aus der Giselbert-Perspektive

Der Grundplan steht: Jetzt geht es an die Detailplanung für das zehn Hektar große Buxtehuder Baugebiet Giselbertstraße.

B&P-GESPRÄCH Buxtehude bringt ein zehn Hektar großes Wohngebiet an den Start

Der Name ist zumindest geschichts­interessierten Buxtehudern geläufig: Giselbert von Brunkhorst, Erzbischof in Bremen, machte den Klosterort Buxtehude 1285 zur Hafenstadt. Dabei ging er mit Weitblick vor und gründete die erste deutsche Stadt, die planmäßig um ein Hafenbecken herumgebaut wurde – Basis für die spätere Mitgliedschaft in der Hanse. Ganz im Sinne des Stadtgründers geht Buxtehude auch im Jahr 2018 planmäßig vor und treibt die Stadtentwicklung voran. Das neue Baugebiet Giselbertstraße soll vor allem Wohnraum schaffen, denn auch die Menschen in Buxtehude bekommen den Druck zu spüren, der auf dem Wohnungsmarkt lastet. Was die Hansestadt an der Giselbertstraße vorhat, erläuterten Michael Nyveld, Erster Stadtrat, und Annette Mojik-Schneede, Fachgruppenleiterin Stadtplanung und Landschaftsbau, im B&P-Gespräch.

Die Baufläche liegt im Nordwesten der Stadt an der langgezogenen Giselbertstraße, Ecke Königsdamm und umfasst zehn Hektar. Michael Nyveld: „Wir haben dieses Areal schon seit zehn Jahren im Fokus, aber bislang gehörte es zum Überflutungsgebiet. Es wurden dann noch einmal eine exakte Vermessung durchgeführt und dabei herausgefunden, dass unser künftiges Baugebiet tatsächlich höher ist als die angrenzenden Flächen, also im Falle eines Hochwassers nicht überflutet würde. Unser Ziel ist es, hier Wohnungsbau umzusetzen – Mehrfamilienhäuser mit vier, maximal fünf Geschossen, aber auch ein paar Flächen für Einfamilienhäuser im Übergang zum Königsdamm. Das Besondere: Der jetzt vorliegende Plan ist mit den Bürgern gemeinsam entwickelt worden.“

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Druck auf dem Wohnungsmarkt

Wenigsten 30 Prozent der Fläche für den Geschosswohnungsbau soll für den „preisgedämpften Wohnungsbau“ zur Verfügung stehen – mindestens 400 Wohneinheiten sind insgesamt geplant. Damit reagiert die Stadt auf die große Nachfrage nach günstigem Wohnraum. Annette Mojik-Schneede sagt: „Der Mangel am Wohnungsmarkt ist mittlerweile auch in Buxtehude ein großes Thema.“ Und ein baupolitisches Thema sowieso. Deshalb wurden die Bürger frühzeitig mit an den Tisch geholt. Michael Nyveld: „Es gab natürlich Befürchtungen aus dem Kreis der Anlieger. Deshalb haben wir zu Info-Veranstaltungen geladen, mit den Bürgern zusammen Workshops gemacht und einen Grundplan entwickelt, den alle mittragen können. Das Verfahren hat sich sehr bewährt, sodass wir fast keine Bedenken mehr zu erwarten hatten, beispielsweise als der B-Plan-Entwurf öffentlich ausgelegt wurde.“ Mittlerweile liege ein rechtkräftiger Bebauungsplan vor.

Der Plan zeigt unter anderem eine zentrale Grünfläche, um die herum sich die Bebauung gruppiert – eine Giselbert-Parallele. Wie sich die einzelnen Quartiere konkret entwickeln sollen, wird noch in den städtischen Gremien diskutiert. Annette Mojik-Schneede: „Es ist beispielsweise denkbar, ein Quartier für junges Wohnen zu gestalten, ein anderes für seniorengerechtes Wohnen. Auch Baugemeinschaften könnten zum Zuge kommen.“ Zwei Drittel der ehemals landwirtschaftlichen Fläche ist im Besitz der Stadt, ein Drittel gehört einem Entwickler. Diese Areale sind aber nicht separat zu betrachten, sondern werden durchmischt, um am Ende ein homogenes Neubaugebiet zu haben. Die Quartiere sollen im Rahmen einer Konzeptvergabe an interessierte Bauträger gehen, die sich bewerben können. Michael Nyveld: „Wir werden im Eingangsbereich auch eine große Kindertagesstätte einrichten sowie Raum für Ladengeschäfte schaffen – zum Beispiel für eine Bäckerei oder einen Friseur. Auch das Thema Seniorenbetreuung haben wir im Blick.“

Die Erschließung des Baugebietes Giselbertstraße befindet sich jetzt in der Startphase und ist noch nicht konkret durchgeplant. Die Erschließung durch die Stadt soll 2019 erfolgen, mit dem Baubeginn der ersten Häuser rechnet der Erste Stadtrat 2020. Drei, maximal fünf Jahre wird es dauern, dann ist die Fläche nach seiner Einschätzung voll belegt. Die Flächen sollen an die Bauträger verkauft werden, es wird jedoch auch über Erbpacht nachgedacht.

Drittel-Mix im Wohnungsbau

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Annette Mojik-Schneede: „Wir regieren mit diesem Projekt auf die Nachfragen, die uns täglich erreichen. Zumeist geht es dabei um Grundstücke für Einfamilienhäuser. Insgesamt ist die Eigentumsquote in Buxtehude sehr hoch. Trotzdem fehlt es an günstigen Mietwohnungen.“ Buxtehude orientiert sich dabei an Hamburg: Dort ist der Drittel-Mix im Wohnungsbau mittlerweile Pflicht – ein Drittel muss öffentlich gefördert sein. Auch in Buxtehude fallen geförderte Wohnungen aus den 90er-Jahren jetzt zunehmend aus der Bindung. Die Nähe zu Hamburg und die Attraktivität der Kleinstadt haben eine hohe Anziehungskraft für Menschen, die sich in der Metropolregion ansiedeln.

Kerstin Maack, Leiterin der Wirtschaftsförderung: „Buxtehude hat eine sehr gute Infrastruktur, ist ein vielfältiger und gut aufgestellter Wirtschaftsstandort und wirkt eben nicht großstädtisch. Solche Orte sind beliebt, auch unter dem Aspekt der Verbindung von ‚Wohnen und Arbeiten‘.“ Annette Mojik-Schneede möchte mit dem neuen Wohngebiet aber kein Signal nach außen senden: „Den Zuschlag für die Wohnungen und Häuser sollen vorrangig Bewerber aus Buxtehude bekommen sowie Bewerber, die in Buxtehude arbeiten. Mit den Stadtwerken wird zurzeit ein Energiekonzept erstellt. Im Gespräch ist es, ein zentrales Blockheizkraftwerk zu bauen, das alle Wohnungen mit Strom und Wärme versorgt. Die Häuser sollen einen hohen energetischen Standard bekommen und ans Glasfasernetz angeschlossen werden. wb

>> Web: https://www.buxtehude.de/portal/seiten/aktuelle-projekte